Saarkalender für das Jahr 1928
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7. Bei einer Güterabfertigung wird eine herrenloſe Käse- und eine Gurkensendung
verſteigert. Die Versteigerung muß für beide Sendungen bekanntgemacht werden; dieſe
Kosten werden von dem Erlös abgezogen. Die Güterabfertigung macht den Verkauf ge-
meinsam durch eine Anzeige in der „Saarbrücker Zeitung“ bekannt und bringt die
Insertionskoſten bei dem einen Erlös ohne näheren Vermerk in Abzug. Es ergeht alsdann
die Anfrage, wo die Bekanntmachungskoſsten für die zweite Sendung verrechnet wurden.
Die Beantwortung lautete:
„Kurzer Hand zu berichten, daß die Quittung sich bei der Gurkenversſteigerung
hejtudet und im Anſchluß daran der Käse stattgefunden hat, wodurch Kosten erſpart
wurden
_ Hs. Aus dem Gesuche um Versetzung eines Schlossers, der mit der Mutter des Geſuch-
ſtellers intime Beziehungen hatte:
„Meine Mutter steht in den sexue!len Teilen ihrer Charakterfestigkeit sehr schwach
und bekam nach dem Tode meines Vaters ein uneheliches Kind.“
9. Aus einem Bericht über eine Beſhwerde:
„Die schmutzigen Reden, die einer anständigen Frau die Schamröte ins Geſicht
treiben würden, kamen bei ihr an mehreren Stellen zum Ausbruch.“
10. Ein pensionierter Lokomotivheizer bereitet der Eiſenbahnverwaltung viel Schrei-
lereien. Auf eine Anfrage bei der zuſtändigen Ortspolizeibehörde geht die Antwort, ge-
schrieben von einem Gendarm, ein:
„I . . . iſt zwar nicht verheiratet, er lebt aber als ob er verheiratet wäre.“
11. Aus dem unterſtützungsgeſuch eines Unterbeamten:
„Um meinen heruntergewirtschafteten Haushalt, meine Gesundheit, durch die
ausgesſtandenen Kriegsstrapazen und die ſchweren seeliſchen Erschütterungen sehr
gefährdei, in die Höhe zu bringen und meinen 2 Kindern und mir nochmals mein
Heim zu gründen, habe ich mich am 2. 10. 19 mit einer Kriegerswitwe wieder
verheiralet. Während ich mein Hauptaugenmerk auf den Ausgleich dieſes unde--
rechenbaren Schadens richtete, hat es das Geschick sſo gefügt, daß meine Familie
nunmehr auf 7 Köpfe angewachsen ist.“
12. Ein Arbeiter bittet um Unterſtüttzung zum Ableben seiner Frau.
13. Ein Bahnhofsaufseher berichtet über die Verfolgung eines Diebes:
„Ich verfolgte sofort den Dieb, aber nach kurzer Zeit war er meinem Horizeuen
entſchwunden.“
14. Eine Bahnmeisterei beschafft Drahiglas und begründet dies:
„Zur Ueberdachung der Annahme von Prrivatdepeſchen.“
15. Eine Rechnung über Wagenbeſchädigungen trägt folgenden Vermerk:
„Der verſchuldete Beamte iſt der Gerichtsbehörde mit Schreiben vom 4. 8. 23 zur
Aburteilung überwieſen worden.“
16. In einem Kontrollheft einer Werkstätte iſt als Arbeitsleiſtung des Arbeiters M.
qu. 5. 10. prtragen. Kolbenſchieber, Stangen und Muttern. Niederkunft der Frau."
ge Q eket folüenden Tagen, 4. und 5. 10., lautet die Arbeitsleiſtung: „Wie am 3. 10.
17. Ein pensionierter Arbeiter ſchreibt an die Pensionskasse, die ihn während der
Marktinflation wiederholt aufforderte, seine Bezüge auf der Kasse in Empfang zu nehmen:
„Die Rente und Zusatzrente sind so gering, daß es sich nicht mehr lohnt, die Be-
träge in Empfang zu nehmen. Ich kann mir dafür noch nicht einmal einen Stricl:
kaufen, um mich aufzuhängen und dann muß ich noch auf die doch übliche Henkers-
mahlzeit verzichten.“
18. In einer Einnahme-Anweiſung über Erſatzkoſten iſt folgende Begründung zu
fupen: „Der Hilfsweichenwärter Sch. legte am 24. 4. 25 die Plombierzange auf den
Bahnsteig, wobei derſelbe abyanden gekommen iſt.“
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