Saarkalender für das Jahr 1928
Als Antwort auf die Klageschrift wider Herrn König, nämlich wegen des Betretens |
der Orgel in der Püttlinger Kirche, antwortete Paſtor Hintgen dem Bürgermeister Kunckel:
„Der Herr König, der ſchon gut Klavier ſpielt, wollte auch Unterricht bey er-
fahrenen approbierten Orgelspieler auf unserer Orgel nehmen, um ſich zu Ver Voll-
kommenen, wie es jedes Menſchen Pflicht iſt; dieſes erregte bei dem Job ſeiner
Familie und den Vier Kläger einen ſolchen Haß, daß ſie dem Herr König allen
Schand und Schimpf anthaten, und Vielleicht noch im Kurzen ans Grab bringen.
Die ursſach dieſes ihres Betragens iſt, weil Job sein Sohn noch sehr unerfahren im
Orgelſpielen iſt und sich, wie sein Vater, in nichts Ver Vollkommenen nill, und des-
wegen Horcht haben, Herr König würde an dessen Stelle geſetzt werden. Unglück,
weil Job mit den Verklägers so unwissend iſt, daß sie nichl einmal wissen, ob die
Orgel unter der Aufsicht der Gemeinde oder des Kirchenvorſtandes beſtehe, und nicht
einmal ihre Pflichten wissen, noch weniger erfüllen.“ (10. September 1822.)
Dieſe Klageſchriften der Püttlinger, die im krasseſten Widerſpruche mit den Ausſüh-
rungen des Paſtors Hintgen ſtanden, wurden zur Weiterverfolgung insgeſamt an den
Landrat geschickt. Die Untersuchung richtet sich vornehmlich gegen den Lehrer Job, zumal
er vor der Examinationskommission in Trier in keinem unterrichtszweige die erforder-
liche Kenntnis an den Tag gelegt und sich in der Erfüllung seiner Berufspflichten als un
fähig bewiesen hatte. Dem Job wurde mit Amtsentsetzung gedroht und dem Lehrer König
mitgeteilt, einstweilen in Püttlingen seinen Dienst zu versehen und die Zuweisung einer
anderen Stelle abzuwarten, was auch in den nächſten Monaten geschah.
~
Ein anonymer Brief an den Landrat.
Denn dieſer Polizei macht sich ein
gebrauch daraus ſchon seit einem Jahr
für Falsche Protokoller zu madchen,
welches ihm schon oft mit Zeugen be-
wiesen wurde, daß sie Falſch waren.
Es gewinnt den Anſchein, als ob auch
schon in alter Zeit das anonyme Brief-
schreiben bekannt gewesen. Die Völklinger
hatten 1834 einen Dorfpoliziſten, mit dessen
amtlicher Tätigkeit sie ſcheinbar wenig
zufrieden waren, weshalb sie ſich in einem
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Ist denn das erlaubt aus einem Dorf
in die 40zig Protokoller auf einmal vo
„Eurer Ew. Hochwohlgeboren haben die
Ehre die Völklinger Gemeinde zu melden,
und wir wünſchen daß ihre Gnade unſre
Bitte erhören werden. Wir tragen Ihnen
hier unſre ungerechte Herrſchaft und
Regierung vor, und bitten Sie, daß Sie
unſrem Bürgermeister ankündigen, daß
er den Polizeidiener in Völklingen ab-
setzen würde, denn das iſt ein Kerl, wo
kein Teufel weiß wo er her iſt, und wir
Völklinger glauben, wir hätten hier
Leute genug, die unſrem lieben König
ihre Jahre treu und redlich gedient
haben und auch ein ſolches Amt verſehen
können, daß man noch keinen ausländer
räucht.
das Gericht zu führen, und auch viele
Falsch dabei zu ſein welches ihm auch bee
wieſen wurde. ]
Wir hoffen, daß Ihre Gnade unsre
Bitte erfüllen werden, wenn auch ſchon
die Gemeinde etwas zum Bürgermeiſtee_
ſagt, ſo lacht er uns aus.
Und wofern als unser Bürgermeiſteene_
den Polizeidiener diesjahr nicht abſetzt,
so erfolgt etwas, was ihrer Gnade nicht
gefallen würde.
Mit der größte Hoffnung hoffen wir
ohne Unterſchrikft Ihrer Ew.
geboren Gnade theilhaftig zu werden.“ |
„Wer politiſche Freibeit mit perſönlicher Freibeit verwechſelt und
politiſche Gleichbeit mit perlönkicher Gleichßeit, Hat niemals aucß
nur fünf Minuten lang über Freißeit und Gleichßeit nacbßgedacht.(“
Wernbard SHbamw.
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Hochwohlo