Saarkalender für das Jahr 1928
Es war ihm jelbsſi lieb, sich von dem zu befreien, was ihn innerlich so ſtark beschäftigte.
Als sparsamer Mann rauchte er erſt ſein Klöbchen leer, klopfte es in der hohlen Hand
aus, bestellte sich ein friſches Glas Bier und begann.
Er hatte damals in einer der Gruben an der lothringer Grenze geschafft und war
„e richliger schwernotser Bengel“, das durfte er heute kühn behaupten. Mädel hätte
er genug haben können, aber gerade auf eine Einzige war er erpicht. Das schwarze
Kattche mit dcn brennenden tiefbraunen Augen und der ſssüdländisſch dunklen Haut;
das in dem Dorf jenseits des Grenzbachs daheim war, hatte es ihm angetan. Wie
eine Italienerin sah sie aus und auch so heißblütig war sie. Nun, es gab genug böse
Zungen im Dorf, die behaupteten, die Mutter, die aus dem Erzrevier im Fentſchtak
stammte, habe das Mädel von einem der Mineure aus der JItalienerkolonie.
Um die kleine Schwarze mit dem katzenhaft geschmeidigen Körper, dem kecken
Mundrrerk, den wippenden großen Ringen an den Ohren, den verheißenden Blicken
riſſer sich die Burschen. Keine Tanzmusik, auf der das Kattche war, ohne eine Schlä-
gerei oder Zänkerei um sie. Aber sie hielt alle zum Narren, gab ihren Launen nat
wie eine Prinzessin, tat eine Woche mit dem schön und die nächſte mit einem Neuen.
Schließlich hielt sie 's eine ganze Weile mit Nickel Schwarz, der — hellblond, roſig und
blauäugig, behäbig und schwerfällig, - innerlich und äußerlich das Gegenteil von 1hr
war. Die ganze Jungmannſchaft zweier Dörfer beobachtete mit Neid und Grimm,
wie zärtlich dre Zwei miteinander taten.
Aber Jäb König ließ sich durch den Sieg des Nebenbuhlers nicht abschrecken. Er
hatte sich nun mal in den Kopf gesetzt, daß die wilde schwarze Hexe sein werden müsse
und verfolgte beharrlich dies Ziel, ohne auf den Bevorzugteren Rücksicht zu nehmen.
Und wehrhaftig, – auf der Ludweiler Kirb, zu der sie mit ihrem blonden Schatz
herübergekommen war, tanzte sie launisch faſt nur mit Jäb und hatte ihr Pläsier daran,
daß der dicke Nickel faſt zerplatte vor Wut und Eifersucht. Um sein Schicksal zu
besiegeln, betrank er sich in seiner Verzweiflung sinnlos und bekam das heulende Elend
Hätte er seinen Konkurrenten mit einem Stuhlbein massiert oder ihm mit dem Hermes-
keiler einen Scheilel gezogen, würde er dem Kattche sicher mehr imponiert haben. Viel-
leicht wartete sie nur darauf.
Nun bekam er verächllich den Abſchied, und der kecke, krausköpfige Jäb ihre
Neigung. Zu seinem Liebesſchmerz hatte der abgedankte Nickel noch den Spott der
ganzen Jungmannen zu ertragen, und der war nicht gerade zart und fein. Die selbſt
hh un hie GU um Latute oonyrhm te). puer ux vor Her ver
Nebenbuhler zu hetzen. Aber der ſchmerzgebeugte Dicke begnügte sich damit, den andern
still anzufeinden und das gräßlichſte Unglück als Slrafe auf ihn herabzuwünsſcheen.
So gingen ein paar Wochen hin. Da wollte es der Zufall, daß bei einer Neu-
einteilung Jäb und Nickel in die gleiche Kameradſchaft und auch beieinander vor Ort
kamen. Beiden war das Zusammenſein ungemüllich. Aber beide waren zu trotzig, eine
Aenderung herbeizuführen. Keiner wollte als feige gelten oder dem andern ausweichen.
Bis Jäb ſchließlich die verbiſsſene Stummheit doch zu dumm wurde und er bei der Halb-
schicht in seiner muntern Art halb ſcherzhaft eine Annäherung ſuchte.
Aber der Nickel rauchte förmlich vor unversöhnlichem Grimm. Schnauzte den Frieden-
suchenden an, so cin Heimtücker und Falſchſpieler habe gut den Friedfertigen markieren,
nachdem er ihm hinterliſtig ſein Mädel fortgeſschnappt. Er war nicht gerade säuberlich
und wählerisch 1in seinen Ausdrücken, denn bei aller Gutmütigkeit hatte der Nickel immer
ein furchtbar qroßes und freches Maul. Der Jäb wollte sich natürlich nicht so grob
beschimpfen laſsſen und holle seine Antworten auch aus der untersten Schublade. Das
Katiche hätte sicher tiefbefriedigt an der Heftigkeit des Streites die Glut der Liebes-
gefühle ihrer beiden Verehrer gemessen. Der Partiemann aber fragte kopfschüttelnd die
sich arbrüllenden Widersacher, ob sie nicht besſer nach Schicht Indianerches spielten, als
hier das Geding zu verhunzen. L ; :
Als sie daun an die Arbeit gingen, zitterte in dem reizbaren Jäb noch die zornige
Erregung nach, ſo daß er nicht jo ganz bei der Sache war, wie es hätte sſein müsſſen. Er
schaffte bei sehr brechigem Hangenden und mußte sorgſam die Firſt verbauen, daß nicht
unverſehcns mal die Strecke zu Bruch kam. Wie er nun einen Stempel aufsetzte und
gerade mit ſchräggehobenem Kopf den Schließkeil einschlug, wurde jäh ein spitzes
Knocken über ihm laut. In der gleichen Sekunde schon, raſcher als er zu denken ver-
mochte, prallte ihm etwas scharf und schmerzhaft aufs Gesicht und an ihm herunter.
CC RTR R HM EC E R IC K TT U L GTÜ LTT K H E TTR MU RMT ECHT MRM . MERZ C M E CWG CECT T CW Ä T
126
I
|
|