Ermahnen, sich der Armen zu erbarmen
und ein allmos mit zu lheilen.“
Man ſieht alſo, wie man aus alter Zeit.
der sog. goldenen Zeit, vieles übernommen
yr es modernen Verhältnissen angepaßt
at. . :
Aus einem weiteren Artikel über die
Feuersgefahr erfahren wir ebenfalls noch
einige heute für uns naiv klingende, aber
zu damaliger Zeit mehr oder minder ver-
ſtändliche Einzelheitien:
„Zu Verhüthung Feuers-gefahr und
Verderblichen Brands, soll niemand
weder Tag noch Nachts Feuer aus einem
Hauſe ins andere offentllich, ſondern wohl
verdeckt tragen, noch mit brennenden
Saarkalender für das Jahr 1928
Fackeln oder Feuer-Spähn über die
Gasse gehen.“
Ein Punkt, der in früheren Zeiten ſehr
ängstlieneiec, gehandhabt wurde, iſt das
Ta b a kr auch en ; was würde man heute
zu dem sagen, der einem das Rauchen auf
der Straße verbieten würde! Das Verbot
des Rauchens in Scheunen beſteht ja yeute
noch, wie nachſtehend ausgeführt wird:
„Alles Schießen in- und umb dem Torf
herumb, wie auch Taback-rauchen in
Scheuern und auf den Gassen iſt ver-
botten.“ '
Wir versſtehen dieſe Vorſichtsmaßnahmen
heute kaum noch, weil in unserer Zeit die
Feuersgefahr nichl mehr so groß iſt, als
dies zurzeit der Strohdächer der Fall war.
-
Alte St. Johanner Tanzlieder.
Zum Tanz wurden früher im Saargebiet
von den jungen Leuten Lieder gesungen.
Von den alten St. Johanner Tanzreimen
mögen hier einige folgen, deren ſich viel-
leicht noch manche alten Leute erinnern:
„Jetze geh' m'r im Stumpe danze,
Dort spiele Zeyerſch Söhn',
Und Krackenbergers Franze,
Der bläst die Flöt’ so ſchön!“
Ein einst auch vielbeliebter Tanzreim hat
folgenden drolligen Wortlaut:
„Am Sundag woll’'n mer's wage
Und auf den Stumpen geh'n;
Kein Menſch kann mer was ſage,
Ich danz’ mit Sienichs Len'!“
Redeblütentag im Landesrat.
Ob der 1. April schon in die sonst durch-
aus würdige und ernste Sitzung des Lan-
desrats vom 31. März 1927 hineinschien,
wir wissen es nicht. Jedenfalls war es ein
Stilblütentag, wie ihn der Landesrat kaum
noch erlebt hatte. Wir denken dabei nicht
einmal an das etwas gruſelige Bild von
Herrn Reinhard. Dieser hatte von einer
Broſchüre der Saarregierung zu berichten
gewußt. Darin ſollte die Saarregierung
das Saargebiet als „Mandatgebiet“ mit der
Lage eines unmündigen Kindes venglichen
. haben. Wir wissen nicht, ob das stimmt.
Sicher recht hatte Herr Reinhard jedoch
mit seiner Auffassung, daß wir noch lange
warten müßten, bis der Völkerbund uns
als großjährig anerkenne. Er hatte aller-
dings seine besondere poetiſche Fassung.
„Bis dahin “, meinte er, „wird man
mit unsern Knochen Aepfel von
den Bäumen werfen“. Immerhin
tine etwas eigenartige Auffaſſung vom
port!
Doch das hätte ſchließlich nicht den
Chroniſten veranlaßt, seine Feder zu
zücken. Aber einem ssonſt trefflichen Red-
ner entglitt folgendes: Meine Herren, die
zutage getretenen Zuſtände zeigen uns: „E s
i ſt im Saargebiet manches faul
im Staate Dän emar k“.
Selbſt des redegewandten Dr. S. Be-
weisführung, warum die französischen
Generale Truppen im Saargebiet haben
wollten, mußte notwendig auf die Lach-
muskeln einwirken. „Die Militaristen
können kein Loch vertragen!“ rief er –
luſtige Gesichter – „auch hinten keins
nämlich“, – die Geſichter werden noch
luſtiger – „kein militäriſches meine ich
ſelbſtversſtändlich,“ fügte dann der Redner
hinzu, wodurch aber die Sache gewiß nicht
besser wurde.
Den Vogel jedoch ſchoß Genosse Brettar
ab. „Meine Herren, meine H arerren“,
donnerte er in den Saal, ,„das Licht steht
unter dem Scheffel, ich warne vor einer
Uebersſpannung!“. Eine neuartige Auf-
fasſung des Bibelwortes auf alle Fälle!
Offenbar iſt Genoſſe Brettar der Meinung,
daß es zur Exploſion kommt, wenn das
Licht den Scheffel erreicht. f.
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