Saarkalender für das Jahr 1927.
berg, hinter den Abwehrgeſchütßen, wühlten 17 Bomben Rieſentrichter. Die Abwehr kämpfte gegen die Flug-
zeuge mit raſendem Schrapnellfeuer. Es war eine wilde, aufregende Kanonade, bei der fesſtzuſtelen bleibt, daß
die Erhaltung des Flugplatzes wohl einzig dem ſchneidigen Auftreten der Flakbatterien zu verdanken iſt. Die
Flieger wurden durch die Abwehrgeſchoſſe fortwährend in ihrer Fahrt gestört, ſtoben auseinander, ſchraubten
ihre Maſchinen faſt ſteil hoch und ſuchten eine Lage zu erreichen, die ſie vor den Schrapnells zu schützen ver-
ſprach. Feſtzuſtellen iſt, daß der Sachschaden durch das Abwerfen von mehr als 100 Bomben nur gering war.
Eine Laube in einem Garten, Beſchädigung des Mauerwerkes an der Ulanenkaſerne, das zerſtörte Straßen-
bahngleis, einige Obſtbäume und etwas bestelltes Gelände zweier Gärtner ſind der Erfolg des raſenden
Bombardements.
An demselben Tage, am 16. September, wurde die Bevölkerung, kaum beruhigt, wiederum durch Sirenen
alarmiert. Der Angriff dauerte von 10.30 Uhr bis 11.15 Uhr abends. Er blieb erfolglos. – Am 22. Sep-
tember, nachmittags von 12.15 Uhr bis 1 Uhr, Angriff, lebhaftes Abwehrfeuer, kein Schaden. – Am 1. Oktober
1917, von 9.40 Uhr bis 10.20 Uhr abends, Angriff, lebhaftes Feuer der Flakbatterien, kein Schaden. Am
Zerſtörung am alten Landgericht in der Nacht vom 16.917. Juni 1917.
2. Oktober von 1.15 Uhr bis 2 Uhr nachmittags Angriff, ebenfalls ohne Schaden durch erfolgreiche Abwehr.
An demſelben Tage von 9.15 Uhr bis 1.05 Uhr nachts wiederholt aufregendes Abwehrfeuer, kein Schaden.
Am 3. OKtober 1.10 Uhr bis 2.02 Uhr nachmittags erfolgloſer Angriff. – Am 5. Oktober, 11.20 Uhr bis
11.45 Uhr nachts, Alarmierung der Bevölkerung. – Am 16. Oktober, 4.15 Uhr bis 4.55 Uhr, Alarmierung der
Bevölkerung, man hört ſtarkes, ununterbrochenes Fernfeuer.
Ein Unglückstag für die Stadt iſt dann wieder der 17. Oktober, an dem der Angriff nachmittags von 3.30 Uhr
bis 4.05 Uhr erfolgt. Das Unternehmen galt vornehmlich der Burbacherhütte. Es wurden 11 Bomben geworfen,
von denen zwei auf das Hüttengelände niederfielen (Bahngleis der Hütte und Waſſerkühler am Magazin). Ie
eine Bombe fiel in die Hüttenſtraße vor dem Kaſino, in die Iakobſtraße, in den Garten hinter Bergſtraße 47,
in ein Haus der Luiſenthalerſtraße, in die Nähe des Gußſtahlwerkes, in die Saar, auf das Bahngelände, wobei
ein Stellwerkgebäude beschädigt wurde. Eine Bombe explodierte auf freiem Felde hinter dem Hauſe Pfaffen-
kopfstraße 18 und eine noch in der Wiese hinter dem Hauſe Seebohmſtraße 25. Getötet wurden vier Perſonen:
Albert Berner, auf Beſuch in Burbach, Ioſeph Baldes, Iohann Georg und Friedrich Scheffler. Schwer verletht
wurden Frau Rieber, Frau Spitzmüller, Johann Drager, Helmut Kupka, Frau Hennings und Jatkob
Fixemmer, leicht verlezt: Iakob Paulus, Lehrerin Fixemmer, Anna Scholtes und Joſeph Schilian. Von dieſen
wurden zwei Perſonen im Freien getroffen, zwei Perſonen im Hausflur bei offenſtehender Tür, die übrigen
ſtanden hinter Türen, die von Bombenſplittern durchſchlagen wurden. Der Sachſchaden allein am Burbacher-
hüttenkaſino und in der Umgebung an Fenſterſcheiben, Türfüllungen uſw. wurde auf 4000 Mk. geſchäßt. Der
Geſamtſchaden des Angriffs betrug 39 350 Mk. .
Bei den erſten beiden Fliegerangriffen des Iahres 1915 durfte die Preſſe einiges mitteilen nach Genehmigung
durch die Zenſur. Dieſe Deröffentlichungen wurden ſodann unterſagt, es erfolgte auch kein amtlicher Bericht.
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