Saarkalender für das Jahr 1927.
Marktplatz von Saarlouis (nach einem alten Stich). Phot. Wentz, Saarbrücken
Die Trikolore über den Saarstädten.
Wir find so ſchwach, weil wir uneins sind .. Nun aber riß unſer Waffengehenk,
Ueberm Wefſtertore Wir hadern und haben indessen
Des Reiches bauſcht ſich Im Sommerwind îUeber wüſtem Parteigezänk
Ueppig die Crikolore . .. Die gefangenen Brüder vergessen.
Slammte nimmer in Not und Gefahr Solang der Adler nicht fternwärts zieht,
Bruderzwist In uns allen, Nein, bei der Zwietracht Nattern
Nie wäre das heilige Land an der Saar Muß überm deutſchen Saargebiet
In Seindes Hände gefallen. Die TCrikolore flattern.
Der Edelftein in welſcher hand
Wird uns erſft wieder gehören,
Wenn alle Deutschen im Vaterland
Zu einer Sahne schwören. Caliban.
Ehrende Erinnerungsblätter.
„Es wird ein Ehrentitel des Saarlandes bleiben, daß die Menſchen, die im Saartal wohnen, die hier in ihren
Heimatsſchollen verankert ſind mit ihren Seelen, mit ihren tiefsten Wurzeln des Familienlebens und Volkstums, daß
dieſe Menſchen eher ſterben würden, als dem Vaterlande die Treue zu brechen.“
Pfarrer Reichard (Am Volkstrauertag, 28. Febr. 19265 im Ehrental).
„Die Regierungs-Kommiſsion iſt der Ansicht, daß sie in der Auslegung des Friedensvertrages hinſichtlich der
Anwesenheit sranzöſisſcher Truppen im Saargebiet etwas ganz vorzügliches geleiſtet habe. Die Soldaten, die hier liegen,
ſind nach ihr keine Beſatzungstruppen, ſondern nur Garniſonstruppen. Es ist gleichgültig, wie die Truppen heißen!
die uns in vollem Widerſpruch zum Friedensvertrag bedrücken.. An unſerem Empfinden ſcheitern eben alle Inter-
pretationskünſte. Landesratsabg. Dr. Sender (Landesrat 27. 11. 22).
Einſt waren wir ein mächtiges Volk. Was wir waren, wollen wir wieder werden, wir haben dazu die beſten
Bundesgenoſſen: Unſere Liebe und Treue zum Vaterland und die Bosheit unserer Gegner. Bismarck hat nach dem
Kriege 1870 71 überall d-n Weg geebnet für eine Derſtändigung mit dem besiegten Gegner; uns widerfährt heute ge-
rade das Gegenteil. Doch die Herren täuſchen ſich, wenn ſie meinen, etwas damit zu erreichen. Das deutſche Volk trägt
zuviel unbeſiegbare Uraft in ſich, als daß es untergehen könnte. Und nicht erſt des bin ich gewiß - unſere Söhne
und Enkel, nein, wir ſelbſt werden noch den Tag erleben, an dem Deutſchland wieder den Weg aufwärts zu ſeiner alten
Größe ſchreitet. Dr. H. Röchling (Versammlung im Saalbau am 7. Öktober 1923).
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