Saarkalender für das Jahr 1927.
Kloſterruine Gräfinthal.
Phot. Wentz, Saarbrücken.
Es wird abgebaut !
Es ſchreibt der Chroniſte vom letzten Jahr :
Rücküberſchauend wird es mir klar,
Daß die franzöſiſche Saarpolitik
Trotz der an ihr geübten Kritik
Doch eine große Linie gewahrt,
Die in drei Punkten ſich offenbart:
Es fielen nämlich — zu gleicher Zeit ſchier
Der Franken, Herr Rault und der Saarkurier,
Der Franken im Werte; Herr Rault in der Gunſt.
Das Saargeſchwür trotz der ſchwindelnden Kunſt
Sehr arg chauvinistiſcher Seiltänzerei
In den Dreck!
Es läßt ſich bei dieſen Drei,
Mit Proklamationen und viel Geſchrei
Dem Saarvolk den HimmelvollGeigen weisſagten
VomVölkerbunds-Volksstaatzuſprechenwagten,
Noch ein gemeinſames Merkmal festſtellen :
Sie waren Talmi und wollten uns prellen !
Sie ſind, Gott ſei Dank, nicht weit gekommen
Und zwei haben ſchon ihren Abschied genommen,
Es fehlt noch der Dritte, die ſchwerſte Laſt.
Auch hier konſtatier' ich : Abſteigender Aſt!
Und wie überall die Linie ſich neigt,
Die einst nach der Annexion gezeigt,
Wie sie reſignieren, wohin man auch ſchaut,
So kommt es auch hier:
Die einst in edelſter Kumpanei 's wird abgebaut! Helmut Ganger.
Belehrende Erinnerungsblätter.
„Sie schreien ſo laut nach Frieden, daß es ſich eher f: Sie ziemte, mit der edlen Frechheit, die Ihnen so gut
ſteht, gegen alle die zu ſchreiben, die den Abſchluß des Friedens verzögern. . . . Ungeachtet aller Eurer Bemühungen
werde ich doch den Frieden nicht anders unterzeichnen als auf Bedingungen, die ſich mit der Ehre meiner Nation ver-
tragen. Die Leute in ihrem Vaterlande, ſo aufgeblaſen ſie von ihrer Eitelkeit und Albernheit ſind, können ſich auf
diesen unwiderruflichen Ausspruch verlaſſen.“ Friedrich der Große (Aus einem Briefe an Voltaire).
Und es praßten bei uns die Obern und raubten im großen,
Und es raubten und praßten bis zu den Kleinſten die Kleinen;
Jeder ſchien nur beſorgt, es bleibe was übrig für morgen.
Allzugroß war die Not, und täglich wuchs die Bedrückung;
Niemand vernahm das Geschrei, ſie waren die Herren des Tages.
Goethe (Hermann und Dorothea).
Ein bißchen Liebe von Menſch zu Menſch iſt beſſer als alle Liebe zur Menſchheit. Dehmel.
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