Saarkalender für das Jahr 1927.
Preſſe meldet aus Berlin von bedeutungsvollem
Dortrag Rich. Poſſelts, Chefredakteur des , Saar-
freund“, über das Saargebiet. R. Poſſelt ſchloß
mit zündendem Appell an das deutſche Volk, die
Dolksgenossen an der Saar nicht zu vergessen.
. Mai: In allen Gottesdienſten wird auf die Pflicht
deutſcher Eltern hingewieſen, ihre Kinder deut-
ſchen Schulen zuzuführen. In letzter Zeit große
Prorsganda der Franzoſen für ihre Schule be-
3-8. Mai: ODeutſcher Chormeiſterkurſus in Saar-
brücken.
3. Mai: Zwiſchen Grube Friedrichsthal und Pro-
vinzialſtraze durch leichtfertigen ſranzöſiſchen
Grubenabbau Einſturz von umfangreichem He-
lände, darunter Löcher von 10 Meter Tiefe. Nicht
einmal ordnungsmäßige Abſperrung iſt vorge-
nommen. ;
. und 4. Mai: Biſchof Bornewaſſer von Jrier in
Saarlouis. Dank der Katholiken an den Biſchof
für ſein Eintreten, daß das Saarland nicht von
Diözeſe Trier getrennt worden sei. Biſchof trägt
ſich in das Goldene Buch der Stadt ein mit den
Worten: „Mut, Dertrauen, Friede.“
. Mai: Erſte Kneipp-Kuranſtalt im Saargebiet er-
öffnet auf Hofgut Harſchberg bei St. Wendel.
. Mai: Aus Don der Heydt wird gemeldet, daß der
Beſuch der franzöſiſchen Schulen auf dem Aus-
ſterbeetat ſtehe. Faſt alle Kinder ſuchen jetzt
wieder die deutſchen Schulen auf.
. Mai: Die „Saarbrücker Zeitung“ durch Derfügung
des franzöſiſchen Innenminiſters wiederum in ganz
Frankreich verboten.
. Mai: Bürgermeiſterei Dölklingen meldet 34 666,
Bürgermeiſterei Sulzbach 23 602, Friedrichsthal
15 345, Dudweiler 24 407 Einwohner.
9.16. Mai: Generalverſammlung des Gewerkvereins
10.
chriſtlicher Bergarbeiter Deutſchlands in Saar-
brücken. Glänzender Derlauf. 33 000 Saarberg-
leute gehören dieſem Gewerkverein an.
Mai: Feſtgeſtelt wird, daß das erſte Drittel des
Iahres 1926 im Saargrubenbau 33 Todesopfer
forderte. Eine traurige Rekordziffer. Die Ur-
ſache: Abwanderung der tüchtigen deutſchen tech-
niſchen Beamten, die Bergleute wegen miſerabler
Entlohnung zu ſchneller Förderung gedrängt, fort-
geſetter Wechſel der Ingenieure, viel Holz für
10.
13.
Grubenausbau unbrauchbar. Gewerkſchaften for-
dern ſchleunige Abhilfe.
Mai: Der Handwerkerbund des Saargebiets for-
dert einmütig den ſcleunigen Abbau der Woh-
nungs-Zwangswirtſchaft.
Mai: Der Wald- und Bannbegang, ein uralter
Brauch, wird erneut am heutigen Himmelfahrtstag
aufgenommen.
14.~16. Mai: Glanzvolles ,„„Mittelrheiniſches Muſik-
16.
feſt“ in Saarbrücken.
Mai: Turnverein Burbach weiht auf dem Wald-
friedhof das Denkmal für ſeine 53 gefallenen
Mitglieder.
16. Mai: Veröffentlicht wird der lette Bericht Raults
nach Genf. Darin werden über die franzöſiſchen
21.
21.
22.
22.
23 —27
Z::
8.
Schulen folgende Zahlen angegeben: Unterrichtet
wird danach am 1. Mai 1925 in 185 Schulen mit
362 beſonderen Klaſſen. 202 Lehrer und CLehre-
rinnen ſind tätig. 20 Lehrkräfte beteiligten ſich
1925 an den franzöſiſchen Ferienkurſen von Lau-
ſanne und Genf. – Nach dem Bericht zählte der
Bergbetrieb in den Monaten Oktober und No-
vember 1925 3550 Unfälle, darunter mit tödlichem
Ausgang 19.
. Mai: Dudweiler meldet Gefährdung einzelner
Strafenzyge durch den Grubenraubbau der Fran-
zoſen.
Mai: Im St. Ingberter Stadtrat wird der Regie-
rungskommiſſion vorgeworfen, daß ſie trotz aller
Hilferufe ſich nicht bewogen gefühlt habe, das
durch Grubenraubbau der Franzoſen zerſtörte
Schnappach anzuſehen. Es sei unerhört, daß die
Abteilung des Innern den Franzoſen erlaubt,
was ſie jedem anderen Unternehmen verbieten
würde.
Mai: Das ſatiriſche Wochenblatt die ,,Saar-
illuſtrierte" wird auf Grund der Ersatznotverord-
nung vom 18. Juni 1923 auf die Dauer von einem
Monat verboten.
Mai: Gedenkfeier für die gefallenen Marine-
Angehörigen des Saargebiets. Anweſend und mit
großer Begeiſterung empfangen Admiral Scheer,
der Sieger der Skagerak-Schlacht und ſein da-
maliger Stabschef Dizeadmiral v. Trotha.
In Kleinblittersdorf wird das Kriegerdenkmal
für 60 Gefallene der Gemeinde feierlich geweiht.
JIubelfeier des Verbandes der Deutſchen Buch-
drucker in Saarbrücken. 60jährige Gründungsfeier,
ſtarker Beſuch aus dem Reich.
Mai: Unglaubliche Ausſchreitungen begehen fran-
zöſiſche Soldaten in Saarbrücken gegen den Iugend-
verein von Wehrden. Selbſt franzöſiſche Chargierte
beteiligten ſich daran, einer von ihnen mißhandelte
ſogar einen Krüppel. – An zwei anderen Stellen
offenbarte ſich ebenfalls die Gemeinheit einiger
Soldaten. Die Presſe bringt aufregende Einzel-
heiten vom ,, Pfingſtgeiſt der Franzoſen“.
Mai: Ev.-Sozialer Kongreß in Saarbrücken.
Mai: 1 Dollar – 30,90 Franken. —~ 1 Reichs-
mark —– 7,35 Frantken.
Juni 1926.
. Iuni: Duoweiler weiht ſein Kriegerdenkmal ein
für 530 Cefaliene und 57 Vermißte.
. Iuni: Der Echutzvereinstag ſtellt eine Reihe For-
derungen an die Regierungskommission. Er be-
weiſt u. a., daß Handel, Gewerbe und Arbeit-
nehmer die Frankeninflation nicht mehr tragen
könnten und verlangt Sanierung der Währung,
ferner dürfe das Saargebiet beim Kredit nicht
ſchlechter geſtellt ſein als die franzöſiſche Kon-
kurrenz. Gefordert wird noch Abbau der Umſatz-
ſteuer, Stellung genommen wird gegen Luxusſteuer
und getadelt unzreichende Reform der Gewerbe-
ſteuer.
Iuni: Der Völkerbundsrat hatte nach dem Hus-
bau des Gendarmeriekorps die Zurückziehung der
franzöſiſchen Truppen aus dem Saargebiet in Aus-
ſicht genommen. Die Regierungskommiſssion ſollte
168