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. April:
. April:
Saarkalender für das Iahr 1927.
Generalſekretär Morize und der Miniſter Lambert.
Offen ſpricht man von der bankerotten Derwal-
tung und der betriebenen Zerrüttung der Saar-
wirtſchaft. Umſatzſteuer - Erhöhung, französiſche
Luxusſteuer und neue indirekte Steuern abgelehnt.
Beſchämend iſt für die Dölkerbundsregierung, daß
immer wieder von ihr Beachtung klarer Rechts-
auffaſſung und einwandfreie Rechtsbetätigung ge-
fordert werden muß. :
Franzöſiſche Soldaten –~ Rault ſprach
wiederholt von ihnen als Schuz — treten als
Raufbolde in einer Wirtſchaft in der Moltkeſtraße
auf. Werden vor die Türe gesetzt, nehmen aber
erſt Reißaus, als ein Landjäger auftaucht.
Der Völklinger Gemeinderat nimmt
Stellung gegen die Steuergeſetz gebung der Regie-
rungskommission, er verlangt 1. Abbau der
indirekten Steuern, 2. Soziale Gestaltung der
Lohnſteuer, 3. Erhöhung des Gemeindeanteils bei
der Lohnſteuer, 4. Wiederherſtelung der Steuer-
autonomie der Gemeinden, 5. Erhöhung des
Steuerbeitrages der franzöſiſchen Bergverwaltung,
6. Einführung einer Wohnungsbauabgabe.
Die Herſtellungsarbeiten am Bildſtocker Eiſen-
bahntunnel, der durch den franzöſiſchen Gruben-
raubbau gefährdet erſcheint, geſtalten ſich äußerſt
ſchwieriz. Man verlangt dringend die Be-
ſeitigung der Urſachen der Gefahr von der Berg-
verwaltung.
. April: In Limbach bei Homburg erregt viel Auf-
ſehen die Erklärung des Bürgermeiſters, daß der
Bebauungsplan von Limbach bei der Regierungs-
kommiſſion in Saarbrücken verloren gegangen ſJei.
Man könne ihn dort nicht mehr auffinden.
Der Gemeinderat verlangt von der Regierungs-
kommission 10 000 Fr., die der Plan gekoſtet habe.
. April: In Schwerinduſtrie den Arbeitern 7 Prozent
Lohnerhöhung vorgeſchlagen und angenommen.
. April: Längere Lohnverhandlungen im Saar-
bergbau ergaben eine Erhöhung der Löhne nur
um 1,40~1,50 pro Schicht.
. April: Auf dem 11. Kongreß der criſtl. Gewerk-
ſchaften in Dortmund ſpricht über das Saargebiet
Landessekretär Hillenbrand. Er sagt u. a.: „Eine
Teillöſung der Saarfrage gibt es für uns nicht;
mit der Rückgabe der Gruben muß unsere reſt-
loſe Wiedervereinigqung mit dem Reiche verbunden
ſein. . . . Wir ſtehen auf dem Standpunkt, daß es
den Geiſt von Locarno Lügen ſtraft, wenn man
ein urdeutſches Gebiet noch länger unter der
Fremdherrſchaft beläßt, unter der es nach den bis-
herigen Erfahrungen wirtſchaftlich verkümmern
muß. . . . Frankreich betrachtet unſer Gebiet als
Reparationsprovinz, die mit allen Mitteln aus-
gebeutet wird.“
April: Die Regierungskommiſssion legt einen Ent-
wurf zur Abänderung der Umſatzſteuerverordnung
vor. An Stelle dieſer Steuer für. friſches Fleiſch
und Gefrierfleiſch 114 2% ſoll Schlachtſteuer ein-
geführt werden, die beim billigſten Fleiſch
mindeſtens 21-4 so hoch iſt, wie die alte Umſatz-
ſteuer. Außerdem tritt für verarbeitetes Fleiſch
noch die Umſatzſteuer. Proteſt der Preſſe.
April: Die Heilſtätte Sonnenberg, 1901 ins Leben
gerufen, begeht feierlich ihr 25jähriges Beſtehen.
Heute zur Derfügung 180 Betten.
24. April: In der 13. Vollverſammlung der Hand-
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werkskammer Saarbrücken wird für die Errich-
tung eines Handwerker-Erholungsheims ein
Grundstück in der Nähe des Hauſes Furpach bet
Neunkirchen in Aussicht genommen.
April: Unglück auf Grube Velsen durch nieder-
gehende Geſsteinsmaſſen. Zwei Knappen tot, ein
weiterer verlezt. Am selben Tage weitere ſechs
Knappen verleßt ins Krankenhaus gebracht.
Landesverband „Saar“ des Volksbundes deut-
scher Kriegsgräberfürſorge gegründet. Erſter Dor-
ſitender Burgemeiſter, Saarbrücken 1, Saar-
gemünderſtraße 79.
April: In einer Vertreter-Derſammlung der
Deutsch-Saarl. Dolkspartei berichtet Abg. Schmelzer
über die Erfahrungen der letzten Saardelegation
nach Genf. Don Rault erzäy.t er, daß der Präſi-
dent verärgert einem Herrn des Auswärtigen
Amtes geſagt habe: Das verdammte Saargebiet
hat mich um 20 Jahre meines Ruhms gebracht.
Er sei ins Saargebiet gekommen und habe dort
nur getan, was ihm aufgetragen worden ſei. Aber
es ſei überaus hart, daß ihm die Pariſer Herr-
ſchaften jezt ſo wenig Dank wüßten. Für Frank-
reich ſei im Saargebiet nichts zu holen. Er habe
das nach Paris berichtet vor einem Iahr. Den
Bericht habe man verworfen, obwohl er darin
Ratschläge gegeben habe, wie die Intereſſen Frank-
reichs an den Bergwerken und der Induſtrie ge-
wahrt werden könnten unter Berückſichtigung der
wirklichen Sachlage.
April: Weder Deutſche außerhalb des Saargebiets
noch Franzoſen bedürfen eines Einreiſe-Diſums
für die Schweiz. Die Saarländer ſind immer noch
dazu gezwungen.
April: In Dudweiler Abgeordnetentag Kreis-
Kriegerverbands Saarbrücken. Vorſitender Dr.
Wenderoth erwähnt, daß Derband 51 Dereine mit
8000 Mitgliedern zähle. Beſchloſſen wurde u. a.
Gründung einer Derbands-Sterbekaſſe. Der Der-
bandstag ſoll in Saarbrücken abgehalten werden.
. April: Arbeitseinſtelung in den Bahnwerkſtätten
Saarbrücken und Burbach, weil nur 16 Centimes
für die Stunde an Lohnaufbeſſerung bewilligt
werden. Nach Zugeständnis Gleichſtelung der Auf-
beſſerung in der Großinduſtrie Arbeit wieder auf-
genommen.
28. April: Die Franzoſenſchulen gehen weiter zurück.
In Ludweiler beſuchten im vergangenen Schuljahr
die kath. Gemeindeſchule nur noch 75 Kinder,
gegenwärtig bereits 120. An.f Grubenſchule Delſen
werden 17 Kinder umgeſckult.
pri! 1 Dollar . 30,30 Fr. ~ 1 R.-Mk.
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Mai 1926.
. Mai: Der Generalſtreik der engliſchen Berg-
arbeiter wird für Dienstag, 4. Mai, proklamiert,
heialofer durch tauſend Delegierte der Gewerk-
. Mai: Die Preſſe bringt die von der Regierungs-
kommission beſchloſſenen neuen Steuern: Erhöhung
der indirekten Steuern, der Umſsatzſteuer von 1,1
auf 1,3 Proz., der Cuxusſteuer von 10 auf 12 Pro-
zent. Gewerbeſteuer zugunſten des UKleingewerbes
ermäßigt. Bei Einkommenſteuer Erleichterungen.
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