Saarkalender für das Jahr 1927.
3].
nunmehr die deutſchen Firmen aus und franzö-
fiſche traten an ihre Stelle, ſehr bald 100 Firmen.
Faſt in jeden Waggon war 1,3; des Holzes un-
brauchbar. Es mangelte überdies an dem hier für
Grubenſtempel allein verwendbaren Nadelholz.
Man beſtellte es in der fernen Tſchechoſlowakei,
brachte das Holz, 7—-8000 Waggons, in ein Zen-
trallager bei Fürſtenhauſen und erſt von dort
wurden die Gruben beliefert. Einzelne Gruben
weigerten ſich, das ſchlechte Holz, das als Stempel-
holz bezahlt war, anzunehmen. Man benugtte es
zu Brenn- und Pfeilerholz. Folge: ein Holz-
mangel, daß bisweilen Betriebe eingeſtellt werden
mußten. Verſchwendung von Millionen, Unfähig-
keit des Perſonals des Holzmagazins und der
Holzabteilung mit ihren vielen Büros.
Januar: Veröffentlicht wird der 23. Bericht der
Regierungskommiſssion nach Genf. Er behandelt
die Zeit vom 1. Juli bis 30. September 1925. Er-
wähnenswert über die wirtſchaftliche Cage iſt die
angegebene Zahl der Arbeiter 192 709. Gruben
72 179, Schwerinduſtrie 32 527, verarbeitende In-
duſtrie 13 484, keramiſche Induſtrie 8502, Glas-
induſtrie 3434, chemiſche Induſtrie 2489, Holz-
. induſtrie 2030, Baugewerbe 2906, ſtaatliche und
31.
31.
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kommunale Betriebe 17 962.
Januar: In einer Zentrumsverſammlung in Mal-
ſtatt rechnet Rechtsanwalt Steegmann mit dem
Französling, Miniſterialdirektor Dr. Notton ab.
Er kennzeichnet ihn als den Unruheſtiſter in der
Partei aus Eigenintereſſe, der auch im Falle
Muth der einzige geblieben ſei, der kein offenes
Bekenntnis zum Deutſchtum abgelegt habe. Dr.
Notton ſei aus der Partei ausgeſchloſſen, er ver-
ſuchte und verſuche jetzt noch, den kerndeutſchen
Bürgermeiſter Saarbrückens durch ein Diſziplinar-
verfahren zu entfernen. In einem Prozeß hätten
ehrenhafte Männer beſchworen, daß N. auf
kirchenpolitiſchem Gebiete ſeparatiſtiſche Tendenzen
verfolge. Der Prozeß Hardt gegen Reichrath habe
ergeben, daß Dr. N. kein geeigneter Direktor der
Abteilung für Schulen und Kultus ſei. Das Volk
lehne ihn ab, darüber ſei man fich draußen im
Lande klar.
Januar: Im katholiſchen Vereinshauſe Saar-
brücken 1 tagen 65 Krieger- und Militärvereine
aus dem ganzen Saargebiet. Der bisherige Der-
band mit dem Sitz in Neunkirchen soll gewiſſer-
maßen erweitert werden. Beſchloſſen wird die
Gründung „D e u t ſ < er S a ar k ri eg er -
b u n d“. Er ſoll die Kreiskriegerverbände um-
faſſen und deren Intereſſen nach einheitlichem Ge-
ſichtspunkte vertreten. „Sobald wir zum Vater-
land zurückkehren, iſt die Tätigkeit in dieser
Form erloſchen." Feſtgelegt wird der 21. Februar
als Delegiertentag in Dölklingen. –~ Der ehem.
Kreiskriegerverband Saarbrücken, der unter Berg-
rat Giani 107 Dereine mit 15 845 Mitgliedern um-
faßte, wird erneut ins Leben gerufen. Erſter Dor-
ſizender Rechtsanwalt Dr. Wenderoth-Saarbrücken.
Iayusr: x Dollar — 26,45 Fr., 1 Reichsmark
~ 6, :.
Februar 1926.
. Februar: In Mitternachtsftunde vom 31. Ianuar
zum 1. Februar Räumung der Kölner Zone. Don
Bonn bis Kleve ein Jubelruf:
. Februar: Eine Klage
. Februar:
. Februar:
. Februar:
„Die Berge klingen, es brauſt der Strom,
Die Glocken jubeln vom hohen Dom,
Derrauſcht die Iahre, die wir verbüßt,
O Freiheit am Rhein, ſei uns gegrüßt!“
gegen den Saar-Knapp-
ſchaftsvere in, um eine Erhöhung der Rente in
Franken zu erzielen, die dem Friedensmarkbetrag
der Penſionen gleichkommt, urteilt die Spruch-
kammer Saarbrücken, daß die Penſionäre mit
den ſehr niedrigen Renten nicht leben könnten,
aber nur eine Gesetzesänderung könne Abhilfe
ſchaffen. Zuſtändige Stelle hierfür ſei aber nur
die Regierungskommiſgssion.
. Februar: Der 23. Bericht der Regierungskom-
miſſion an den Dölkerbund meldet u. a.: I m
3. Q u ar t a l 1 9 25 wurden 62 Mann in das
örtliche Gendarmeriekorps aufgenommen. Am
1. Oktober 1925 betrug die Geſamtſtärke 879
Mann. In dem angegebenen Zeitraum wurden
neu eingetragen 166 Laſtwagen, 206 Perſonen-
wagen und 104 Motorräder. – Im Bergbau er-
folgten insgesamt 3259 Unfälle, 9 tödlich.
. Februar: Der Bevölkerungsſtand von Friedrichs-
thal betrug im Januar 15 264 Seelen.
. Februar: Veröffentlicht wird eine Skala zur
neuen Gehaltsregelunng der Regierungsbeamten
und Angeſtellten, fie bringt nicht die verſprochene
Erhöhung, ſondern tatsächlich eine DVerſchlechte-
rung durch die weitergehende Entwertung des
Franken. Kritik der Preſſe, große Mißſtimmung
in den Beamtenkreiſen, Eingabe an die Regie-
rungskommission mit DVerbeſſerungsvorſchlägen.
Die Regierungskommission beſtätigt
zum zweiten Male die Wahl Dr. Dogt's zum
Bürgermeiſter in Mettelbexbach nicht.
. Februar: Die Deutſch-Saarländiſche Dolkspartei
proteſtiert in einer Eingabe gegen die ungerechte
Neuregelung der Beamtengehälter, u. a. wird der
Umrechnungskurs bei der Frankenauszahlung als
völlig ungenügend bezeichnet. Hingewieſen wird
auch wiederum auf die ungerechte, viel zu ge-
ringe Besteuerung der Grubenverwaltung zu den
Steuerlaſten des Saargebietes.
. Februar: In der Nacht vom 5. zum 6. Februar
dringt der franzöſiſche Sergeant Cuny Andre in
St. Arnual mit Gewehr in eine Wirtſchaft ein
und legt auf den Wirt an. Zwei deutſche Polizei-
beamte waren dem Soldaten gefolgt, es gelang
ihnen, ihm das Gewehr zu entreißen. Der rabiate
Mann wurde auf der Kaſernenwache abgeliefert.
Deutſcher Werkmeiſterverband (Saar-
gebiet) fordert u. a. von der Regierungskom-
misſſion Ausbau der Sozialgeſet gebung, geſetliches
Tarifrecht, Ausbau des amtlichen Schlichtungs-
weſens, ſofortizſe Erhöhung der Kenten für
Witwen, Waiſen und Rentner, um dieſen Aermſten
Exiſtenzmöglichkeiten zu geben.
. Februar: Riesſenkundgebung für das Saargebiet
in Eſſen. Es ſprachen u. a. Verwaltungsdirektor
Dogel und das Landesratsmitglied Schmelzer.
Aus Altenwald meldet man von
größeren Grubenſchäden, einige Häuſer bereits
niedergelegt, das Bewohnen anderer mit Lebens-
gefahr verbunden.
Derein zur Wahrung gemeinſch. wirtſchaftl.
Intereſſen im Saargebiet verhandelt über Zoll-
abſchnürung und Frantkeninflation. Proteſtiert
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