Saarkalender für das Jahr 1927.
. Oktober:
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. Oktober:
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. Oktober: In dem Flaggenprozeß Kleber-Röchling
nimmt der Generalſtaatsanwalt die urſprünglich
eingelegte Reviſion zurück. Damit iſt der Prozeß
endgültig zu gunſten der beiden Beklagten ent-
ſchieden.
Die Deutſch-Saarländiſche Dolkspartei
ſchickt an die deutſche Delegation in Locarno ein
Telegramm. in welchem ſie den deutſchen Unter-
händlern ihr Vertrauen ausspricht und bittet,
keine Rechte für die Saar durch irgend ein
anderes Opfer, das die gesamten denutſchen
Intereſſen berührt, zu erkaufen.
Der ehemalige Artillerie-Derein des
Kreiſes Saarbrücken wird wieder neu ins Leben
gerufen.
. Oktober: Im Hinblick auf Locarno erklärt die
Preſſe, das Saargebiet wolle den heutigen ſchweren
Zuſtand weiter ertragen, falls eine Aenderung
nur mit anderen Opfern des Daterlandes erkauft
werden könnte. Die Mindeſstforderungen ſeien:
Keine franzöſiſche Mehrheit mehr in der Saar-
regierung, keinen franzöſiſchen oder frankophilen
Präſidenten und ein Parlament mit allen parla-
mentariſchen Rechten. Die Deutſch-Saarländiſche
Volkspartei richtet in dieſem Sinne ein Telegramm
nach Locarno, an deſſen Schluß es heißt:
„Deutſch, wie wir immer waren, bitten wir
daher auch Rechte für uns nicht durch irgendein
anderes Opfer für das Ganze zu erkaufen.“
Der Herausgeber des franzöſiſchen
Propagandablattes „Neuer Saarkurier“, Dr.
Schoettler, wird wegen Beleidigung des Bürger-
meiſters Dr. Neikes vom Obersten Gericht Saar-
louis als Berufungsinſtanz zu zwei Monaten
Gefängnis verurteilt.
. Oktober: Unterzeichnung des ,, Dertrages von
Loreruo" durch die Delegationen der beteiligten
. Oktober: Die ev. Gemeinde St. Iohann weiht in
der Johanniskirche eine bronzene Gedächtnistafel
für die gefallenen Gemeindemitglieder ein.
Der franzöſiſche Abgeordnete Uhry
ſchreibt im ,Peuplen: Man darf ſich nicht
täuſchen, die Dolksabſtimmung iſt jetzt ſchon ent-
ſchieden. . 0 . Unter den Bergarbeitern werden
wir nicht 100 Stimmen zu gunsten Frankreichs
finden.
. Oktober: Die ,,Deutſche Allgemeine Zeitung"
bringt Enthüllungen über die im Jahre 1920 er-
folgte Entsendung des Herrn Labie in die Finanz-
abteilung der Regierungskommissſion ~ ein Bei-
ſpiel der syſtematiſchen, politiſchen und wirtſchaft-
lichen Ausbeutung des Saargebietes durch Frank-
reich. Herr Labie konnte als lange Zeit nur
Frankreich verpflichteter Beamter ſeine ganzen
Anstrengungen darauf richten, die wirtſchaftliche
Ausſaugung des Saargebiets zugunſten Frank-
reichs ins Werk zu ſetzen. Er hat ſich dieſes Der-
trauens würdig erwieſen als wrirtſchaftlicher
Diktator. Das Ganze iſt aber nur als ein Akt
der franzöſiſchen Regierung zu beurteilen, Ver-
gewaltigungspolitik ohne Grenzen.
. Oktober: Auf Grund des endgültig freiſprechenden
Urteils im Röchlingſchen Flaggenprozeß ſind nun
alle Strafmandate wegen unbefugten Flaggens in
25.
25.
27.
29.
31.
31.
den Farben ſchwarz-weiß-rot, gegen die faſt aus-
nahmslos Einspruch erhoben worden war, zurück-
gezogen worden.
Oktober: Die Saarregierung will durch die
Gründung eines „Comptoir“ eine Preisſenkungs-
aktion hervorrufen. Das ,,Comptoir“ ſoll den
ganzen Einkauf von Lebensmitteln für die
hieſigen Konſumvereine in die Hand nehmen.
Hinter der neuen Gründung verbirgt ſich die
Tendenz, die deutſchen Waren endgültig aus dem
Saargebiet zu verdrängen und den Saarmarkt
durch dieſe Form der pénétration pacikique
an Franktreich auszuliefern.
Oktober: Der Hauptausſchuß für die Rheiniſche
Jahrtauſendfeier im Saargebiet gibt bekannt, daß
entgegen den Berichten der Regierungskommißssion,
die von großen Propagandamitteln ſprechen und
entgegen den Aeußerungen eines ſozialdemo-
kratiſchen Landesratsabgeordneten ſich die Geſamt-
ausgaben des Zentralausſchuſſes auf 85 157,50 Fr.
belaufen. Dieſe Koſten wurden ſämtlich durch
freiwilige Spenden von Saarbrücker Bürgern
gedeckt.
Oktober: Vertreter von 13 000 Handwertzs-
betrieben aus dem Saargebiet verſammeln ſich
im Johannishof zu einer machtvollen Kund-
gebung für das bedrängte Saarhandwerk. Ge-
fordert wird weitere Stundung der Steuer für
19258, Abbau der Gewerbeſteuer, Umſagtſteuer-
erleichterung, Ablehnung des von franzöſiſcher
Seite erſtrebten Lebensmittel-Comptoirs, Stellung
gegen die Konsumvereine uſw.
Oktober: Im preußiſchen Landtag wird auf die
troſtloſe Lage der Witwen und Waiſen, Sozial-
rentner und Bergarbeiter im Saarrevier hin-
gewieſen und baldige Abhilfe der Not gefordert.
Oktober: Der , Saarbrücker Kriegerverein“ kon-
ſtituiert ſich endgültig in ordentlicher Haupt-
verſammlung im katholiſchen Dereinshauſe
(Deutschherrnpfad). 190 Mitglieder zeichneten
ſich ein.
Ettobee: ! Dollar ~ 23,75 Fr. ~ ! Reichsmark
m 5,66 Fr.
November 1925.
. November: Die Preſſe bringt Artikel über das
erſte Waſſerkraftwerk im Saargebiet bei Mett-
lach. Sechs Millionen Tonnen Waſſer geſtaut,
Krafterzeugung: jährlich 25 Millionen Kilowatt-
ſtunden. Der Bau wurde begonnen Herbſt 1924
durch die Saarkraftwerke G. m. b. H. mit dem
Siz in Merzig unter Beteiligung der Ktreiſe
Saarlouis und Merzig.
. November: In Landsweiler (Reden) erlitt durch
leichtfertigen Grubenabbau das Mauerwerk des
Waſſerbehälters Riſſe.. Die Gemeindeverwaltung
beſchloß, einen Hochbehälter zu errichten.
. November: Ueber die verzweifelte Wirtſchaftslage
im Saargebiet durch die ſtets sich verringernde
Kaufkraft des Franken verhandeln die chriſtl..nat.
Arbeiter,. Beamten- und Axngeſtellten-Organi-
sationen. Preissteigerungen machen bei an ſich
unzureichender Bezahlung das Leben unerträglich,
die Lage wird für den größten Teil der Be-
völkerung als unhaltbar bezeichnet.
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