_ Saarkalender für das Jahr 1927.
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September: In der elſaß-lothringiſchen Heimat-
zeitſchriſt „Die Zukunft“ wird der franzöſiſchen
Saargrubenverwaltunn der Nachweis erbcacht
über die Derſchleuderung enormer Schmiergelder
im Dienſte franzöſiſcher Propaganda.
September: Die Preſſe meldet die Gründung eines
Dereins ehemal. 29er.
Der Abgeordnete Lamoureux erſtattet der
Kammer Bericht über die Propagandagelder, die
von der franzöſiſchen Bergverwaltung ver-
ſchwendet würden. Die Bergwerksdirektion iſt
Siz und SZentralſtele für die Gelder zur
Gewinnung des Saargebiets. J Alles zum
Fenster hinausgeworſfen.
Dier franzöſiſche Soldaten begehen grobe Aus-
ſc<hreitungen im Cafés Maoltke, ſelbſt die Wirtin
erhält einen Meſſerſtinh in den Kopf. Die
flüchtenden Helden konnten dingseſt gemacht
werden.
In Dillingen erſcheint als Ableger des ſaar-
ſeparatiſtiſchen Organs , Saarlouiſer Iournal“ die
„Dillinger Nachrichten“.
September: Auf Anregung des Veteranenvereins
Neunkirchen beſchliezen die bis jezt im Saar-
gebiet beſtehenden Deteranenvereine bezw. Vereine
ehemal. deutſcher Soldaten, ſich zu einem Ver-
band gzusſammenzuſchliekſene. Die Verſammlung
tagte im Saale des Hotel Halberg in Neun-
kirchen. Der Verband der Ktriegervereine im
Saargebiet ſoll im November ins Leben treten.
Einweihung des Denkmals für die Gefallenen
des Ulanen-Regiments Großherzog-Friedrich von
Baden (Rheiniſches Ur. 7) in Rhöndorf am Rhein.
General v. König, beim Einzug der Ulanen in
Saarbrücken Oberſt des Regiments, hält nach
Kranzniederlegung der Abordnungen die Weihe-
rede. Gefallen im Kriege 23 Offiziere und
55 Unteroffiziere und Mannſchaften.
September: Der Flaggenprozeß wurde crneut vor
dem Saarbrücker Landgericht verhandelt. Die
Urteilsverkündung am 28. September lautete auf
erneute Freiſprechung.
30. September: Die Bevölkerung der Stadt St. Ingbert
beträgt 20 601 Personen.
. September: Die frankophile Schulverwaltung er-
läßt wegen Beteiligung der Schüler an der Iahr-
tauſendfeier eine neue Derfügung. Sie will An-
gaben der Lehrer haben, ob Schüler und
Schülerinnen am 20. Juni 1925 gefehlt haben.
Wieviel krank oder normal beurlaubt, und
wieviele aus anderen Gründen die Schule nicht
beſuchten, gemeint iſt hier die Jahrtauſendfeier.
Auch will die Schulverwaltung wiſſen, ob die
Kinder eine Entschuldigung beigebracht haben.
Dieſe Meldungen ſind ebenfalls über die Schul-
verſäumniſſe am 22. Juni zu erſtatten. Hinſicht-
lich der Strafen soll eine Regierungs-Verfügung
abgewartet werden. Man weill die Kinder be-
ſtrafen, die dem Gebot der Eltern gehorchten. Der
Kultusminister Deszenski muß ſich harte Kritik,
Hohn und Spott gefallen laſſen.
1 Dollar – 21,13 Fr. ~ 1 Reichsmark =
fs
5,035 Fr.
Oktober 1925.
. Oktober: Der deutſche Gewerkſchaftsbund für das
Saargebiet. erſu<ht die Kegierungskommiſſion,
nachdem ſie zahlreiche Gegenſtände des täglichen
. Oktober: Ein
. Oktober:
Bedarfs beſteuerte, ſofort die Lohnſteuer ähnlich
wie im Reiche herabzuſezen und ſozial zu
geſtalten.
„Verein ehem. 173er für das
geſamte Saargebiet“ gegründet.
. Oktober: Der Rennſtallbeſizer, Pferdekenner und
von PVölkerbunds Gnaden Kultusminiſter des
Saarlandes, Maoltke-HuitfeldD, Raults getreuer
Schildknappe im Kampfe gegen das Deutſchtum
der Saarländer, wird als ſog. Treuhänder zum
Großoffizier der Ehrenlegion ernannt. Die franzö-
ſiſche Regierung verleiht ihm dieſen Rang , wegen
der großen Verdienſte, die er in ſeinem Amte als
Regierungskommissſar der Saarregierung geleiſtet
hat“. –~ , Ein treuer Knecht war Fridolin für
Frankireich ſeinen Herrn, verſpottet laſſen wir
ihn zieh'n, der Teufel hab’ ihn gern!“
. Oktober: 19 betrunkene franzöſiſche Sergeanten
durchziehen unter großem Lärm die Straßen von
Saarlouis, beſchimpfen die Paſſanten, dringen
mehrfach in Wirtſchaften ein und verüben dort
tollen Unfug. Franzöſiſche Gendarmerie wird an-
gerufen, ſchreitet aber nicht ein. Rault verſichert
ſtets, das Saarland brauche dieſe Beſchüter. Man
ſchiüßze uns endlich vor dieſen Beſchütern und
ſchicke ſie heim.
. Oktober: Am 7. Oktober 1677 wurde Graf Guſtav
Adolf von Saarbrücken für deutſches Recht
kämpfend in einem Gefecht gegen die Franzoſen
im Elſaß tödlich verwundet, er ſtarb 9. Oktober
1677 in Straßburg. In der hieſigen Schloßkirche
iſt ihm ein Denkmal errichtet, deſſen lateiniſch
verfaßte Aufschrift mit den Worten beginnt: ,„Süß
iſt der Tod für's Daterland.“ Deutſche Knaben
legten jezt einen Kranz nieder mit der Umſchrift:
„Jhrem deutſchen Heldengrafen in Verehrung
deutſche Knaben zum 7. Oktober 1925.“
Die Vorſitzende des Vaterländiſchen
Frauenvereins, den ſie seit 13 Iahren unter
großen perſönlichen Opfern leite, Frau Kom-
merzienrat Haldy, vollendet ihr 70. Lebensjahr.
Die Preſſe zollt reiche Anerkennung. Es heißt da
u. a.: „Während des Krieges ſtand ſie mit
tapferen Helferinnen, selbſt wirkend und hand-
angreifend, auf dem truppenumlagerten Bahnhof,
um den Kämpfern Deutſchlands Liebesgaben und
Pflege, Hilfe und Linderung darzubringen.“ Das
Kinderheim und andere Wohltätigkeits-Anſtalten
verdanken viel Frau Haldys Fürſorge. Ihr
Wirken wird in der Bürgerſchaft aller Kreiſe als
vorbildlich bezeichnet, von ihr gilt Goethes hohes
Lebensziel: „Edel ſei der Menſch, hilfreich und
gut.“ Der Bund der Saarvereine übermittelte der
hilfsbereiten Saarbrückerin ein Telegramm mit
Glück- und Segenswünſchen in herzlichen Worten.
. Oktober: Die ehem. 1t1. und 15. Ulanen bilden
eine kameradſchaftliche Dereinigung.
. Oktober: Große Kundgebung des Deutſchen Ge-
werkſchaftsbundes für das Saargebiet im Saar-
brücker Saalbau. Miniſterpräſident a. D. Dr h c.
Stegerwald iſt erſchienen. Seine Schlußworte
lauten: Laſſen Sie ſich von dieſem Grenzpoſten
nicht verdrängen. Wir wollen hüben wie drüben
gemeinſchaftlich arbeiten an unſerer paolitiſchen
Wiedervereinigung. Wir wollen eine Gemeinſchaft
in einem freien Deutſchland, nicht einem Klaſſen-
und Kaſtendeutſchland. Wir wollen kämpfen für -
eine wahre Volksgemeinſchaft.
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