Saarkalender für das Jahr 1927.
Beim Anblick des Wolfes knurrte Mat-
thias Bauer etwas in ſsſeinen ſtruppigen
Bart, was mir aber bis heute noch un-
verständlich geblieben iſt. Er besah sich das
Tier von hinten und vorne, hob dabei einen
der hinteren Läufe des Wolfes hoch und
zeigte mir etwas, was mich in höchſtes
Staunen versetzte. Unter einem gewaltigen
Fluchen und Schimpfen Bauers begaben
wir uns ins Wirtslokal zurück, wo gerade
der ruſſiſche Bären- und Wolfsſchütze an-
gekommen war, um ſſeine seltene Jagd-
trophäe abzuholen.
Matthias Bauer frug, nachdem ich ihn
mit dem glücklichen Schützen bekannt ge-
macht hatte, diesen: „Haben Sie den Wolf
geſchoſſen?“, jedoch in einer derartig
wütenden Tonart, daß die Gläſer klirrten.
Jungmann entgegnete in bemwußtem
Schützenſtolze seinem Gegenüber: „Jawohl,
den Wolf habe ich geſchoſſen!“ Bauer:
„Haben Sie auch ſchon einmal einen
kastrierten Wolf gesehen?“ Jungmann mit
weitaufgeriſſenen Lichtern: „Wieso?“
Bauer: „Dat wor jo mei’ kaſchtrierter
Schäferhund!“ Jungmann, sehr verdutt,
erwiderte: „Tut mir sehr leid! Hätte doch
das dumme Vieh von Hund ſsein Bein hoch-
gehoben, so hätte ich doch mit meinen
ſcharfen Schützenaugen dieses gesehen und
der Wolf. nee der Hund wäre heute noch
am Leben!“ –
Nur durch mein energiſches Dazwiſchen-
treten konnte ich es verhüten, daß Schäfer-
hundbeſitzer und Weolfshundschütze nicht
zähnefletſchend aneinandergeraten ſsind.
Oaſchdere.
Dun Schreinermeiſchder C. S < u m a n n, Saarbrücken.
Iuchhe! – Was geht durch die Nadur
Heid for e luſchdig Klinge?
Was laßt zum Danz in Wald und Flur
Der Lenz die Knoſchbe ſchbringe?
Dort ſchlaht dr Star de Takt im Frack,
Am Schlagzeig huckt die Herreſchak,
Die Koob streicht Baß, der Fink ſpielt Gei,
Die Amſchel blooſt die Fleet debei.
Un was noch ſunſcht ſo rumſtolziert,
Das ſingt un ſpringt un jubiliert
Im Lichterglanz der Keſchde.
Kurzum: in Ried im aMuellemoos
Gebt Jeder froh un koſchdelos
Sein Ooſchderlied zum Beſchde!
Die Birk hat ſich zum Feſcht geſchmickht
Met lichte griene Spitze.
Das Veilche, fein met Blau beftickt,
Bleibt ſtil am Hang noch ſitze.
Der Schliſſelblumm im Goldgeſchmeid,
Der Tulp im Beet werds Herz ſo weit,
Das Gras, es ſchießt, die Buch ſchlaht aus,
Die Schneck geroht faſcht aus 'm Haus,
Ia, ſelbſcht der Glocheblumme Klang
Miſcht leis ſich in dä Feſchdgeſang
Zu rechter Ooſchderfeier.
Un weil die Frääd aa ihn umwerbt,
Leht, wie die Au ſo buntgefärbt,
Der Goſchderhas ſein Eier!
Oh Menſch, wie is die Welt ſo ſcheen
Im eerſchde Lenzesklinge! j
Du kannſcht der Luſcht nit widderſtehn,
Muſcht hippe met un ſinge!
Sogar im greeſchde Herzelääd
Werd dir die Bruſcht ſo leicht un bräät,
Das Au ſo kloor, das Herz ſo waarm;
E ganzi Welt leiht dir im Aarm.,
Du frooſcht nit lang, du wääſcht, du muſcht,
Du ſingſchts enaus in Iuwelluſcht
Durch Wald un Feld un Wiese:
Oh Friehjohrſchklang am Goſchderdag,
Du erſchdi Bliet in Buſch un Hag,
Kumm her un laß dich grieße!
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