Saarkalender tür das Jahr 1926
Drüben in Deutſchland . . . ! ?
Unbedacht geht dies Wort von Mund zu Munde. Es erscheint ja auch so belanglos,
so nichtsſagend, dieses: drüben in Deutschland! Und doch birgt dieſes Wort Gefahren,
die nicht von der Hand zu weisen sind. Nicht nur zu Deutſchland, sondern zum Deutſchen
Reiche gehören wir hier an der Saar immer noch, wenn auch ein „Treuhänder“ uns
regiert für wenige Jahre. Erinnern wir uns doch wieder der Tatsache, daß Deutſchland
aile Gebiete umfaßt, wo deutsche Sprache, deutsche Kultur die dominierende Stellung
einnehmen. Und wollen wir etwa durch ein unbedachtes Wort den Gedanken auf-
kommen lassen, daß wir uns nicht mehr als zu dieser Kulturgemeinsſchaft gehörig
betrachten? –~ Wollen wir etwa dem Lügen-Clemenceau und seinen zahlreichen Kollegen
neues Malerial geben, um das Märchen von den 150 000 Saarfranzoſen neu zu stützen?
Vermögen denn die unsinnigen Grenzpfähle und die lächerlichen Zoll- und Paßſchikanen
schon ein Gefühl zu erzeugen, als ob wir nicht mehr zum großen deutschen Vaterlande
gehören? :
Grade das Gegenteil iſt doch der Fall! Wäre der Herr Franzose nicht so naiv-
liebenswürdig, uns durch immer neue Schwierigkeiten zu Gemüte zu führen, wie sehr
wir in allem, aber auch in allem mit unseren Brüdern und Schweſstern rechts des Rheins
innig verbunden ſind, wir hätten kaum je Anlaß gehabt, darüber nachzudenken.
Nun wir es aber wissen, nun wir aller Welt gelegentlich der Jahrtauſendfeier der
Rheinlande zugerufen haben: Wir sind ein untrennbarer Bestandteil des deutſchen
Volkes, nun wollen wir uns auch dies unbedachte und unschöne Wort wieder abge-
wöhnen: Drüben in Deutſchland! Müssen wir ſchon einmal Vergleiche ziehen zwischen
links und rechts des Rheins, dann klingt es sicher viel ſchöner: Ueberm Rhein!
Und wenn wir s o reden, dann wollen wir eingedenk sein dessen, daß unser deutsches
Vaterland weit größer iſt, als die ſchwarz-rot-goldenen Grenzpfähle es anzeigen und
wir wollen uns erinnern, daß die natürlichen Grenzen, die Sprache und Kultur gezogen
haben, noch immer die politiſche Umgrenzung überdauerten, die Uebermut und Tyrannei
geſieckt hatten. : ! C. A. Lange, Völlklingen.
Kind und Kirb.
Was frei ich mich uff unser Kirbl! Wer kummt dann als uff unſer Kirb ?
Was frei ich mich uff unſer Kirb! Wer kummt dann als uff unſer Kirb ?
E Woch un drei Tage, Die Groß von Sang Dingwert,
Das is nimmeh lang, Von Quiersſchd die Bas Lehn,
Die Nädersch, die hat ſchon Mei Patt von der Hangart ~
Mei Kläd angefang, Mei Goth kaun net gehn,
Das macht sie mir for unſer Kirb. Sonſt läm ſe jo ach uff die Kirb.
Was backe mir for unſer Kirb? Was koche mir for an der Kirb ?
Was backe mir for unſer Kirb? Was koche mir for an der Kirb ?
Mei Mutter backt Kuche, Mir holle de Metzer,
Do fehlt dr kä Sort, E Schwein wird geſschlacht,
Vom allergewehnlichſchte Un davon de Wirſcht
Bis zu der Tort, Un de Schinke gemacht.
Die backe mir for unſer Kirb. Die esse mir all an der Kirb.
Was mache mir dann uff der Kirb? Ach wär doch ſchon heit unser Kirb,
Was mache mir dann uff der Kirb ? Ach wär doch ſchon heit unser Kirb!
Mir reide am Pärdche Bis erſcht noch e Woch
Am Rundkarußsſel, Un drei Tag sin vergang,
. Un kaafe uns Gutze Wie wird mir bis dohin
Un Bloſe un Bäll’. Die Zeit noch suo lang.
Das gebts all uff unſerer Kirb. Ach wär doch ſchon heit unſer Kirb!
Victor Kolon.
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