Saarkalender für das Jahr 1926
Die Eroberung der Burg Mantelair
und ihre Zerſtörung.
Von Pr. Joseph Strauch.
Zwischen Besseringen und Mettlach erheben sich auf einem runden Bergkegel die
Ruinen der Burg Montclair. Wenn im Sommer oder Herbſt fröhliche Wanderer ihre
Schritte nach Monteclair lenken, ſo raunen ihnen der alte Turm und die zerfallenen
Mauern Heldenmären aus längſt verklungenen Kämpfen, die vor der einſt so stattlichen
und uneinnehmbar scheinenden Burg faſt ein volles Jahr getobt haben.
Erbaut wurde die Burg Montclair von 113091190, wahrscheinlich auf derſelben Stelle,
wo früher die von Erzbischof Poppo zerstörte Burg Skiva geſtanden hatte. Da die Burg
noch dem Tode des Erbauers, Arnulphs von Walecourt, raſch hintereinander ihren Besitzer
wechſelte, war die Folge, daß bald um ihren Besitz Streitigkeiten entstanden. In diess
Streitigkeiten mischte sich der Erzbiſchoft von Trier, so daß es erſtmalig um 1260 zum
Kriege zwischen Trier und den Herrn von Montelair kam. In der Schlacht bei
Schwarzenberg siegte der Erzbiſchof von Trier, und die Ritter von Monteclair wurden
nebſt vielen anderen Rittern gefangen. Der Erzbiſchos gestattete den Rittern freien Abzug,
wenn die Herrn von Montclair Burg und Besitz von Montclair als Lehn von Trier an-
erkennen würden. Diese Lehnsherrlichkeit von Trier wurde 1263 von Gyot von Clermont
und Reinold von Monteclair anerkannt. Die späteren Herrn von Montclair mußten von
da an von dem jeweiligen Erzbiſchoft von Trier mit einem Lehnsbrief ausgestattet sein,
um als rechtmäßige Besitzer zu gelten. Als unter dem mächtigen Erzbischof Balduin von
Trier Streitigkeiten mit dem Herzog von Lothringen ausgebrochen waren, hielt Jakob
von Montclair, der damalige Besitzer der Burg, den Augenblick für gekommen, die Lehns-
oberhoheit Triers abzuſchütteln. Deshalb verband er sich mit dem Herzog von Lothringen
gegen Balduin. In einem kurzen Feldzuge wurde Lothringen besiegt und zur unter-
werfung gezwungen. Die Lage der Herrn von Montclair war nun noch kläglicher; denn
in dem Friedensvertrage zwischen Balduin und dem Herzog von Lothringen (1334) wird
Montclair erstes Lehn der Herzöge von Lothringen von Trier und erst in zweiter Linie
sogenanntes Afterlehn der Herren von Montclair von Lothringen.
Dieses doppelte Vasſallentum war für Jakob von Montelair eine unerträgliche
Schmach. Er sann auf jede Gelegenheit, sich von der Abhängigkeit von Trier zu entledigen.
Eine selche bot sich ihm 1350, als die Stadt Trier zur Behauptung ihrer Reichsunmittel-
barkeit in offene Feindschaft mit dem Erzbiſchofe geraten war. In einem geheimen
Vertrage verſprach Jakob und sein Sohn der Stadt seinen Beistand. Er hoffte bei seiner
Auflehnung gegen Balduin bestimmt auf die Unterſtützung Lothringens. Als der Erz-
biſchof von diesem treuloſen Vertrage Jakobs hörte, lud er ihn vor ein Mannengericht
in Trier. Jakob erſchien auch wirklich, und wurde von dem Erzbiſchofe festgenommen
uind eine Zeitlang in ritterlicher Haft gehalten. Auf Vermittlung des Herzogs von Lotltl-
ringen wurde er wieder auf freien Fuß gesetzt, nachhem er aufs Neue dem Erzbiſchofe
ſcine Treue verbrieft hatte.
Kaum losgelassen, fiel Jakob sengend und plündernd in das Erzstift ein. Jetzt war
des Erzbiſchofs Geduld zu Ende. Am 13. Oktober 1850 kündigte er Jakob den Kampf an,
den diefer mit den Fehdebriefen von 49 Burgmannen, Vasallen und Verbündelen
erwiederte.
Alsbald sammelte Balduin seine Heeresmacht gegen Montelair. Von Lothringen
erhielt er die versprochenen Hilfstruppen nicht. Aber auch Jakob wurde weder von
Lothringen noch von der Stadt Trier unterſtützt; obwohl er durch das Bündnis mit
dicſer Stadt in die Fehde mit dem Erzbiſchof verwickelt worden war.
. Trotzdem war er mit allem wohl verſehen und auf eine energiſche Verteidigung
eingerichtet. Die Lage seiner Burg war eine ungemein feſte. Von Besſeringen in nord-
westlicher und dann wieder zurück bis Mettlach in ſüdöſtlicher Richtung fließend, bildet
die Saar hier eine mehr als eine Stunde lange. ſehr ſchmale Landzunge, auf der ſich
das Bergplateau mit überall ſchrofs abfallenden, steilen Felſen erhebt. Auf der äußersten
Spitze dieses Plateaus lag die Burg. Der ganze Rücken war mit Befestigungswerken
verſehen, die aus breiten tiefen Wallgräben, Vorburgen, Mauern und Türmen, die dem
Arſturm von der Landseite wehren ſollten, beſtanden. Zur besseren Verteidigung war
der ganze Bergrücken nach Gangolph zu von breiten Parallelgräben durchzogen, die zu
86
s