Full text: 1926 (0004)

Saarkalender für das Jahr 1926 
  
  
  
li z. wet 
  
  
Dor dem demolierten Denkmal Friedrich Ill in Metz. 
Die Spicherer Berge bilden einen Kirchhof. Hat man die Herberge im Rücken, so befindet 
man sich mitten zwiſchen Maſſen- und Einzelgräbern, die von den Bauern, beim Bearbeiten der 
Felder, aus Pietät geſchont werden. Ein Herr aus Saarbrücken, der sich anfänglich sehr zurück- 
haltend benommen hatte, ipäter aber, als er merkte, daß wir Ausländer waren, etwas geſprächiger 
wurde, führte uns zu verſchiedenen Maſsengräbern. Tief entrüſtet machte er uns darauf aufmerkſam, 
daß die Franzoſen dieſe Gräber ſchändeten. Die eiſernen Kreuze auf den Massen- und Einzelgräbern 
lagen zertrümmert herum; sie waren mit großer Gewalt zerſchlagen. Alle Kränze, womit Ange- 
hörige und Freunde :um Totenfest die Gräber geſchmückt hatten, waren zerpflückt oder verſchwunden. 
Er brachte uns zu dem Monument, das vom Grenadierregiment „Prinz Carl von Preußen“ 
zur Erinnerung an 22 gefallene Offiziere, 38 Unteroffiziere und 468 Mannſjſchaften errichtet worden 
iſt. Der bronzene Adler, der das Monument zierte, war abgebrochen. Französiſche Soldaten, die 
während des Sommers in der Nähe ein Lager bezogen, hatten das Monument als Abort benützt. 
Auf dem Sockel des Standbildes war noch zu lesen: A bas la. . . Den Rest konnte man nicht 
lejen, da der Sockel inzwiſchen gereinigt worden war . . . 
Unser zufälliger Führer geleitete uns noch zu einem andern Standbild, von desſen Spitze der 
Adler, der es gekrönt, verſchwunden war. Unweit desſelben lag ein französiſcher Militär-Ubungs- 
platz. Das Monument machte einen recht traurigen Eindruck. Die großen Marmortafeln mit den 
Namen der Gefallenen waren völlig zertrümmert und zum Teil verſchwunden. 
. Auf der Weiterfahrt nach Saarbrücken kamen wir an einem großen Friedhof vorbei, „Ehren- 
friedhof“ gehcißen, auf dem uns ein großes Denkmal mit der Auſsſchrift: „„A la memoire des 
Soldats frangais decédés en 1870-71“ auffiel. Ein paar Gräber von gefallenen Franzosen 
awiſchen den langen Reihen deutſcher Toten waren, gleichwie das Monument ſelbſt, geſchmückt. 
Durch dieſen Ausflug war uns wirklich die ganze Iieiſe verdorben worden. . . . “ 
Das Urteil vornehmer holländiſcher Redakteure genügt. Die Herren würden sich gewiß ebenso 
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. mäler, Erzeugniſſe edler Kunst, ebenfalls demoliert und verstümmelt. Man hat sich damit in ge- 
meiner Weiſe gegen die Menſchlichkeit vergangen, sicher aber auch bei dieſer Gelegenheit von der 
unerreichten sittlichen Höhe der grande nation geſprochen, die „an der Spitze der Zivilisation“ 
marsſchiert. Jn Straßburg, in Metz haben ſich die Welſchen um keinen Deut vornehmer benommen. 
Unsere Bilder zeigen einige dieſer Heldentaten. ; 
  
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