Saarkalender für das Jahr 1926
Die 150000 Banarfranzoſen entdeckt!
Wer erinnerte sich nicht noch der 150 000 Saarfranzosen, die 1m Jahre 1919 eine Ein-
gabe an den französiſchen Präsidenten Clemenceau gerichtet haben, um eine Wiederver-
einigung ihrer Saarheimat zu erbitten. Der ſchlaue „Tiger“ Clemenceau rückle mit
diesem Trumpf erst heraus, als alle ,hiſtoriſchen“ Gründe nicht mehr rerfingen, die
alliierten Brüder zu bewegen, das Saargebiet als Beute den Franzosen auszuliefern. Mit
Tränen in den Augen erzählte er in Versailles von diesen märchenhaften Saarfranzojen,
die man doch den deutſchen Barbaren nicht ausliefern dürfe, und Wilson ließ sich rühren,
seine Zuſtimmung zu der Losreißung des Saargebietes vom Reiche auf fünfzehn Jahre zu
geben, um dem Saargebiet Zeit zu lassen, sein eigentliches französisches Herz zu entdecken
und willig in die Arme Mariannens zu ſinken. Man würde dieſer Hinneigung zu Frank-
reich ſchon nachhelfen, dachte der Tiger, denn Zeit gewonnen, heißt alles gewonnen. Wer
würde der „Grande Nation“ als Sieger auch zu trotzen wagen! Mit dieser größten Lüge
der Weltgeschichte wurde denn auch das Schickſal des Saargebietes entschieden. Die vier
Großen von Versailles beruhigten ihre Bedenken, denn 150 000 Saarfranzoſen in dem
kleinen Saargebiet ſehnten ja schon damals den Anschluß herbei. Immer hat man im
Saargebiet auf dieſe Geſchichtsfälſchung hingewiesen, immer hat man den Kachweis ver-
langt, wo denn eigentlich die Unterschriften zu der Eingabe an Clemenceau herſtammten.
Aber weder das Dokument hat man vorzuzeigen gewagt, noch die Frage nach der Her-
kunft der 150 000 Saarfranzosſen beantwortet.
Jetzt nach sieben Jahren kommt die Aufklärung, die 150 000 Saarfranzoſen sind ent-
deckt, der Schwindel Clemenceaus, den geheim zu halten er alle Urſache hatte, iſt auf-
geklärt. Man höre und staune! Die in Straßburg erscheinende „Zukunft“, eine zur Ver-
teidigung der elſaß-lothringiſchen Heimat und Volksrechte herausgegebene Wochenſchrift,
lüftet den so ängstlich über die Lüge gebreiteten Schleier. In einem Arlikel über die
„abtrünnigen Saarfranzoſen“, der reichlich über die verfehlte franzöſiſche Politik im
Saargcbiet ſpöttelt, heißt es:
„Das Saargebiet hat des Glückes, französisch verwaltet zu werden, in sieben Jahren
genug genoſſen. Vor dem Völkerbunde die Hände ringend, daheim die Fäuſte vallend,
danken die Saarländer für alles von Paris her. Wie blamabel für das Genie unjerer
Rasse! Doppelt, wenn man ſich erinnert, daß 1919 d em Oberſten Rate in
Versailles eine Maſssenpetition vorgelegt worden iſt, in der
mit 150000 Unterschriften die Vereinigung des Saargebietles
mit d em lieben Mutterlande gefordert wur d e. 150 000 Gesinnungs-
franzoſen auf eine Gesamtbevölkerung von 600 000 Seelen, das war ückbeer-
w ältigen d. Die Diplomatie aber iſt ſchwach in der Geographie. Von einigen
unterſchriften aus Saarlouis abgesehen, kamen die meiſten aus den Kreiſen
Sa arg emün d, Sa ar burg un d d em Kanton Saarunion. Es hat sich
was „g e sa a r t“ und das war genug. Wenn die elſaß-lothringiſchen .
Bürgermeister und Polizeidiener nicht wußten, wozu ſie die
Unterſchriften damals ſammelten, h eute können ſie ſich trösten:
Der „Zauber“ hat keine Kraft b e k om men. Das Manöver zeigt aber,
was man im Geiste Richelieus für möglich hielt! Und in der Tat, nicht alles iſt un-
möglich!“
Wirklich eine fein eingefädelte Sache, die aber sehr glaubhaft erſcheint. Die Herkunft
der 150 000 Franzosen iſt jetzt geklärt. Clemenceau hat sie einfach in den zu Frankreich
zurückgekehrten Gebieten gesammelt und sie als den Willen der Saarbevölkerung wiſssent-
lich und gewissenlos umgefälſcht. Wahrlich, der Versailler Vertrag iſt schon ein Inſtru-
ment der Gerechtigkeit! Die Fälſchung schreit zum Himmel, wie das Unrecht am Saar-
gebiet. Wird man dieses Unrecht, das heute klar zu Tag liegt, wieder gut machen? Kann
dieſe Täuſchung noch aufrecht erhalten werden, da sie nun enthüllt iſt? Dieſe Lüge wird
die Frazzsfen yrrz!1aen. bis sie aufgeben, was sie zu erſchleichen trachteten mit ihrem
großen Betrug in Paris. :
37