Saarkalender für das Jahr 1926
Dem Nickel, seim Kumpel, is das verſteert Gewäwes von dem, Michel uffgefall. un do hat er
ne emol gefroot: „Saah, was haſchde dann eichentlichrk Du eſcht nit meh, du saufscho nure noch
wie e Loch, un de ganze Daach laafschde dorum wie dirmelich?“ gj, Nickel, saad de Michel, mei
Phylax leit im Krepiere un der Dokter ſaad, ich ſollne vergifde. Awer ich kanns nit. Wäſchd
dunn du ke Mittel, vor so e ald arm Diehr aus der Welt ze ſchaffe?“ „Ei, mennt der Nickel, ich
hann vun der Grub noch e paar Dynamitpatrone, die holle mer. Ich mache das schun, dann
brauchſchd zu dich nit drum ze kimmere. Mir lassene änfach explodiere. Das geht ſchnell un
dodevun ſpihrt er nix.“
Am nächſchde Sunnta hann die zwei also de ald Hund enaus uff de Berg geschläft, hanne dort
an e Pfahl gebunn un dem Phylax die Dynamitpatron an de Schwanz gemacht. Der Michel hat
ſei ald Vieh nochämol grindlich gestreichelt und gehämelt; es Wasser hatem in de Aue geſtann. Er
hat gar ke End kinne finne. Schließlich hat er dann doch noch erausgewircht: „Geh Nickel, ſtech
die Zindschnur jetzt aan.“ Der hat aachs Fixhelzie an die Schnur gehall, un wies angefang hat
ze ſpauge, ſinn die zwei furtgelaaf.
Vie se so finnefzig Meter eweg ware, is der Phylax unruhich wor. Dem. Vieh is die Sach
anscheinend aach nit ganz koscher vorkummun; er hat als gerubbeld und gezoh, vor loszekumme,
un is hin un her gesprung un hat als an dem Strick geriß.
Dev Michel guckd allsfort no seinem treie Hund erum, un die Träne laafe em iwer die. Backe,
wie er sieht, daß der Hund zu em will. „Sei doch ruhig, Phylachsche! Kusch dich, mei gutter Kerl!“
ruft er als un will de Hund beruhiche, awer der reißt un roppt un wimmert, un uff ämol fallt
der Pahl von all dem Geropps um, weil er nure ganz locker im Boddem geſstock hat, un mei Hund
wasgebſchde-washaſchde hinner de zwei Brider her.
Der Michel hat garnitmeh an die gefährlich Ladung vun dem Phylax gedenkt un war sowieso
ganz ſchusselich vun dem Läd um de Hund. Er hat ſich beinah gefreit inver die Anhänglichkät,
wo dem alde, wackeliche Vieh widder so uff die Bän geholf hat. Awer der Nickel is gang käsweis
wor im Gesicht un hat nure gekriſch: „Michel, die Patron!!“ un is nix wie los em Abhang ennuner.
Do is dem Michel die Dynamitladung ſiedig heiß widder ingefall un er hat sich aach ans Flichte
gebb. Vor Angschd hat er garnit laafe kinne, ſo hannem die Bän geschebbert und geſchloddert.
In seine Dodesängschde hat er als gekriſch: „Kusch dich, Kuſch dich!“ awer der Phylax mit ſeiner
Dynamitpatron un seiner Anhänglichkät is als hinnerem här und näherkumm.
Wie der Hund ſchun ganz nächſchd beiem is, steht der Michel pletzlich vor dem alde kläne
Stänbruch am Berg und hat hinner sich die Patron un vor ſich de Abſturz. In seiner Verzweifelung
laßt er sich änfach falle und ſchlaat die zehn Meter enunner uff die Soohl, daß em sämtliche
Knoche int Leib krache. Es war awer aach die hechschd Zeit, daß er ſich dinn gemachd hat, dann
wie er ſich unne grad zesammenrappelt, vor weiter zu laafe, gebts owe am Rand vun dem. Stän-
bruch e firchterliche Krach, dem Michel falle e paar geheriche Brocke ins Kreiz, un tirrekt näwe
em sauſt der Kopp vom Phylax auf de Boddem. Do war der Phylax noch im letzschvhe Moment
explodiert, ohne in seiner Anhänglichkeit sei Herr mit in die Luft ze ſprenge. ;
Der Michel hat sich de Buckel gerieb, sei Knoche sammegesucht un is ganz dusma hemm. Vor
e paar Daach hat er ſich uff de Schrecke hin müſſe ins Bett lege. Zeit seines Läwens hat er vun
Dynamit genuch gehat, un sei Hunde hat er all abgeſchafft.
2. Die Patrone Rr. 7.
Ging die Jagdgesellſchaft auf Hühnerjagd, so hatte abends der „Pabbe“ immer
die meiſten Hühner geschossen. Alle „Kompagnie-Hühner“ zählte er für sich. Dies ärgerte
den alten Erd m enger und er wollte seinen Freund „Pabbe“ von dem Lügen heilen.
Vor einer geplanten Hühnerjagd ließ sich E. von der Frau des ,Pabbe“ alle
Patronen Nr. 7 ihres Mannes geben. Er hatte vorher schon genügend Patronen mit
Sand und Sägemehl geladen, vertauſchte dieſe, ohne daß Frau „Pabbe“ etwas davon
merkte. Am Abendſtammtisch nach der Hühnerjagd frug E. den ,„„Pabbe“ so beiläufig,
wieviele Hühner er denn heute geſchoſſen hätte. „Ich glaube, es waren 12 Stück, die
auf mein Konto kommen.“ „,Das glaube ich nicht“, sagte E. und ließ von der Frau
„Pabbe“ mal Vaters Patronen Nr. 7 bringen. Diese wurden geöffnet, nichts als Sand
war drin. Das „Hallo‘ am Stammtisch war groß, der „Pabbe“ wurde ſehr kleinlaut
und log in Zukunft nicht mehr so toll.
3. Der schußfeſte Haſe.
Erdmenger und „Pabbe“ hatten die Jagd von N. gemeinsam. Diese begann schon
bei der Türe des „Pabbe“. Eines Tages hatte E. einen Haſenbalg ausgeſtopft und 1hn
in der Baumſchule in eine künſtliche „Sasse“ gesetzt. E. kam bei der Suche mit einem
Jungen an dem Hater vorbei. Er ſchickte den Jüngling sofort zum ,„Pabbe“, er solle
ihm sagen, in der Baumſchule läge ein Hase. Sogleich nahm ,„Pabbe“ - seinen Schieß-
prügel von der Wand und rückte dem armen Mummelmann zu Leibe. Der Junge ging
mit und zeigte dem „Pabbe“ den Hasen. Der jagdeifrige funkte auf 30 Schritt mehr-
mals auf den Balg, aber nichts rührte ſich. Als „Pabbe“ näher kam, hatte der aus-
geſtopfte Haſenbalg einen Zettel im Geäſe, auf welchem stand: „Guten Tag, „Pabbe“!“
Es piuß noch nachgeholt werden, daß der „Pabbe“ sehr kurzsichtig war und eine dickr
rille trug.
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