Saarkalender für das Jahr 1926
Haarländers wahre Fagdhumoresken.
K. Küngzer, Neunkirchen (Baar).
Hier im Saarlande, der viel umſtrittenen, deutſchen Grenzmark, sah es vor dem
Weltkriege jagdlich auch noch ganz anders aus. Dahin iſt der Wildſtand, die alten Jäger-
originale sind längſt in Walhalla. – Fremde knallten wahllos alles nieder, neue Reiche,
Schieber uſw. vernichten noch den letzten Reſt an Rehen. Aber warum ſich ärgern, es
läßt sich doch nichts ändern. Von zwei alten Jägern des Saarlandes, die viel zur Uunters-
haltung der Jägerwelt früher beitrugen, will ich einige Sachen erzählen:
1. „Tod des alten Hektor!“
Beide alten Jäger wohnten in Neunktkirchen-Saar auf dem Schloß, wo früher die
Fürſten von Nassau-Saarbrücken ihre Jagdhäuſer hatten. Er d menger der eine,
Grubenbeamter, ein richtiger Saarländer und guter Jäger, der gerne seine Mitmenſchen
in harmloſer Weise zum besten hielt; der andere, Bettin ger, genannt der „Pabbe“,
ein biederer Gastwirt, bei dem die „Hautevolée“ des Städtchens mit 40 000 Einwohnern
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„Pabbe“ hatte einen alten Jagdhund „Hektor“. Er war 12 Jahre alt geworden, faſt
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und schmerzlos aus dieſem Jammertale ſcheiden sollte. Der alte E. zwinkerte den
andern Stammtiſchgenoſſen zu und sagte laut: „Na. „Pabbe“, ich bringe eine Dynamit-
patrone aus der Grube mit, die binden wir dem treuen Hektor auf den Rücken und
bald wird sein Leiden ein Ende haben.“. Gesagt – getan. Am anderen Nachmittag
zog die ganze Stammtiſchrunde mit „Pabbe“ und dem Hektor auf die Spieserhöhe
weit draußen vor den Toren des Städtchens mit 40 000 Einwohnern. Hektor wurde
an das Tor des dort liegenden Kirchhofes mit einem Seil angebunden. Der ,Pabbe“"
ſtreichelte noch seinen Liebling, eine Jägerträne rann. Umſtändlich nahm der alte E r d-
menger die Dynamitpatrone heraus, band dieſelbe dem Hektor auf den Rücken, be-
feſtigte ein ſehr langes Stück Zündſchnur daran und ſteckte dieſe an. Die Schnur fing
an zu ziſchen, alle Zuſchauer liefen schnell zurück und in dieſem Augenblick ſchnitt der
alte Schwerenöter E. das Seil durch, an dem Hekttor befeſtigt war. Alles rennt, rettet
und flüchtet sich. Natürlich läuft Hektor mit der brennenden Zündſchnur seinem Herrn
bo): u diefer den Hund an ſsſich emporſpringen ſieht, glaubt er auch an ſsſ ein
aldiges Ende.
Er schreit fürchterlich, weint, betet zu allen Heiligen und ruft nach dem Namen
seiner teuerſten Gattin und ſchreit: „Ach mei arm Fraa !“ dann fällt er ohnmächtig
auf dem Felde nieder. Die Stammtiſchfreunde rannten an den Samstagabend-Stammtiſch
im Lokal von ,Pabbe“. Natürlich hatte E. seinen Stammtiſchgenossen schon längst er-
zählt, daß die Dynamitpatrone nur mit Sand gefüllt und daß lediglich die Hülse echt
war. Den „Pabbe“ ſah man wochenlang nicht mehr in seinem Lokal, so hatte ihn noch
niemand erwiſcht. Sobald er ſich zeigte, ging es los: „Ach, mei arm Fraa!“
Diese luſtige, wahrheitsgetreu wiedergegebene Geschichte hat ihre poetiſch freie Nach-
bildung gefunden in folgender ulkigen Darſtellung eines jagdfrohen Saarbrücker
ängers.
Der „explodierte“ Phylax
von H. G. nach einer wahren Begebenheit.
Der Michel vum H. war e großer Hundefreind. Immer hat er ſo zwei, drei Viecher im Haus
gehatl. hat se dresſiert un uffgezoh un war rein närriſch 1mitne. Am meiſchde hat er an seinem
Phylax gehonk. Denne hat er ſich noch als junger Ehemann kaaf; alleweil war er ſchun Vadder
von große Buwe un dem Phylax ſei beſchve Johre ware aach schum längscho erum. Der Hund hat
zt L:1.4 fight jur. geruch. te. r. 13:3 Mul kffgeſesnn t hen Ms s
no em anner es Gnadebrod gebb. uff ämwol hat der Hund awer doch so es Läd kriet, daß der
Michel es hat nit meh mit anſiehn kinne, so hat ſich das Diehr gekwelt. Alle Mittelcher hann nix
std uus. der Viehdokter, wo der Michel angang hat, hat nure gesſaat: Vergiftene un maches deim
Der Rood war dem Michel e Stich ins Herz. Er war sowieso e bißche arig änfällig un weich
un sei Phylax ze vergifte, das hätt er nie iwer sich gebracht. E paar Daach iser erum geloff wie
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und vum Wirtshaus no Neinkerche ins Kino, bloß daß er de Hund nit ze siehn brauch.
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