Saarkalender für das Jahr 1926
Cappeln zu Lutern ein Meß, und zu vier Wochen ein Huber Meß in der Cappeln haben,
und die ander Wuchen Meß nichts deſto weniger thun, von wolliger Huber Meß mir die
Nachparn von Lutern Jars insonderheit ein Guldin geben alles getreuelichen sondern alls
Gevert. Zu Urkund und Bektreftigung alles obſt . . . hab ich Dir mit meiner eigen Hand
geschrieben und priesterlicher Wird zu halten verſprochen. Actum und Datum Dinstag
nach dem Sonntag Trinitatis anno . . . . 1531.“
Des Grafen Besorgnis um die Erhaltung der katholiſchen Religion in seiner Graf-
schaft tritt noch deutlicher hervor aus den Bekenntnissen der späteren Zeit. So gelobte
ein Prieſter im Jahre 1537 unter anderem auch: „Ich soll und will auch des luteriſchen
Wesens Handlung und Secten keins wegs underziehen, daran anhangen, auch kein
Ehwib nemen biß das solichs durch ein kunftig Concilium zugelassen und offentlich ver-
kundt wurdt.“
Bekanntlich durfte zur Grafenzeit in den Saarbrückiſchen Landen kein Bürger oder
Bauer seinen Sohn Prieſter werden laſſen ohne Wissen und Erlaubnis des Landesherrn.
Wir besitzen einen solchen „Bewilligungs-Brief des Johann Cardonis Priester zu werden“
aus dem Jahre 1525, der also lautet:
„Wir Johann Ludwig Grave zu Nassau und zue Sarbrücken thun kund und bekennen
– So und als Johann Cardonis, Heinzen unsers Bürgers zu Sarbrucken elicher Sonn,
uns demutig und flißig gebeten, und anſuchen lassen. Nachdem er sich eine Zit lang in der
Schul gehalten, und durch solliche in Andacht komen, priesterlich Wirdigkeit an sich zu
nemen, Got dem allmechtigen deſto fruchtbarlicher zu dienen. Das denn derselbig Johannes
und keiner unser Grafschaft Saarbrucken nach herkommen derselbigen on unſer Willen
nit Macht hat, oder thun mag, da haben wir angesehn ſollich sein und seiner guten Freund
demuthig bit, auch das er Got dem allmechtigen for uns und unser Voreltern betteln solle
und Im solich gnediglich gegünnedt und gewilliget, ginnen und gewilligen und erlauben
Im das in kraft unſers Briefs so fern er ſunſt dazu dogentlich und gnügsam da er ſollich
Ordnung und Wirdigkeit an sich nemen mag, und das unverhindert unserer und aller
ur.seren. In Urkund unsers herunder uffgedrukte Insiegels geben uff Dienstag poſt
Invocavit anno 1525.
Der wihige Kaminkehrer. Unſere im Ausland lebenden Saarländer freuen ſich ſtets über die ſaarländiſchen
Anekdoten. In ihren Briefen kommt dies oft genug zum Ausdruck; ſie bitten darin, doch recht fleißigen
Sammeleifer hierauf zu verwenden, da ſie ſich auch in der Ferne noch gerne der alten Sonderlinge in Stadt und
Land erinnern. In manchen Schreiben erzählen die Heimatgenoſſen ſelbſt noch Humorvolles aus ihren Erinne-
rungen. Hier eine Probe. Ein Heimatgenoſſe aus Bliesmengen, der ſeit 40 Iahren in der Fremde weilt und
durch ſeine Arbeitskraft zu Glück und Wohlstand gelangt iſt, ſchreibt u. a.: „Die Anekdoten des Saarkalenders
rufen mir die Erinnerung an manchen drolligen Geſellen wach. Ich weiß noch ous meiner Iugend, wie wir den
alten Schornſteinfegermeiſter A. mit beſonderer Achtung betrachteten, da er als witziger Kopf bekannt war. So
machte er eines Tages ſeine Inſpektionstour und klingelte auch am Pfarrhaus, das damals von Pfarrer W.
und ſeiner Nichte bewohnt war. Sie öffnete die Türe und bedeutete dem Schwarzkünſtler, man bedürfe ſeiner
Dienſte nicht, da ein Nachbar aus Gefälligkeit den Kamin gereinigt habe. „„Mir ſchon recht,“ ſagte A., ,aber ich
bin trotzdem berechtigt, die Gebühr von 42 Urz. einzuziehen.“ Auf den darauf entſtehenden Wortwechſel erſchien
der Pfarrer, der ſich nach längerem Streit zu der Gebühr verſtehen mußte. Er zahlte mit der Bemerkung: ,,Sie
verdienen allerdings Ihr Geld ſehr leicht!“ Schmunzelnd bemerkte der Kaminkehrer: , Sie haben recht, Herr
Pfarrer, alles, was die ſchwarze Farbe trägt, weiß leicht und angenehm zu leben.“
Der alte Erdmenger als Lehrmeiſter. Sobald der alte Erdmenger einen Anwärter zur Ausbildung im Berg-
foch erhielt, war die erſte Frage: „Sagen Sie mal, junger Herr, können Sie erdene Peif’ räche?“ ,.Nein,
Herr E.!“ war gewöhnlich die Antwort. „Ja, meinte der alte E., „das iſt das erſte, was Sie gerade hier
lernen müſſen, denn hier am Ziehwaldſtollen gebt es ſoviel Gruweſchnake, daß Sie ohne Peifrache garnet
ſchaffe könne.“ Sofort wurde St. Wendeler Rolles von dem dicken, ſtarken, ſchwarzen geholt, eine Pfeife voll
geſchnitten, geriwellt und ein neuer erdener Sauzahn (irdene Pfeife) vollgeſtopft. Ehe der Herr Anwärter
(junge Leute von 17-20 Jahren) wußte, wie ihm geſchah, hatte er auch ſchon den Ewerzahn im Munde; = der
alte E. hielt ſelbſt das Fixfeuer dran, und nun brauchte der neue Lehrling nichts zu machen, als tüchtig zu
ziehen. Man muß die Stärke des St. Wendeler Rolles kennen, um auf die Wirkungen bei Neulingen ſchließen
zu können. – Nach kurzer Zeit wurde der Delinquent leichenblaß, es Herzwaſſer kommt, — der Herr An-
wärter verſchwand ſchnell und mußte fürchterlich unter ſchweren Seufzern „Bröckelcher“ lachen. Nach einer Weile
erſcheint der Lehrling wieder im Büro. „Na“, meint der alte Schikaner, „Sie lernen es bald, Sie könne ſchon
ganz gut ,,ſpautze!“