Kommandanten mitteilte, antworteten die Saarlouiſer mit mehrfachem „Hurra“ und
stimmten das Lied „Deutschland, Deutschland über alles“ an.
Unmittelbar nach den Ereignissen des 17. März erſchien der oberſte Militär-
verwalter des Saargebiets, General Andlauer, an mehreren Tagen in Saarlouis und
hatte Besprechungen mit den Offizieren der dortigen Militärverwaltung, in deren
Verfolg der Major Delévaque und der Leutnant Collony entfernt wurden. General
Andlauer hatte auch Unterredungen mit dem Bürgermeister und dem Landrat. Kurze
Zeit darauf wurde auch der Militärverwalter von Saarlouis, Oberſtleutnant Poulee
durch den Bataillonschef de Job ersetzt.
Eine Zeitlang bildeten die imaginären 150 000 Saarfranzoſen Tardieu's das Tages-
geſpräch, die man auch im Kreis Saarlouis zu suchen glaubte. Auch neuerdings wurde
mir dies von einem Mitgänger der S. W. P. behauptet, man sei im Besitze dieſer
„150 000© Unterschriften. Als ich ihm darauf erwiderte: „Die kommende Wahl am
27. Januar wird Ihnen vielleicht ein Licht aufgehen lassen,“ wurde er augenblicklich
kleinlauter. Welches sind alſo die Tatsachen hinsichtlich des Zuſtandekommens einiger
Unterschriften? In der verwirrten Nachkriegszeit war es den Franzoſen wohl leicht,
durch Verſprechungen bezüglich Lebensmittel, Heu, Materiallieferungen aus Heeres-
beständen und durch Paßbevorzugung eine Anzahl Unterschriften zu erhaschen; ſelbſt
Kinder, so wurde erzählt, hat man unterſchreiben lasſen. Herausgekommen ist aber
pes. der Foce nichts, es handelt sich um einige ſskrupelloſe Seelen, die überall zu
inden ſind.
Immer wieder verſuchte man eine neue Baſis zu schaffen, um zu einer für später
in Aussicht genommenen Annexion zu ſchreiten. Man kam auf den Gedanken einer
kirchlichen Abtrennung des Saargebietes von der Diözeſe Trier, Saarlouis sollte dabei
der Sitz des neuen Saarbistums werden. Die Antwort darauf gab Saarlouis mit
allen Glaubensgenossen, als es in begeisterten Scharen zum Katholikentag der deutſchen
Saar am 3. Juni 1923 nach Saarbrücken strömte. Ich bestätige hier umso aufrichtiger,
daß gerade das Zentrum im Kreis Saarlouis ein Haupthüter des Deutſchtums iſt.
Nun standen wir vor den Wahlen zum neuen Landesrat im Februar 1924. Die
Hintermänner der frankophilen Wahlpropaganda rekrutierten sich wie die Jahre vorher
aus einer kleinen Schar getreuefter Vaſallen der Wallerfanger Ecke, d. h. der beiden
Franzoſen Villeroy und Fabvier, die übrigens die Hauptaktionäre des ,„Saarlouiſer
Journals“ sind, und die ein begreifliches Intereſſe haben, ihren Großgrundbesitz, der
zum größten Teile im Kreis Saarlouis liegt, unter dem ständigen Schutz des franzö-
siſchen Militarismus zu wissen. Die Wahlredner der beiden weſtlich orientierten
Parteien, Saarwirtſchaftspartei und Saarbund, kamen aber in den meiſten Orten nur
aufs Podium, zu W or t e kamen. sie nur dann, wenn sie ein humorversſtehendes Publi-
kum vor, ſich hatten. Der 27. Januar kam. Im Saarland und zur hellen Freude
aller erlebten die langgehegten französischen Hoffnungen in Saarlouis den glänzendſten
Reinfall. Die Stadt hat gezeigt, daß ſie unverbrüchlich die deutsche Treue hält.
In unserem Stadtwappen leuchtet eine aufgehende Sonne hinter Wetterwolken
vor, darüber der Spruch: Dissipat atque kovet! Die Sonne zerstreut (die Wolken) und
erwärmt! Die deutsche Sonne leuchtet über Saarlouis!
„Blank iſt dein Ehrenſchild,
Saarlouis, du deutsche Stadt, im Licht
Strahlt deiner Treue Bild
Als Sonne, die durch Wolken bricht.“
Ehrlich währt am längſten. Der früher hier in Neunkirchen als Klavierſpieler ſehr bekannte
und als trinkfeſter Kämpe berühmte Pianiſt Robert Füger kam eines Tages in ein hieſiges
FHierrenkleider-Maßgeſchäft, legte dem Inhaber einen Hoſenknopf in die Hand mit den Worten:
„Herr K., machen Sie mir an dieſen Knopf einen neuen Anzug, und damit es Ihnen mit der
Bezahlung nicht allzuſchwer fällt, will ich Ihnen denselben ehrlich in Raten ſchuldig bleiben!“
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