Full text: 1925 (0003)

Saarkalender für das Jahr 1925 
in neuem, malerischen Schmuck. Von den Wänden des Saales, der zugleich dem Landesnnt_ 
für seine Sitzungen dient, grüßen kerndeutſche Sprüche hernieder, reden und mahnen 
in eindringlicher Sprache. Schrecken auf der Seite zu treuen Händen, Meldung über das | 
Unerhörte, Aufregung in der Schulabteilung, Nachricht an den ausgegeichneten Pferde- 
kenner, Pariſer Rennſtallbeſizer und saarländischen Kultusminister, den französierten 
Dänen Huitfeld. Auto! Er erscheint und nimmt vor allem Anſtoß an das Goethewort von 
dem Trotz gegenüber allen Gewalten, und bald decken Wimpel in den Farben. der 
Regierungskommission den Schrecken. Unnötige Aufrequng! Eine kleine Verböſerung 
der Lebensweisheit des alten Geheimrats von Weimar, und die drohende Gefahr für 
die Gemüter des Landesrats wäre beseitigt geweſen. Urtext und die saarabiſche Variation 
(variatio saarabica) mögen hier folgen, sie zeigen, was die Deutschen beseelt und wie es 
dem Kultusminister vorsſchweben mochte: - 
Feiger Gedanken Deutſchem Gedanken 
Bängliches Schwanken, Treu ohne Schwanken, 
Weibiſches Zagen Ehre, doch Weh, 
. Macht dich nicht frei! Wer es auch ſei! 
Allen Gemalte Welſchen Gewalten 
Zum Trotz sich erhalten, Gefällig sich halten 
Niemals ſich beugen, Sklaviſch sich beugen, 
Kräftig sich zeigen Stetig sich neigen, 
Rufet die Arme Rufet die Gunſt 
Der Götter herbei. Und den Franken herbei! 
Politiſch erscheint die Lage des Saargebietes verheißungsvoller wie in der Trolt- 
loſiigkeit der Vorjahre. Der Tag ſcheint für uns heraufzuziehen; schon kämpft ein friſcher 
Morgenwind mit den düſteren Nebeln, die über dem Lande lagern und das Atmen 
erſchweren. Im Völkerbundsrat iſt man nicht mehr so freigebiag mit Dankesbezeugungen 
und beginnt mit kritischen Blicken die Berichte der Regierung zu muſtern. Mit Schweden 
(Branting) zeigt nun auch England (Parmoore) ernſten Willen, unseren verbrieftea 
Rechten Sicherheit zu gewähren. Der Präſident iſt bereits aus der Dilkttatorſtellung 
herausmanövriert und gegwungen, bei wichtigen Anlässen mit der Zuſtimmung sämtlicher 
Regierungsmitglieder aufzuwarten. Ein bedeutſamer Fortſchritt, Steuergeſchenke von 
vielen Millionen an Frankreich, Menſchenjagden in Wald und Flur, sogen. Notverord- 
nungen und ähnliche rollenwidrige Seitensſprünge gehören damit der Vergangenheit an. 
Durch die feſte Haltung der Bevölkerung, ihrer berufenen Vertreter und der nimmermüden 
Presse iſt endlich wenigstens eine Bresche gebrochen in die Rechtloſsigkeit und Willkür. 
An die Stelle von Paris wird Genf treten. Dankbar gedenken wir hier auch der Männer 
des engliſchen Parlaments, die für uns eine Lange gebrochen haben. Besonders ver- 
pflichtet ſind unsere Herzen dem edlen ſchwedischen Oberſt v. Pet e vs en ; er hat es ſich 
mit Erfolg zur Aufgabe gemacht, seine Landsleute durch die Presse über die Wirtſchaft im 
Saarrevier aufzuklären. | 
Vor uns liegt noch ein beſchwerlicher Weg durch die Wüſte, steinig und voll Dorn- 
gehege. Wir müssen ihn wandern, es bleibt uns keine andere Wahl, aber deſſen 
dürfen unsere Gegner gewiß seia, der Wahlspruch der Ehrenlegion UHonneur et 
Patrie wird uns allein Wegeweiser sein und wie eine Feuerſäule in allem Dunkel den 
Pfad erhellen. Mögen auch durch wirtschaftlichen Druck einige [Schwächlinge straucheln und 
nezwungen der Jeanne d’Arc huldigen, unser Schutzheiliger bleibt St. Michael, deſſen Geiſt 
die Sturmfahne des Reichs durch alle Gefahren getragen hat. Das Saarland ſteht fest und 
aufrecht zum Deutschtum; ihm huldigen nach dem letzten Wahlausfall 99 Prozent der 
Bevölkerung. Da brauſte es drüben auf, als Echo kam endlich einmal die Wahrheit: „„Le 
plus grand boche est le Sarrois!‘“ Das trifft zu, keine noch so rohe Gewalt, keine Macht 
der Erde wird uns zwingen, das Erbteil der Väter, die germaniſche Ehre der preußischen 
Grenzmark, unseren Nachfahren nicht blank und fleckenlos zu hinterlassen. 
Der Alten Geiſt erwach’' und blüh an deutscher Saar, 
Die stets ein Hort und Herd der hehren Freiheit war. 
Und traf uns auch das Leid wie harter Stahl den Stein, 
So laßt die Funken ſsprüh’n, die Herzen tapfer sein! 
Ertragen in Geduld iſt edlen Lebens Gut, 
Ein Sinn, der sich nicht beugt, iſt auch ein Heldenmut. 
Nur feſt und unvergagt. was uns auch treffen mag: 
Die deutsche Stunde kommt, des Saarlands Sonnentagq!! A. Z. 
ÈÈËbkf20 f 
  
38 : 
 
	        
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