Umiſchan.
Europas, für Demokratie, Selbſtbeſtimmung und Völkerglück gegen uns vom
Leder zogen, ſtrafen ſich heute selbſt Lügen. Sie haben das einſt so „empörte
Weltgewissen“ nach gutem Geſchäftsabſchluß vergessen, sie handeln nicht mehr,
| ehn Jahre Krieg! Frankreichs Machthunger will es, denn er ſabotiert den
f ; Frieden. Die ehemaligen 27 Verbündeten, die angeblich für die Freiheit
sie reden nur in tatenloſen Konferenzen. Denn es iſt allen klar. daß die
eine wie die andere viel Geſchwätz und ſonſt nichts war. Hin und wieder ſteckt die
Friedensgöttin bei den redefrohen Zuſammenkünften – es ſind nunmehr 15 geworden –
den Kopf neugierig durch die Türſpalte, verſchwindet aber eiligſt wieder. Gewalt, Zer-
ſtörungswut und Geldhandel sind die Signatur des Tages auf der einen Seite geblieben,
auf der anderen sieht noch heute die zermalmende Schicksalswende ein kleines und klein-
liches Geschlecht voll Hader und Zerriſſenheit.
Der Januskopf der geſchminkten hyſteriſchen Marianne, die seit der aroßen Revolu-
tion bis zur Stunde von charmanten Freiheitsphrasen trieft und in Worten begeiſterungs-
fähig iſt bis zur Fraternité, zeigt ihre wahren, vergerrten Mienen. Unersättlich eitel,
grauſam und raubſüchtin – Voltaire kannte gewiß ihre Seele – iſt sie in der von
Nordamerika zur Verfügung geſtellten Gloire heute wie seit Jahrhunderten mit ihrer Oſt-
politik der Störe.1fried Europas. Wie es unter Ludwig X1V. um Elsaß-Lothringen ging,
| so gilt heute der Ansturm zum zweiten Male seit 125 Jahren dem blülhhenden linken
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Rheinufer. Ein Buch aus den düſterſten Tagen der Geſchichte ſind die Schreckenstaten der
Franzoſen und ihrer Helfershelfer, die selbſt die deutschfeindliche „Times“ „eine ver-
worfene Bande von Zuchthäuslern und Gaunern aller Art“ nennt. Gegen das Sklaven-
joch einer frangöſischen Kolonie wehren ſich kraftvoll trotz aller Daumenſchruben rhein-
ländiſch-pfälzische Treue und Mannhaftigkeit. Mehr als 140 000 Personen wurden ver-
trieben, weil sie im Herzen tcugen, was die Franzoſen an der Außenſeite auf dem Kreug
der Ehrenlegion als vornehmste Pflicht verzeichnen: Honneur et patrie! Ihnen gilt's,
Tugend vornehmſter Art, was sie in seltſamer Logik andern zum Verbrechen rechnen.
Mit Skorpionen hat man Millionea friedlicher, ehrlicher Bürger gequält, um ſchließlich
erkennen zu müssen: „Die Treue, sie iſt kein leerer Wahn!“ Hoffnung auf Erlöſung,
Beſſerung durch das aufgeschreckte Weltgewissen! Nein, das schläft, solange kein Geſchäft
_ winkt. Die Finanglage Frankreichs iſt das entscheidende, der wackelnde Franken wird
_ helfen, nicht etwa der Regierungswechſel. Poincaré heißt heute Herriot, die Nummer
Millerand nennt ſich Doumerque, das iſt alles. alſo nichts!
. [Seid Barbaren wie Nero, und wenn ihr mit der Wut eines Diokletian verfolgt, ihr
könnt als Romanen voll Angst, Haß und Neid den hohen, fortwirkenden Geiſt
Hqermaniſcher Kultur doch nicht treffen und vernichten. Rheinland, das jetzt die tauſend-
|W jährige Zugehörigkeit zum Reiche feiert, die älteſte deutsche Kulturſtätte, wird sich ihrer
höheren Art und Berufung nur umso inniger bewußt. Es leuchtet wie eine Opferflamme
| am Altar Germanias, auch ihre Dornenkrone kündet eine Zeitenwende und wird uns
| einſt zu neuem Geiſtesleben und Glück führen.
Durch ſolches Feuer. solche Qual,
Wird Eiſen wohl zu Edelstahl!
Da ſchlingt ihr selbſt das feſte Band,
Dos fesselt über Meer und Land.
Und schlägt der Haß der Wunden viel,
Es findet unſ’res Schiffes Kiel
Den Hafen doch durch Well’ und Wind,
[Wo frei wir und geborgen ſind!
Und das deutsche Volk? Noch gewährt die Lage keinen Blick in eine freie Zukunft,
| vor allem muß erſt die Eigenbrödelei und der Eigennutz, jene unheilvolle Binde von
den Augen der Deutschen genommen werden. Im Völkerdasein ist's nicht anders wie
im Leben des Eingelnren: Hilf’ dir ſelber, hilft dir Gott! Nach dem Zusammenbruch sind
nicht verblasene Täuschungen, sondern klare Erkenntnis der Lage das Gebot der Stunde.
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