Saarkalender für das Jahr 1925
Baarländiſches Immergrün.
Erinnerungsblätter aus dem Landesrat.
Die Antiſtreikverordnung (v. 2. Mai 1923) ist ein Ausnahmegesetz ſchlimmſter Art, das zweierlei
Recht ſchafft. Jedes Ausnahmegesſetz h t ſich noch gerächt. Denn darüber mogen ſich unsere Regierenden
klar ſein, oaß sie durch Ausnahmegeſetze keine Ideen aus der Welt ſchaffen. Den deutſchen Gewerk
ſchaftsgedanken wird dieses ſcharfmacheriſche Ausnahmegesetz nicht töten, es wird ihm keinen Abbruch
tun. Der Völkerbundsgedanke, dem alle Gutgeſinnten dienen, ſoll im Saargebiet, dem Gebiete des
Völkerbundes, erprobt werden. Eine ſchlimmere Karikatur kann man jich aber garnicht vorſtellen,
Gewaltmaßnahmen. erlaſſen gegen eine ruhige und beſonnene Bevölkerung, Ausnahmegeſetze, die die
ganze zioiliſierte Welt entrüſten, ſollen ein Spiegelbild des Völkerbundsgedankens sein ? Weil wir das
größte Gewicht auf die Reinhaltung des Völkerbundsgedankens legen, fordern wir die R. K. auf, die
Antiſtreikverordnung baldigſt außer Kraft zu ſetzen.
Abg. Kiefer (Landesrat 30. 9. 23).
Wir ſind feſter denn je entſchloſſen, die der Saarbevölkerung durch das Saarſtatut gewähr-
leiſteten Rechte und Freiheiten, vor allem unſere christlichen Kulturgüter, un'er deutſches Volkstum,
unſere deutſche Schule, das Koalitionsrecht der Arbeitnehmer, das Selbſtbeſtimmungs- und Selbst-
verwaltungsrecht der Kommunen in keiner Weiſe ſchmälern zu lasſſen.
Abg. Dr. Levacher (5. 3. 24 im Landesrat).
Ein Iraum.
In tiefer Nackt gequälet Und aus zerbrochnem Stamme
Aat mick ein schwerer Iraum, + Ein Eichbaum wuchs hervor,
Es fiel, vom Blitz getroffen, Und seine Äste griffen
Ein starker Eichenbaum. Zum Aimmel hock empor.
Zersplittert ſlag am Boden Dann aus der Krone schwang sich
Sein Tausendjakrgeäst, Minauf so wunderbar
Dock seine Wurzeln trieben Von RFeuergeist getrieben
In dunkler Erde fest. ~ Ein jugendstarker Nar. – ~
Was hat dies zu bedeuten,
Was alles ich gesehn?
Du wirst mein heil’ges Deutschland
Zum Leben aufersteh'n !
Arthur Lickti, Saarlouis.
Ä
Politische Gesuncdheitslehren.
Jetzt wird niemand einfallen, anderswo Heil zu ſuchen, als beim Vaterland. Nein, iſt es wirklich Deutſchland alſo
beſchieden, daß es nie zu Glück und Ruhe gelangen mag : dann wollen wir lieber mit unſerem Volke untergehen, als
daß wir bei den Fremden betteln um Wohlstand und Sicherheit. Joſeph Görres 1814.
Leben.
Die Heimat trägt man im Herzen; darum kann man ſich nie von ihr löſen. Auguſtin Wibbelt.
In dem Kampfe um das Dasein schlägt man oder wird erſchlagen. Karl Knortz, Gedichte (1874).
Nach ewigen, eh'rnen Geſetzéen müſſen wir alle unſeres Daſeins Kreise vollenden.
Goethe (Verm. Gedichte, d. Göttliche um 1782).
Das bloße Daſein hat noch keinen Wert, den Seinen Freude machen, eine Freude ſein, das iſt der
J: goldene Kern des Daſeins. L. Schefer (Laienbrevier 1834)
| Das Dasein im Volksmund. Eich eſſe gäre gut, eich drink gäre gut,
un dahingegen will Eich mei Ruh han. Alt Trierer Spruch.
eter, hut werd et nit annerſcht gedohn :
oll muß eich were aß wie en Kanon ! Rottmann.
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