Full text: 3.1925 (0003)

  
Saarkalender für das Jahr 1925 
seinem Dienstzimmer zu begeben. Er ſetzte sich an seinen Tiſch, um der vorgesetzten Berginspektion 
eine Anzeige über den Vorfall zu erſtatten. – –~ ~ Mittlerweile war unser Freund Wilhelm im 
Fabranzug ins Zechenhaus gekommen, von allen Beamten mit einem fidelen Grinsen begrüßt. Nach- 
dem ihm der Oberſsteiger die Unterredung mit Steiger N. mitgeteilt hatte, begab ſich Wilhelm jiofort 
 giêin deſſen Büro. Hier nahm er eine drohende Haltung an und herrſchte den Steiger N. an: „Ich 
habe gehört, daß Du eine Anzeige an die Inſpektion ſchreibſt! Das sage ich Dir: Laß mich aus dem 
spiel!“ Als Steiger N. in das ernſte, vertrauenserweckende und ehrliche Gesicht Wilhelms ſchaute, 
erklärte er gutmütig und gerührt: „Darüber kannſt Du beruhigt sein, lieber Wilhelm, ich zeige 
nur diejenigen an, welche gelacht haben! D u w arſt d er einzige, der nicht gelacht hat! Hier 
iſt meine Hand!“. – –~ Während die Anzeige abging, sandte Steiger N. gleichzeitig dem Wirt 
Schuck einen „Schreibebrief“, in dem er kurzweg die Wette für ungültig erklärte, da ſich einige 
„Spaßvögel“ einen Scherz mit ihm erlaubt hätten. – ~ Lange Zeit dauerte es, bis dieſe köſtliche 
 Heſchichte nur einigermaßen in Vergessenheit geraten war, immer wieder und noch nach Wochen 
konnte man in der Grube auf Holzſtempeln, an Anſchlagbühnen uſw. die Kreideaufschrift: „Schwarz 
Schimmelstut“ leſen. Die Steiger hatten alle Mühe, dieſes Geſschreibſel zu entfernen. Wenn diese 
geilen manchem alten Bergbeamten zu Geſichte kommen, so wird man mit uns, mit dem alten 
lieben Steiger N. und mit unserem durchtriebenen Wilhelm nochmals herzlich lachen müssen und 
der ſchöner alten Bergmannsgeit gedenken. 
Im Dorfwirtshaus. 
Vtet aus-nem Wamſch un ohne Hitt un Krage, 
Met leere Ruckſäck, verſtaabt un wandermied, 
un blitzeblooem Hunger in em lange Mage, 
E Wannervogelklub zum Wirtshaus zieht. 
Die Aussicht, dort de Bauch ſich voll ze fille, 
Die lahme Fieß vor Frääde widder hebt; 
Dann jeder. denkt bei sich so ganz im Stille, 
Daß mr im Dorf noch gutt un billig lebt. 
„Herr Wirt,“ = heiſchts drum, „bringt jedem uns e Häbbche, 
E Biffstick! Un recht groß uff jede Fall!“ Ä 
~– „So ha-mir nix!“ tippt der ſich an sei Käbbche, 
„Mir hann nur Käs ihr Leit —~ un der is all!“ 
Wer andern Schaden zufügen will. Der Hauer Matz Schmidt war ein Menſch, der sich mit allen 
vertragen konnte. „Aber es kann der beſte Menſch nicht in Frieden leben, wenn es dem böſen Nachbar 
nicht gefällt!“ Schmidt's Nachbar war ein Krämer. Matz Schmidt kaufte ſolange ſeine Waren bei 
| dem Rachbar, wie er gut bedient wurde, und als er nicht mehr gut bedient wurde, kaufte er bei 
einem andern. So hätte es Jeder gemacht. Aber von dem Tage ab war es mit der Freundſchaft 
vorbei. Und einige Zeit ſpäter waren die zwei Nachbarn in einen Progeß verwickelt, den der 
Krämer gegen Matz Schmidt angeſtrengt hatte. Zwischen den Anwesen beider befand ſich nämlich 
in Streifen Wieſe, ungefähr drei Meter breit, von dem man nicht wußte, wem er gehörte. Vorher 
bleichten beide Parteien ihre Wäſche dort, den Futterertrag teilten ſie. Run machte der Krämer An- 
| ypruch auf das Stückchen Land, jahrelang hing der Prozeß. Da der Krämer aus dem Verlaufe des 
_ HVrozejſjes folgerte, daß ihm der Streifen zugeſprochen würde, wollte er es nicht mehr dulden, daß 
Schmidt's Wäſche darauf gebleicht würde. Eines Tages, als trotz seiner energischen Warnung dennoh I 
die nachbarliche Wäſche auf der Wiese bleichte, machte der Krämer mächtigen Krach und verſprach, 
dafür zu sorgen, daß keine Schmidt’ſche Wäſche mehr auf der Bleiche liege. Matz Schmidt war der 
Klügere und gab nach. – Das war die Vorgeschichte der Begebenheit, die Matz Schmidt eines 
Morgens seinen Kameraden beim Bergamt erzählte. „Ihr wisse jo,“ begann er, während er eine 
zudringliche Schnake ins Jenseits beförderte, „ich han mein Verbot, for noch emol die Wäſch uff 
die Wieſ’ se leje. Giſchter mittag, ich hott grad se Mittag geß unn hann mr in meim Garde de. .. 
 GEunn uff de Buckel ſcheine gelaß, do kummt mei Nochbar vun'r Geſchäftsres' hemm. Schun vun 
weitem. hanu ich's im angeſiehn, dat’r schlecht gelaunt war. Wie'r an meim Haus" vorbeigeht, ſiet r; 
bat wider Wäſch uff de Wieſ’ leiht. Do kummt 'r uff mich zugeſchtiblt: „I' dat Eier Wäſch?“ Ich 
hann gar nix geſaht unn hann nure die Schullere gezuckt, wat soll ich mich mit dem Mann ufflehe! 
Vie ich nix geſchwätzt hann, is’ der Mann fuchsdeiwelswild wor, fannt an ſe ſchille und ſpringt 
ſeletſcht mit seine dreckige Stiwele uff d'r weiß Wäſch erum. „Wart, ich will's Eich weise!“ schreit 'r 
| als debei. „Dramble Du nure uff de Wäſch erum, wat leiht mir dran,“ hann ich gedenkt. Seletſcht 
eht der Mensch jo dran un ſchmeißt all’ die Wäſch vor de Zaun in de Weg. unn der war nit 
t! de Dag vorher hott's gerehnt. Grad hott 'r 's letſchte Stick iwerm Zaun, do guckt sei Frau 
zum Finſchter eraus. Die ſchlaht die Hänn iwerm Kopp seſamme unn schreit: „Du Schoof, Du Narc, 
wat machſcht de denn mit uſer Wäſch! Bisſch Du denn ganz verrickt wor.“ Do härre nr solle ſieyn, 
[wat mei Nochber for e schlau Gesicht gemacht hat. „Unser Wäſch?“ froht 'r ganz leer. ſerrick, 
l ste szernt eh rs Shut u Zh “ul zi §thnetiltnt vie hzccisr Müh ritt 
[| Grawe gezoh hann.“ „Matz, dat war e Meiſchterſchtück!“ lachte der Partiemann. „Dem is’ emol 
Recht geschehen! Awer jetzt kumme ihr Männer, dat mr ebbes verdiene, die dreckige Wäſch ſchlaht 
| de Krämer uff ſei Ware.“ 
  
157 
 
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.