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Saarkalender tür das Jahr 1925
Juni: In der Landesratssitzung verſuchte der
Staatskommissar Lieſch, ein Luxemburger,
eine Debatte über die Unzuträglichkeiten
in der Schulabteilung (Notton~Ö]Colling)
zu verhindern. Nutzloſes Bemühen. Scharfe
Angriffe erfolgen. Notton–~Colling werden
ſchwere Vorwürfe gemacht über ihre anti-
deutſche Politik. Der Kampf gegen die
Schulabteilung sei ein Notſchrei des ge-
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26.
ſamten Saargebietes zur Erhaltung der
deutſchen Schule.
Juni: Die Direktion des Innern über-
sſendet den Landräten einen Erlaß, in dem
geſagt iſt, daß das Flaggen folgender
Fahnen erlaubt sei: 1. in der Landesfarbe,
2. in den kirchlichen Farben, 3. in den
Farben der völkerrechtlich anerkannten,
ſelbſtändigen Staaten und der verfassungs-
mäßigen deutſchen Regierungen.
Juni: Der Hauptausſchuß des preußiſchen
Landtages nimmt einstimmig den Antrag
an, die Arbeiter und Angestellten des Saar-
bergbaues in Wahrung der nationalen
Gesinnung mit aller Kraft zu unterſtützen
und die Opfer im preußischen Bergbau
unterzubringen. Gegen alle Angehörigen
des deutſchfeindlithen Saarbundes oll
diſziplinariſch eingeſchritten werden.
Juni: Gründung des Schutzvereins für den
Hausbeſiz im Anmtltsgerichtsbezirk Saar-
brücken. Eine Absage an den mit poli-
tiſchen Tendenzen verknüpften alten Haus-
beſitzerverein. Der neue Verein verfolgt
fern von Politik rein wirtſchaftliche Ziele.
Vereinsbüro: St. Johannerſtr. 62, Tel. 809.
Juni: Zur Wirtſsſchaftskriſis im Saargebiet
erklärt der Arbeitgeberverband, Fachgruppe
der Hochöfen und Walzwerke, daß er, ob-
wohl die Frage der Kohlenpreiſe, Koks-
kohlen und Frachten noch nicht geklärt sei,
die bisherigen Löhne weiter zahle bis zum
31. Juli.
Juni: Infolge gänzlichen Absatzmangels
kündigen die „Süddeutschen Lederwerke“
zu St. Ingbert zum 5. Juli ihrer geſamten
Belegschaft.
Juli: In der „Saar-Ztg.“, Saarlouis, wird
Klage geführt, daß an einer rein deutſchen
Schule ein französſiſcher Lehrer amtiert.
Juli: Die Presse veröffentlicht einen Bericht
über dke Bevölkerungsbewegung im Saar-
gebiet i. J. 1928. Ende des Jahres 1922
hatte das Saarland 719 072 Personen zu
verzeichnen. Ende 1923 dagegen 749 397
Perſonen, und zwar 374 105 männliche und
375 292 weibliche. Lebendgeburten 21 080,
Sterbefälle 9346.
Presſſe meldet über Kreistag Merzig, der
ein ſtim mig den von der Regierung
nicht bestätigten Kreisdeputierten Diplom-
Ingenieur Bodo Karcher-Beckingen wieder
wählte. Er erklärte bei dieſer Gelegenheit
u. a.: Wenn es in den letzten Jahren nur
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allzuoft zu Mißverſtändniſſen und Gegen-
ſätzen mit der Regierungskommiſſion ge.
kommen ſei, trage die Tatſache die Schuld,
daß wir unſererſeits uns mit der Haltung
der Regierungskommission nicht.. einver-
ſtanden erklären könnten, „denn der Frie-
densvertrag enthält auch Rechte für uns,
und das vornehmſte Recht iſt das auf die
Wahrung unſerer deutſchen Nationalität!
Ich spreche das hier offen aus, nicht daß
ich und andere ſich der Regierungskom-
mission widersetzt hätten, iſt der Grund für
die Nichtbeſtätigung, denn das habe ich nicht
getan, sondern die Tatſache, daß ich alle
Bestrebungen zu bekämpfen mich für verre
pflichtet halte, die auf eine Verfälſchung
des deutſchen Charakters unſerer Heimat
abzielen. Wenn das eine Schuld iſt, dann
bekenne ich mich allerdings gerne dazu.
Ich wiederhole: Wir sind ſtets bereit, mit
der Regierungskommission während ihrer /
Tätigkeit im Saargebiet zuſammenzueu
arbeiten; aber keine Macht der Erde wird
uns daran hindern können, den Tag zu
ersehnen, an dem wir wieder in unſer
deutſches Vaterland zurückkehren dürfen.
Das ist nicht nur unsere Pflicht gegenüber
unseren Kindern und der Bevölkerung, die
uns gewählt hat, sondern darüber hinaus
unser gutes, im Friedensvertrag festgelegtes
Recht, und dieſes Recht müssen wir die
Regierungskommission bitten, zu reſpek-
tieren.
. Juli: Scharfe Kritik in Bevölkerung und
Presse erfährt ein Urteil des Oberverwal-
tungsgerichts in der Angelegenheit der
kombinierten Stimmzettel. Die Partei
Schmoll und die Saarſseparatiſten warfen
dem Zentrum und der Deutſch-Saarländ.
Volkspartei wegen kombinierter Stimme |
zettel Wahlbetrug vor. Die beiden ersteren
erzielten im Verwaltungsausſchuß ein gün-
ſtiges Urteil, gegen das Beſchwerde bei der |
oberſten Instanz eingelegt wurde. Präsident |.
Nippold (Schweizer) erklärt, daß nur die |
Gegner (Partei Schmoll und die Saar- |
ſeparatiſten) Beschwerde gegen die an- |
gerufene Entscheidung einlegen könnten.
Die Angelegenheit wird vertagt unter Be-
dingungen, die von vornherein die Sache |
aussichtslos erscheinen laſſen. – In Frank- |
reich haben kombinierte Stimmzettel
Gültigkeit. :
Juli: Die berüchtigte Antiſtreikverordnung
wird begraben. Ferner wird in der Landes-
ratsſizung u. a.
ſprochen. Dr. Röchling erwähnt in der
Debatte, das meiſte Geld aus dem Saar-
gebiet zögen die franzöſiſchen Saargruben.
. Die Kohlenpreiſe seien 60 Prozent höher
wie im Frieden, während die Selbstkosten
der Bergverwaltung beſtimmt unter ‘dem |
Die Form der |
Friedensniveau lägen.
jetzigen Gesetzgebung über den Wucher ſei
Unsinn, da sie die Schäden nicht an der
Wurzel fasse, nur ein Wuchergesetz, das in
:
auch über Wucher ge- |