Saarkalender für das Jahr 1925
Schon die erſte Delegation iſt danach von allen Rats mitglied ern und den
dxdJonſtigen prominenten Delegierten zur Völkerbundsverſammlung, auch von
den z§tftindigea Degernenten im Völkerbundssekretariat empfangen und eingehend
angehört.
'Was war letzten Endes das Ergebnis dieſes erſten Vorſtoßes in Genf? Wir hatten
zum mindeſten das Erſta un en hervorgerufen. Der Stein war geſtoßen, er mußte
ins Rollen kommen. Das Eis — das Bild iſt nur zu greifbar, denkt man an die
Atmosphäre, die uns empfing — war gebrochen. Und die zweite Delegation (im
Januar 1922) hat dann zum mindesten den Zw ei f el in Genf geweckt. Den Zweifel,
daß die Regierungskommission des Saargebiets sich die Bestimmung unter UI in der
Inſtruktion des Völkerbundsrats für sie vom 183. Februar 1920 nicht gerade zu eigen
gemacht hatte: Die Regierungskommission hat k eine and eren Aufgaben und
Intereſſen als das Wohlergehen der B e völkerung des Saarbeckengebiets.
Den sehr lebendigen Zweifel!
Die Saarbevölkerung und die anderen, die ſich mit unseren Geſchicken beſchäftigt
haben, wissen, daß es heute doch etwas anders im Saargebiet geworden ist. Es iſt
manches, ja, es ist vieles erreicht worden. Diese Tage des Auguſts 1990 z. B., wo die
Saarbevölkerung von Marokkanern wie Freiwild gehetzt wurde, werden nie wieder-
kehren. Nie! Warum? Weil wir den Wilkerbund höher einschätzten als vielleicht
mancher der Ratsmitglieder und der Delegierten zur Verſammlung ſelber, weil wir
| s
den Glauben haben an das ſchließliche Durchdringen des Völkerbundsgedankens im
Völkerbunde selber. Wir wollten und wollen ein „Ak t ivp o ſten d es Völker-
bun des“ sein. Die Saarregierung hat diese Tendenz bisher nicht gegeigt.
Das Saargebiet hätte in der beſonderen Stellung, die es durch die Versailler
Bedingungen erfuhr, trotz allem, d. h. wenn auch dieſe Stellung nimmer von der :
Bevölkerung gewünscht worden und nur die Folge der Lüge eines Staatsmannes war,
Bräü c> e ſein können zwiſchen den beiden feindlichen Nachbarn, die sich ſo sehr brauchen
könnten und sich dabei so fehr haſſen: Deutschland und Frankreich. Di e Sa arr egi e-
rung aber machte es zu ein em Damm ! Und die heiligſten Rechte seiner Bevölkerung
trat sie mit Füßen. Wenn wir heute wieder etwas freier atmen können und der Fluch
der bösen Tat etwas gemildert ist, dann deshalb, weil d ie Bev öl k er ung an der
Saar Charaktersſtärke bewies.
Dir selbſt dankſt du es, deut \ che s Volk an d er Saar, daß man dich noch
nicht zu einem von Ausländern beherrfchten Helotenvolk machen konnte. Dir ſselbſt, weil
du den Glauben hattest an dich selbſt und das Vertrauen in den Sieg deines Rechts! .
Recket euch, Brüder! Weiter im heiligen Kampf!
Unsere Delegazijoone.
Was han ſe geſchbeddelt und driwwer gelacht 's gebd Leit, dene is do es Lache vergang.
Un han ſich sogar driwwer luſchdig gemacht, Sie han a met Schille gleich angefang,
Wie ſselligesmok die par Männer Die Männer in Genf ſe ſchimbiere.
In unſerm Indreſſe uff Genf ſin gefahr Un han ſe bezeichend met Schbott un met Hohn
Un han dort verzähld, wie's im Saargebiet war. Nit annerſchd, als Pſeudo-Delegation
Geniert hat vun dene ſich kenner. Un wollde se domet blamiere.
at jo Genf nit gleich Jedem gepaßt. Doch all ihr Gedinges hat nix meh genutzt.
Sie han ſJich's truz dem nit verdrieße gelaßtt Mer hat jetz gelift" un geheerig gebutz
Un ſin immer widder dehinner. Un hat a nit lang meh gefackelt. ;
Un wirklich, uff ämool, ſo ganz noh un noh, Es heert manches uff, un es merkt jedes Kind,
Do han die Beweise doch endlich gezoh. Aweile do peift e ganz annerer Wind,
Das Unrecht, das ſieht doch e Blinner. Un manchem ſei Thron hat gewackelt.
Mer wääß a, daß jetze e Mancher druff ſieht,
Daß uns hie ſo leicht 'emme Unrecht geschieht,
Mir duhn uns vun Herze bedanke.
Die Männer vun unserer Delegazijoon,
Die wille mer ehre, zum Dank un zum Lohn
Feſchd hinner ne ſchdehn un nie ſchwanke.
Fritz Kühner, Saarbrücken
103