Saarkalender für das Jahr 1924.
Barocke Baukunſt in Blieskaſtel.
Von Dr. Karl Lohmeyer.
Unter den alten Geschlechtern von Kurtrier hat sich von jeher das Haus von der |
Leyen ausgezeichnet und einen gewissen Vorrang behauptet, ein Geſchlecht, das in der
vornehmen Einfachheit als Wappenſchild die blaue Ley mit dem ſilbernen Pfahl in der
Mitte führte. ~ Und als die franzöſiſche Revolution den Fall dieses großen Hauſes
mit sich brachte, hat man das allenthalben als eine ,Landeskalamität“ jiempfunden,
denn „freigebig gegen Dürftige, mild gegen Untergebene, reichten die Leyen, so oft
öffentliche und private Not es heiſchte“.N) Dazu kam dann noch ein nicht gewöhnlicher
Kurſtſinn, in dem sie ſich einer durch Blut und Sitte verwandten Sippe, der der Schön-
born im baufreudigen Franken näherten.
In kluger Voraussicht hatten sie, begünſtigt durch die aus ihrem Hauſe hervor-
gegangenen rheiniſchen geiſtlichen Kurfürſten, es verſtanden, sich im Weſtrich eine eigene
unmittelbare Reichsgrafschaft zu sichern, in der sie ſouverän waren, und als sich einmal
in Kurtrier ein Streit mit den kurfürſtlichen Behörden erhob und dazu ncch ein
Kirche in Blieskastel.
s
Rangſstreit der Gräfin mit einer Gräfin von Metternich kam, verlegte Franz Karl,
Neichsgraf von der Leyen zu Blieskastel und Hohengeroldseck, der sich 1765 mit des
Burggrafen zu Friedberg, Franz Heinrich von Dalbergs Tochter Marianne vermähit
hatte, ganz seine Hofhaltung von Coblenz nach Blieskastel, das von nun an mächtig
. aufblühte. Die Baufreude des Grafen zeigt ohne mweiteres sein Tod, den er 1775
an den Folgen eines unglücklichen Sturges von einem Baugerüſt in; Blieskastel erlitt,
als er damit begann, den Ort faſt vollſtändig umzugestalten. War er doch. hier in
die nächſte Nachbarſchaft zweier beſonders prunkvoller Höfe gekommen, der von Zwei-
2) Rheinischer Antiquarius von Stromiberg, Coblenz 1863. 1, 2. S. 605 ff.
. G LON . . ( s .
TO