Full text: 2.1924 (0002)

  
Vorwort. 
um zweiten Male geht der Saarkalender, das heimiſche Jahrbuch, 
/ hinaus in Stadt und Dorf des Saarreviers, in alle Gaue des 
7 Reichs, über Land und Meer, wo nur unsere Landsleute im Lebens- 
% kampfe ſtehen und der alten Heimat und ihres Schickſals gedenken. 
» Dem ersten Verſuch, ein geiſtiges Band um alle Saarländer zu 
schlingen, war ein volles Gelingen beschieden. Zahlreiche Dankſchreiben aus 
allen Weltteilen zeigen, daß das Büchlein überall eine freundliche Aufnahme 
gefunden hat, herzlich willkommen war und heute in der Hausbücherei der 
Stammesgenossen 'einen ehrenvollen Plat einnimmt. Die Zuſchriften aus 
fernen Ländern, wie ich hier bemerken will, bekunden, daß neben Nordamerika 
mit Vorliebe Argentinien und Brasilien unseren Landsleuten neue Heimſtätten 
geboten haben. Leitmotiv aller Briefe bleibt aber: „Wo der Eltern Häuſer 
steh'n, in der Heimat ist es ſchön!‘ Daneben Mahnungen zur Treue und oft 
in bewegten Worten Grüße an das unvergeßliche Bergrevier an der Saar. 
Die deutſche Presſſe gab dem bescheidenen Wanderburſchen ein liebens- 
würdiges Geleit, gab ihm Paß und Viſum in freundlichen Empfehlungen 
mit auf den Weg. In Tageblättern und Zeitschriften gedachte man des 
Kalenders, brachte auch zu meiner Freude vielfach aus seinem Inhalt einzelne 
Aufsätze und Gedichte zum Abdruck. 
Die französiſchen Blätter zeigten sich wenig ritterlich, zum großen Teile 
sogar von ihrer übelsten Seite; für sie iſt anscheinend das Saartal eine fran- 
zösiſche Kolonie, das Bekenntnis zum Deutschtum eine Anmaßung, eine Belei- 
digung Frankreichs, gegen die man die Behörde anruft. So nennt ,„L'Echo de 
Paris“ unser Jahrbuch un cealendrier de propagande allemande. Eine törichte, 
geſchmackloſe Behauptung. Das Saargebiet ist deutſch, es bedarf alſo keiner 
deutschen Propaganda, oder muß man etwa in Paris französiſche Propagandaæa 
betreiben, um die Bewohner für die Trikolore zu begeiſtern? Das Blatt 
spricht ſodann von pangermaniſtiſchen Schlichen (menées pangermanistes), die 
hier hinter einer Maske betrieben würden. Dann heißt es: „Le Calendrier 
sarrois 1923 n'est qu'un abominable pamphlet contre la France. On se 
  
demande comment les autorités ont pu laisser vendre ce factum pangerma- 
niste.“ (Der Saarkalender 1923 iſt nur eine abſcheuliche Schmähſchriktt gegeen. 
Frankreich. Man fragt ſich, wie die Behörden den Verkauf einer solch panger- 
maniſtiſchen Schrift zulaſſen konnten.) In Wahrheit verſucht das Buch, Frank- 
reich in Hinsicht auf seinen moralischen Kredit zur Milde und Güte für das 
. Saargebiet zu bewegen. Das isſt alsſo ſchon abſcheulich, es genügt, um nach 
Feuerwehr und Spritze zu rufen. Aehnlich wie im „L'Echo de Paris“ war 
die Begrüßung in mehreren anderen Blättern dieſes Schlages.
	        
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