Full text: 1923 (0001)

Saarkfalender für das Jahr 1923 
Lazarett in vem Pfarrhaus eingerichtet. 
Jetzt dienen die Gebäude teils als Bürger- 
meiſterei, Pfarr- und Schulhaus, teils zu 
einem Fabrikbetrieb. 
kr) Die Benediktiner-Abtei Mettlach. 
Das Kloſter Mettlach wurde am Enoe Jes 
7. Jahrhunderts von dem Herzog Liutwinus 
geſtiftet, der ſelbſt in das Kloſter eintrat und 
ſpäter Erzbiſchof von Trier wurde. 'Am Ende 
des 10. Jahrhunderts ließ .der Abt nach dem 
Vorbild des Aachener Münſters eine Kapelle 
erbauen, den no< heute im Park ſtehenden 
„alten Turm“. Die im 10. Jahrhundert er- 
richtete Kloſterſchule ſoll der gelehrte Gerbert 
von Reims, der ſpätere Papſt Silveſter I1., 
eine Zeitlang geleitet haben. 
Mettlach gehörte zu dem Hochgericht Mex- 
3ig-Saaroau, das von Kurtrier und Loth- 
ringen gemeinſchaftlich verwaltet wurde. 
Nachdem das Herzogtum Lothringen im Jahre 
1766 am Frankreich gefallen war, kam es 
im Jahre 1778 zu einem Teilwngsvertrag, 
durch den Mettlach an Kurtrier kam. 
In dieſer Zeit ſtand bereits am Ufer der 
Saar der in ven Jahren 1736-4771 errich- 
tete prächtige 112 Meter lange Kloſterbau, 
der dem berühmten Baumeiſter Kretſchmar 
zugeſchrieben wird. Der Bau war noh nicht 
ganz vollendet, alls die franzöſiſche Revolution 
ausbrach und im Jahre 1792 franzöſiſche 
Truppen an der Saarn, erſchienen. Die MöndJe 
flüchteten nach Trier; die Abtei wurde für 
Staat5gut erklärt und verkauft. Jm Jahre 
1809 kam das Gebäude in den Beſitz von 
I. Boch, der eine Steingutfabrik in Sept- 
fontaines in Luxemburg beſaß. Boch gründete 
in Mettlaß die berühmte Steingut fabrik 
von Villeroy & Boch, die in' dem Abtei- 
gobäude betrieben wird. 
g) Das Ziſterzienſer-Kloſtor Wörſchmweiler 
(bei Homburg in der Pfalz). 
Das Kloſter Wernersviller (auh Mons 
Mariae genannt) wurde im Jahre 1131 von 
einem Grafen von Saarwerden geſtiftet uvd 
Benediktinermönc<e aus Hornbach dorthin 
berufen. Da dieſe jedoch ihre Pflicht ver- 
ſäumten, ſog wurde die Abtei im Jahre 1172 
in der kaiſerlihen Pfalz zu (Kaiſers-) 
Lautern dem Abt des Ziſterzienſerkloſters 
Weiler-Bettnach (Kreis Metz) übergeben. Das 
Kloſter gelangte zu hohem Anſehen und 
wurde von iden adeligen Familien der Um- 
gegend als Grabſtätte auserſehen. Auch veiche 
Schenkungen wurden dem Kloſter zuteil. 
Das Kloſter war ſo angeſehen, daß der Abt 
auf dem Konzil zu Baſel im Jahre. 1445 die 
biſchöfliche Mitra erhielt. Als im Anfang ves 
16. Jahrhunderts Graf Johann Ludwig von 
Naſſau-Saarbrücken durch ſeine Vermählung 
mit der Gräfin Katharina von Saarwerden 
dieſe Grafſchaft erworben hatte, machte er 
Anſprüche auf die Schirmvogtei über Wörſc<h- 
weiler, doch ſie wurde ihm von dem Herzog 
von Pfalz-Zweibrücken ſtreitig gemacht. 
Dieſer drang mit ſeinem Anſpruch durc, 
loſte, nachdem die Reformation in ſeinem 
Lande eingeführt war, das Kloſter auf und 
ließ die Kloſterngüter durch einen weltlichen 
Schaffmer verwalten. Jm Jahre 1614 gerieten 
die Kloſtergebäude in Brand und ſind ſeit- 
oem immer mehr verfallen Von der Kloſter- 
kirche, einer dreiſchiffigen Pfeilerbaſilika mit 
Querſchiff und viereckigem Chor, iſt haupt- 
jächlich noch das ſchöne romaniſche Tor er- 
halten; die früher darüber befindliche Fenſter- 
roſe iſt zerfallen. In dem Kreuzgang iſt eine 
Reihe von Grabplatten aufgeſtellt, die früher 
im Fußboden der Kirche eingelaſſen waren. 
7. Die pfälziſchen Gebietsteile 
(Saarpfalz). 
a) Die ehemalige Herrſchaft Blieskaſtel. 
Bißtoskaſtel war Siß der Grafen des Blics- 
aaues. Als der Mannesſtamm dor Geafen 
int Jahre 1238 orloſch, ſtritten ſich Metz und 
Lothringen um das Land. Der Erzbiſchof 
Balduin von Trier eroberte im Jahre 1337 
Blieskaſtel und belehnte die Grafen von 
Zweibrücken, ſpäter die Grafen von Veldenz 
mit der Burg. Im Jahre 1660 belehnte Karl 
Kaſpar von der Leyen, Erzbiſchof von Trier, 
ſeinen Bruder mit der Herrſchaft Blieskaſtel. 
Der - lezte Graf von der Leyen war mit 
Marianne von Dalberg vermählt, die nach 
ſeinem Tode die Regentſchaft für ihren Sohn 
führte. Sie entging im Jahre 1793 auf einer 
cbenteuerlichen Fiucht der Verhaftung dur< 
vie Franzoſen. Das Land wurde 1797 mit 
Frankreich vereinigt; was prächtige Schloß 
wurde zerſtört. 1815 kam das Gebiet mit 
Ausnahme des Kreiſes Kleinblittersdorf 
an Bayern. Der Sitz der Verwaltung iſt 
St. Inabert, wo auch ein großes Eiſenwerk 
ſich befindet. Die Stadt trägt den Namen 
des Heiligen Jngobertus, ider im 7. Jahr- 
hundert als Einſiedler hier lebte und das 
Chriſtentum verkünvdlate. 
8. Homburg. 
Grafen von Homburg . ſind ſchon im 12. 
Jahrhundert nachweisbar. Sie hatten ihr 
Erbbegräbnis in dem nahegelegenen Kloſter 
Wörſc<weiler; bei Lebzeiten waren ſie oft im 
Geldverlegenheit. Im Jahre 1321 wurde 
Sraf Friedrich von Homburg für 40 Pfund 
Meßer Pfennige Lehnsmann des Grafen 
Johann 1. von Saarbrücken, und im Jahre 
1328 trugen die Grafen Friedrich und Kon- 
vad von Homburg dem Erzbiſchof Balduin 
von Trier ihre Burg für 600 Pfund Heller 
zu Lehen auf. Die ſtarke Feſte Homburg 
galt im Mittelalter als der Schlüſſel 3um 
„mit, 
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