Saarfalender für das Jahr 1923
gelöſt und die Einkünfte ſpäter für Kirchen-
und Sculzweke verwendet. Das Dorf
St. Arnual wurde 1896 von der Stadt Saar-
brücken eingemeindet.
b) Die Benediktiner-Abtei Tholey.
Im Jahre 633 ſchenkte Adalgiſel, genannt
Grimo, ein Verwandter des Merowingiſchen
Königshauſes, durc< letztwillige Verfügung
der Domkirche von Verdun, von der er or-
zogen worden war, ſein „Domo et Caſtrum
Teulegio in den Vogeſen“, wo er heilige
Stätten gebaut hatte, in denen Geiſtliche Gott
dienten. Im Jahre 825 wird der Ort als
Kloſter bezeichnet, und etwa 100 Jahre ſpäter
wurden die Gebeine des heiligen Mauritius
dorthin gebracht; ſeitdem hieß es das Kloſter
des heiligen Mauritius. Es liegt am Südoſt-
Fuße des Schaunmbergs, des höchſten Berges
der Saargegend (571 Meter) und bezog die
Cinkünfte von 12 Dörfern. Seit dem 14.
Jahrhundart hatten die Herzöge von Loth-
ringen (ſeit 1766 die Könige von Frankreich)
vie Schirmvogtei über das Kloſter. Lager
zuhlt 80 Aebte als Leiter des Kloſters auf.
Die noch heute ſtehende ſchöne Kirche ſtammt
aus dem 13. Jahrhundert. Die Einkünfte dos
Kloſters wuriden am Ende des 18. Jahr-
hunderts auf 22 694 Gulden geſchäßt, ab2r
die Schulden beliefen ſich auf 111 781 Franken.
1787 wurde das Amt Schaumburg von
Frankreich an Pfalz-Zweibrücken abgetreten.
1793 wurde das Kloſter von Franzoſen g2-
plündert; die Mönche entflohen.
ce) Noumünſter bei Ottweiler.
Im Jahre 864 wurde von dem Biſchof Adven-
tius von Meß eine Cella und Kirche im
Bliesgau gegründet, die Leichz des heiligen
Teventius dorthin übergeführt und Kanoniker
zum Gottesdienſt beſtellt. Das Kloſter wurde
von ihm und ſeinen Nachfolgern mit Gütern
und anderen Einkünften ausgeſtattet. König
Ludwig der Deutſch2 und König Heinrich H.
beſtätigten dem Kloſter ſeinen Beſitz. Das
Kloſter entwickelte ſich zu einem adeligen
Frauenſtift des Benediktinerordens. Bei der
Einführung der Reformation im Jahre 1575
wvurde das Kloſter aufgelöſt; 'die Kloſter»
kirche war ſhon im Jahre 1634 eine Ruire.
d) Das Kloſter Wadgaſſen.
Das Praemonſtratenſer-Kloſter Wadgaſſen
wurde im Jahre 1135 von Graf Friedrich von
Saarbrücken durch letztwillige Verfügung
in dem früheren Königshofe Wadegozingen
geſtiftet und war bis zum 15. Jahwhunderi
die Begräbnisſtätte und das Familienkloſter
der Grafen von Saarbrücken; es wurde mit
voichen Schenkungen von ihnen und ihror
Verwandtſchaft bedacht. Später trat Ent-
fremdung und Feindſchaft ein. Eine Anſicht
Gus 'dem! Johre 1736 zeigt ſehr anſehnliche
Gebäude, die zwei geräumige Höfe um-
ſchloſſen, und einen gvoßen Kloſtergarten.
Jm Jahre 1759. wurde ein Grenzvertrag mit
Naſſau-Saarbrücken geſchloſſen. 1766 wurde
die Abtei und ihr Gebiet an Frankreich aus-
getauſcht. Die franzöſiſche Revolution machte
dem Kloſterweſen ein Ende. Bei: der An-
näherung franzöſiſcher Truppen im Jahzre
1792 flohen die Mön<e; die Abteigebäude
wurden zerſtört und die Güter verkauft. An
der Stätte der Abtei befindet ſich ſeit dem
Tahre 1842 die berühmte Kriſtallglasfabrik
von Villeroy und. Boch.
e) Das Nonnenkloſter Fraulautern.
Um das Jahr 1130 übergab ein Ritter
Adalbert idem Erzbiſchof 'Meginher von Trier
jein Beſitztum in Lutre mit ſeinem Allod bei
Roden und Wallerfangen mit der Be-
ſtimmung, Mönche aus dem Kloſter Mettlach
dort anzuſiedeln. Da der Abt von Mettlach
zögerte, dem Wunſche des Erzbiſchofs nach-
zuzommen, ſo kaufte Adälbert dem Kloſter
Mettlach die Grundſtücke für 15 Vfund
wieder ab, und der Erzbiſchof Albert von
Trier (1131--1152) ſeßzte regulizvte Kanoniker
vort ein. Aber um das Jahr 1160 wird in
einer Schenkungsurkunde der Bruder, Hein-
cich praepoſitus [ſanctarum lororum genannt.
Die Nonnen waren Auguſtinerinnen. Dias
Kloſter erhielt mehrfach Schenkungen von
Weinbergen an der Moſel. Im Jahre 1235
ſchenkte Hugo Vogt. v. Humolſtein dem Kloſter
den Zehnten und den Patronat der KirZe
von Schwarzenholz. Jm Jahre 1280 kommt
zuerſt der Name Vrowenhutre vor, auch wird
das Kloſter: St. - Trinitatis genannt. Am
Ende des '13. Jahrhunderts klagten aie
Kloſterſchweſtern mehrfach über Beraubun-
gen. Durch Schenkung und Kauf erwarben
ſie die Herrſchaft Schwarzenholz. Die
Grafen von Saarbrücken erhielten die
Schirmvogtei über das Kloſter, die ſie im
Jahre 1581 an iden Herzog von Lothringen
abtraten. Doch behaupteten ſie die Lamndes-
hoheit über Schwarzenholz, und darüber
entſpann ſich ein Rechtsſtreit vor! dem
Kammergericht, bis Saarbrücken im Jahre
1765 die Landeshoheit des Kloſters aner-
kannte. Seit dem Jahre 1718 beſaß Fronk-
veich diz Oberhoheit über das Kloſter, deſſen
Amtmann in Tholey wohnte. Die Abtei
hatte 80 000 Franken Einkünfte, eine Anzahl
Hofe und ein Siebtel des Dorfes Lebach.
Das Kloſter ſtand in großem Anſehen. Im
Jahre 1793 flüchteten die Nonnen nach
Schwarzenholg, und damit hatte 'das Kloſter-
leven ein Ende. Die Kloſterkire wurde im
Jahre 1814 zur Pfarrkirche beſhimmt und
1818 von der Gemeinde angekauft. Die Ge-
bäude, der Hof und der Garten 'der Abtei
kamen ' in Privatbeſit. Jm Jahre: 1870/71
wurde von dem damaligen Pfarrer ein
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