Saarfalender für das Jahr 1923
Es kamen die blühenden Seiten des deutſchen Aufſtiegs; in frohen und glücklichen Tagen grüßte
ich das Saartal und meine Stadt Saarbrücken. Stolz und frei trug ich den goldenen Löwen mit
der roten Roſe durc; die Straßen eingedenk der großen und heiligen Idee, der ih mein Leben
verdanke, Und unvergeßlich wird mir jener lezte Tag des Glanzes und der Freude ſein, als ich, die
älteſte Turnerfahne Rheinlands, bei jener unermeßlih großen Heerſhau der Turner in Leipzig *)
die Sarben Saarbrückens dur<h die Rieſenſtadt trug. = --
Es war ſtill geworden in der Eke, der erſte Glockenſchlag nah Mitterna<ht ertönt. Nur leiſe und
wimmernd vernehme ich die lezten Klänge:
Nun liege ih da: Serfezt und zerriſſen wie das alte Reich, deſſen herrlihe Tage ich geſehen.
Niemand denkt an mi, die alte, ſtolze Hekerfahne! Niemand hat mich lieb, nur ein paar Treue,
die mich kennen und die mich ſanft und behutſam ſtreicheln, wenn ſie mi) aus der dumpfen Eke
hervorholen. Aber ſo recht freuen kann ih mi nicht, denn in ſolMen Stunden ſehe im immer
fremde Geſichter, und mich ſtreift der Hau<h der Neugierigen, die nur gekommen ſind, mich zu ſehen,
der Gutmütigen, die mein Schickſal bedauern, der Schlauen, die ſich über den alten Setzen Iuſtig
machen. / Troß allem aber bin ich leuchtendes Symbol für die Unvergänglichkeit der Freiheit, für
den Brudergedanken des Volkes der Deutſchen, für Fleiß und Kampf und wille und Sieg des
Guten und Edlen in deutſchen herzen.
So ſprach die alte Sahne und ſchluchzte.
Turnhalle
des Turnvereins Saarbrücken von 1848,
R 55
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