Saarfalender für das Jahr 1923
Denkmal
zu Ehren der geſallenven Sonrbrücker Oberrealſchüler.
Verhandlungen auf den hier wiedergegebenen
Entwurf, der auh die Zuſtimmung der als
Sachverſtändige zugezogenen Herren Archi-
tekt Shmoll und Baurat Dr. Ammer fand.
Der Entwurf ſtammt von Herrn Architekten
Andre, wobei allerdings ein Teil des Planes
auf einen von Herrn Architekten Schmidt
gezeichneten Entwurf zurückgeht, während die
grundlegende Jdee: das Denkmal in die
Umfaſſungsmauer des FESdhulhofes hinein-
zuziehen und den dadurch gegebenen Raum
auszunüutßen, auf Herrn Architekten Wernzr
zurückgeht; ſo haben alle drei Herren an dem
Plane mitgearbeitet. Da die Ausführung in
ehtem Stein zu Koſtſpielig wurde, beſchloß
man, das Denkmal in Beton mit Muſchel-
kalkvorſaß auszuführen; Herr Architekt
Sohnius übernahm die Ausführung. Die drei
mittleren Platten ſind aus Sandſtein; die
Namen ſollen ſo verteilt werden, daß auf
die mittlere Platte die Namen der Lehrer
und der aus der Schule ins-Heer eingetretenen
Schüler, ferner drei gefallene Brüderpaare
kommen, auf die beiden anderen Tafeln di2
Namen der anderen Gefallenen in alpha-
betiſher Reihenfolge. Die Einweihung ſoll
am lezten Schultag dieſes Sommertertials
ſtattfinden.
Große Schwierigkeit machte natürlich die
Geldbeſhaffung, mußte man do<H bei den
immer ſteigenden Preiſen ſchließlich mit etwa
150 000 Mk. rechnen. Aber von allen Seiten
fand der Plan ſo freudige Zuſtimmung, daß
dieſe Geldſorge ſehr bald genommen wurde.
Die Schüler wetteiferten untereinander,
welc<h2 Klaſſe den größten Betrag zuſammen-
brächte. die Angehörigen der Gefallenen
zeichneten nah Vermögen zum Teil ſehr große
Beträge, die früheren Schüler und Firmen,
die viel mit altem Oberrealſchülern arbeiten,
brachten auch viel Geld zuſammen. Für die
Einmeißelung der vielen Namen, von denen
jeder Buchſtabe auf 10 MK. kommen ſoll,
wurde eine beſondere Werbetätigkeit ein-
geſeßt: Gebrüder Hofer ſtiftete in liebens-
würdiger Weiſe 5000 Karten mit dem Denk-
malsentiwurf; dieſe Karten wurden von den
Schülern verkauft, ſo wurde die zum Ein-
graben der Buchſtaben nötige Summe auf-
gebracht.
Wertvoller aber no<h als dieſe geldliche
Unterſtüßung war uns die Erfahrung, mit
welcher Begeiſterung der Plan von den An-
gehörigen aufgenommen wurde. Beſonders
möchte ih da erwähnen einen wundervollen
Gedanken, der mir von Müttern entgegen-
gebracht wurde. Viele der tapferen Helden
lieoen auf den Schlachtfeldern im Oſten und
Weſten und weiteſter Ferne, wer weiß, wo?
Kein Kranz kann an Gedenktagen auf das
Die im Weltkriege für uns gefallenen
Saarbrücker Oberrealſ<hüler durc ein wür-
diges Denkmal zu ehren, war ſchon lange ein
herzlicher Wunſch der Staatlichen Oberreal-
ſchule zu Saarbrücken. Wie gewöhnlich bei
ſolchen in Schulen geſhHaffenen Erinnerungs-
zeichen dachte man zunächſt an di? Auia:
eine Gedenktafel -- ein großes Wandgemälde
=“- Ausgeſtaltung der Fenſter, aber alle dieſe
Pläne ließ man alsbald wieder fallen, da die
Aula keine geeignete Wandfläche bot, da ſie
künſtleriſch völlig verbaut iſt. da ſie auch
ſifändig zum Geſangunterricht gebraucht wird
und damit das Weihevolle, vas mit dem
Erinnerungszeichen verbunden ſein ſollte,
nicht erreicht werden konnte. So kam man
auf einen von Anfang an vom Direktor an-
geregten Gedanken zurück: das Denkmal nicht
in das Gebäude zu ſetzen, ſondern auf den
Schulhof, da wo Seiler- und Landwehrſtraße
ſich in einem ſpitzen Winkel ſchneiden; trennte
man dieſe Ee, die bisher als Schulgarien
diente, durch eine Einfriedigung vom eigent-
lichen Schulhofe ab, ſo hatte man einen
Dudigen, dem täglichen Verkehr eutzogeren
[aß.
Eine zweite Frage, die viel eröriert wurde,
war, wen man auf das Denkmal bringen
ſollte: nur die 19 Schüler, die aus der Schule
unmittelbar in das Heer eingetreten waren,
oder alle Gefallenen, die früher einmal unſere
Anſtalt beſucht' hatten? Man entſchloß ſich
ſchließlich dazu, dieſen zweiten Gedanken zu
verwirklichen aus der Erwägung heraus, daß
do alle dieſe Gefallenen irgendwie noh in
geiſtiger Berbindung mit der Schule ſtanden,
die ſie einſt beſucht hatten. Namentlich durch
die Hilfe der älteren Herren des Lehrer-
Kollegiums wurden die Namen der Gefallenen
feſtgeſtellt; es wurden über 100 gezählt. Wenn
ſo aber die Anzahl der Namen aller Ge-
fallenen über 130 betrug, dann mußte -man
von einem Gedenkſtein abſehen, wie zunächſt
für den Schulgarten geplant war; er hätte
die Namen nicht alle gefaßt.
So nahm der Denkmalsplan immer größere
Form an; man beſchloß darum, die bisherige
Denkmalskommiſſion, diz nur aus Mit:
gliedern des Kollegiums beſtand, durch frühere
Schüler, durch den Vater eines Gefallenen
und durch, Vertreter der Oberklaſſen der
Schule zu erweitern. Beſonderen Wert legt?
dieſe Kommiſſion darauf, daß alle Denkmals-
entwürfe nur von früheren Schülern ange-
fertigt würden. Drei Herren (die Herren
Architekten Wernor, Schmidt und Diplom-
Ingenieur Andre) wetteiferten in der Aus-
arbeitung von Entwürfen, ſodaß wir ſchließ-
lic) unter etwa 20 Plänen die Auswahl zu
treffen hatten. Man einiate ſich nach langen
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