Full text: Entnazifizierung in Rheinland-Pfalz und im Saarland unter französischer Besatzung von 1945 bis 1952

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3. Ausweisungen als Mittel der Entnazifizierungspolitik? 
Die "Entpreußung" des Saarlandes 
Von Anfang an nahm das Saarland in der französischen Nachkriegspolitik eine Son 
derrolle ein. Aus historischen, militärischen, ökonomischen und politischen Gründen 
hatte Frankreich ein besonderes Interesse an der Saar. Trotzdem dauerte es bis Som 
mer 1947, bis die offizielle französische Saarpolitik feststand 1 . 
Das Ergebnis des Plebiszits vom 13. Januar 1935 mit seinem überragenden Anteil an 
Ja-Stimmen für die Heimkehr in das (nationalsozialistische) Deutsche Reich wurde 
vom Comite Interministeriel in Paris mit dem Hinweis auf die damalige massive Ein 
flußnahme des Deutschen Reiches und das viel höhere Ergebnis der österreichischen 
Volksabstimmung von 1938 relativiert. Hinzu käme, daß die Saarländer - bedingt 
durch die wechselhafte Geschichte ihres Landes - nicht als "echte Deutsche" zu be 
trachten seien: Der Saarländer sei zwar von deutscher Mentalität geprägt, aime 
l'autorite, l'ordre, la discipline, ainsi que se fondre dans un groupe, entspreche aber 
in seinem Charakter mehr den Angehörigen einer Grenzbevölkerung: 
La population de la Sarre, si eile est allemande de race comme de langue et de 
moeurs, ne parait pas avoir de conscience nationale bien affirmee et est essenti- 
ellement accessible aux inßuences ... (Der Saarländer; R.M.) a le complexe de 
l'habitant des frontieres et est, en consequence, particulierement malleable, ac 
cessible aux inßuences du moment, prompt ä se resigner, ou meme ä se conver- 
tir; ä un nouvel ordre de choses 2 . 
3.1. Die Pariser Saardirektive vom 25. August 1945 
Anfang August 1945 forderte der ehemalige Konsul Frankreichs in Saarbrücken, 
Abel Verdier, dringend den Erlaß einer Saardirektive: Die Militärregierung unter 
General Morliere ignoriere die besonderen Wünsche und Ziele der französischen Re 
gierung an der Saar: Le General Morliere ignore, en effet, les dispositions du Gou 
vernement et, ayant ete Gouverneur Militaire de Bade, a tendance, en l'absence 
d'instructions, ä envisager les questions sous l'angle SHAEF 3 . 
Am 25. August 1945 beschloß das Comite Interministeriel erste Anweisungen für die 
künftige französische Saarpolitik, die auf einem Entwurf von Maurice Dejean ba 
1 Hudemann, Rainer: Konflikt und Kooperation. Zu Frankreichs Saarpolitik nach Kriegsende, in: Von 
der "Stunde O" zum "Tag X", S. 97-104, hier S. 99ff.; Ders., Die Saar, S. 33. AMFA: "Le territoire de 
la Sarre": Vortrag des Universitätslehrers Priou, Paris; AOFAA DGAP c. 1676 p.80 d.125. 
2 CIAAA: Dokument Nr. 13: "Directives particuliöres concemant la Sarre", 25.8.1945; AOFAA CC 
POL III K 3 p.44. 
3 Abel Verdier war von 1935 bis 1939 als französischer Konsul in Saarbrücken gewesen. Er kam gegen 
Kriegsende als Beauftragter des Quai d'Orsay und politischer Berater General Morlieres an die Saar zu 
rück; MAE/Delegation pour la Sarre: Verdier an Dejean, 8.8.1945; MAE Y 1944-49 d.692/200. Zu 
General Morli&res Tätigkeit als Militärgouvemeur in Südbaden: Grohnert, S. 20ff.
	        
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