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Abtrennung der linksrheinischen Provinzen vom ehemaligen Deutschen Reich
(detachees definitivement du reste de l'Allemagne) sollte verhindert werden, daß die
ses Gebiet nochmals als Aufmarschbasis für eine deutsche Aggression dienen könne.
Die preußische Verwaltung sollte aufgelöst und die Errichtung frankophiler Institu
tionen gefördert werden. Im Saarland sollte eine besondere Politik dafür sorgen, daß
das Gebiet langfristig an Frankreich angebunden werden könne (pour etre rattachee
ulterieurement au Systeme frangais)’, vor allem die preußischen Leiter der Saarberg
werke seien jetzt zu entfernen.
Die Dezentralisierung könne aber nur dann erfolgreich sein, wenn sie nicht den Cha
rakter einer Fremdbestimmung trage. Sie müsse allein durch deutsche Kräfte be
werkstelligt werden, die höchstens bei ihrer Konstituierung von der Besatzungsmacht
unterstützt werden dürften. In diesem Sinne empfahl die Direktive die Unterstützung
und Förderung demokratischer Kräfte aus dem Bereich des Zentrums, der Sozialde
mokratie und den Gewerkschaften. Den Deutschen solle dabei bewußt gemacht wer
den, daß eine verstärkte Dezentralisierung ihnen Nutzen bringen würde: Un
"autonomisme dirige" pourrait apparaitre aux Allemands un refuge dans le malheur,
un moyen d'echapper ä l'emprise de la Prusse et de la caste militaire, ä condition
qu'ils y trouvent un avantage 17 . Einem deutschen Separatismus stand das Comite In-
terministeriel mißtrauisch gegenüber: Die Militärregierung solle derartige Tendenzen
abwartend beobachten (Le probleme du separatisme est ä suivre de pres, mais nous
n'avons pas ä provoquer des tentatives vaines) 18 .
Auch Laffon warnte von Anfang an vor einer Unterstützung separatistischer Bewe
gungen. Aus historischer Sicht lehnte er die Förderung einer politischen Bewegung,
die keinen ausreichenden Rückhalt im Volk habe und der der Ruf einer in fremden
Diensten stehenden Bewegung anhafte, als schädlich für die französischen Ziele ab:
L'echec du mouvement separatste rhenan, apres la Paix de Versailles, montre
combien il est illusoire de vouloir imposer du dehors ä des populations qui ma
nifestem ouvertement leur indijference ou leur hostilite ä une politique qui sert
de fagon trop exclusive les interets d'une puissance et ränge re 19
Außerdem konnte er momentan keine emstzunehmende separatistische Bewegung in
der eigenen Zone erkennen; durch die Unterstützung badisch-partikularistischer Be
wegungen befürchtete er vielmehr ein Wiederaufleben nationalsozialistischer Strö
mungen 20 . Im Februar 1946 lehnte Laffon gegenüber General Koenig eine Loslösung
17 CIAAA, 19.7.1945 (Anm. 3).
18 Ebd.
19 Laffon, 20.8.1945 (Anm, 4). Mitte Mai 1947 äußerte sich Laffon gegenüber Koenig skeptisch bezüg
lich der Nachricht, daß die Entnazifizierungsorgane in letzter Zeit eine profranzösische Haltung von
Betroffenen sanktionsverschärfend bewerteten. Er äußerte vielmehr den Verdacht,... que les individus
qui ont quelque chose ä se reprocher du point de vue politique sont generalement ceux qui mettent le
plus d'empressement ä se mettre au Service des autorites d'occupation afin de faire ouhlier leur passe,
- Koenig stimmte dem zu; CCFA/CAB/C 5215: Laffon an Koenig, 21.5.1947 (mit handschriftlichem
Vermerk Koenigs); AOFAA CC POL III E p.36.
20 Diese ablehnende Haltung gegenüber separatistischen Bewegungen wiederholte Laffon am 22.8.1945
in seinem Schreiben an die "Administrateurs de Province"; AOFAA RP c.1068 p.6 u. AOFAA AC 65.
Auch General Bouley lehnte eine Wiederholung der französischen Besatzungspolitik in der Pfalz nach