Full text: Entnazifizierung in Rheinland-Pfalz und im Saarland unter französischer Besatzung von 1945 bis 1952

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unterstand seit Oktober 1945 der Direction Generale de la Justice in Baden-Baden 11 . 
Aufgrund eigener Informationen und anhand der Kriegsverbrecherlisten der United 
Nations War Crimes Commission wurde nach Verdächtigen gefahndet 12 . Die franzö 
sische Justiz suchte vor allem nach Mitgliedern folgender "gesperrter Einheiten" der 
SS (Unites bloquees), die im besetzten Frankreich Kriegsverbrechen begangen hat 
ten: Division "Das Reich", Division "Brandenburg", Division "Brenner", 
12. Hitlerjugend-Panzerdivision, Brigade "Jesser" (76. Brigade), 11. Panzerdivision, 
90. Panzerdivision, 98. Panzergrenadier-Division, 157. bayrische Reserve-Division, 
213. Marineinfanterie-Division und 2. Fallschirmjäger-Division 13 . Für die Verurtei 
lung der Betroffenen waren anfangs allein die französischen Militärgerichte in der 
Besatzungszone beziehungsweise die Gerichte in Frankreich zuständig. Strafrechtli 
che Grundlage war das Kontrollratsgesetz Nr. 10 14 . Ab 1947 waren die deutschen 
Gerichte ermächtigt, einen Teil der Verfahren selbst durchzuführen. Voraussetzung 
war, daß die Opfer Deutsche gewesen waren und der Tatort in Deutschland lag 15 16 . Der 
alliierte Kontrollratsbericht für die Moskauer Außenministerkonferenz im April 1947 
zählte in den einzelnen Besatzungszonen 32.213 "Kriegsverbrecher". Nur knapp 6% 
befanden sich - vor allem als Folge des Verlaufs der Kampfhandlungen bei Kriegs 
ende - in der französischen Zone. 
Tabelle 39: 
Kriegsverbrecher in Deutschland (Stand 1. Januar 1947):' 6 
ZFO 
ABZ 
BBZ 
SBZ 
Summe 
inhaftiert 
1.930 
12.425 
3.038 
14.820 
32.213 
Urteile: 
320 
710 
527 
14.210 
15.767 
- Todesstrafe 
20 
206 
124 
138 
488 
- andere Strafen 
292 
414 
252 
13.960 
14.918 
- Freispruch 
8 
90 
151 
142 
391 
Auf die verschiedenen Länder der französischen Zone verteilten sich die unter das 
Kontrollratsgesetz Nr. 10 fallenden Personen im April 1947 wie folgt: 
11 CCFA: "Resultats de six mois activit£", o.O. 1946, S. 55; CCFA/SUR: Rapport, o.D. (Januar 1947); 
MAE Y 1944—49 d.435/85 u. AP GB 457 AP 66. 
12 Hierzu: Boberach, Heinz: Das Nürnberger Urteil gegen verbrecherische Organisationen und die 
Spruchgerichtsbarkeit der Britischen Zone, in: Zeitschrift für Neuere Rechtsgeschichte 12 (1990), 
S. 40-50; Broszat, Siegeijustiz; Henke, Die Trennung, S. 66ff.; Schwartz, Thomas A.: Die Begnadi 
gung deutscher Kriegsverbrecher. John J. McCloy und die Häftlinge von Landsberg, in: VfZ 38 (1990), 
S. 375-414, u. Einleitung, Anm. 43. 
13 HCRFS/JUR 482: Conseiller Juridique Antoine an den saarländischen Justizminister Braun, 29.4.1948; 
MAE NANTES Miss.Jur. Chrono d.3/403-*06. 
14 Hierzu: Verordnung Nr. 36, 25.2.1946; JO-CCFA Nr. 17/46 (8.3.1946), S. 133. 
15 "4. Conference inter GFCC et GMZFO", 26.-28.6.1947; AOFAA GFCC DGAA c.102. 
16 Der Begriff "Kriegsverbrecher" war unterschiedlich interpretiert worden; DIAC/Memo(47)31: Annexe 
A: Kontrollratsbericht für die Moskauer Außenministerkonferenz, 17.3.1947; AOFAA DGAP c.3302 
p.89 d.3010. ABZ = Amerikanische, BBZ = Britische u. SBZ = Sowjetische Besatzungszone.
	        
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