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gen zu lassen, um die Arbeiten zu beschleunigen; bis zum 1. Juli sollte der Direkti
venentwurf fertig sein 16 . Unter der Bezeichnung DIAC/APSC/NADSC/P(46)1 wur
den die einzelnen Artikel durchgesprochen. Delechaux forderte größere Handlungs
freiheiten für den Zonenkommandeur. Außerdem dürften die bisherigen Entnazifizie
rungsmaßnahmen nicht in Frage gestellt werden. Auch der sowjetische Versuch, die
beiden Personengruppenlisten (für die Kategorien I und II) des Befreiungsgesetzes in
den Direktiventext aufzunehmen, stieß auf seinen Widerstand. Delechaux’ Kompro
mißvorschlag lautete, diese Listen nur als unverbindliche Handlungsanleitung der
Direktive als Anlage beizufügen. Am 2. Juli stimmte der NADSC dem Direkti
venentwurf zu und legte ihn dem APSC zur Beratung vor. Nach mehrmaliger Verta
gung wurde er erstmals am 6. August diskutiert 17 .
In der Zwischenzeit hatte Baden-Baden erneut die Informationspolitik der französi
schen Kontrollratsgruppe scharf kritisiert. Laffon forderte Noiret auf, die Be
richtsprotokolle der verschiedenen Gremien regelmäßig nach Baden-Baden zu schic
ken und ihn über alle Diskussionen auf dem Laufenden zu halten: II parait anormal
que le representant frangais soumette au sous-comite de denazification des projets
dont le GMZFO n'a jamais eu connaissance 18 . Eine engere Zusammenarbeit zwi
schen Baden-Baden und Berlin sei gerade in der Frage der Entnazifizierung notwen
dig 19 : ... car il est desagreable que les decisions du GFCC viennent interferer dans la
politique suivie en zone frangaise sans qu'il ait ete tenu compte de l'avis du
GMZFO 2 °.
Meinungsverschiedenheiten im APSC und im DIAC, unter anderem über die Aussa
gekraft der beiden Listen mit den automatisch zu entlassenden Personengruppen,
führten dazu, daß der Entwurf einschließlich der strittigen Punkte am 4. September
dem CORC vorgelegt wurde 21 . Er wurde im CORC unter der Bezeichnung
CORC/P(46)301 beraten; auf französischer Seite nahmen neben General Noiret,
Tarbe de Saint-Hardouin, der politische Berater General Koenigs, und Generalse
kretär Bapst an den Beratungen teil 22 . Die Urteilsverkündigung im Nürnberger Pro
zeß verhinderte die für Anfang Oktober angesetzte Unterzeichnung der KR 38. Noi
ret äußerte Bedenken, da die Direktive zum Teil im Widerspruch zum Urteil stehe:
Einige der bislang als verbrecherisch angesehenen Organisationen (SA, Reichsregie
rung, Generalstab und Oberkommando der Wehrmacht) waren vom Internationalen
16 DIAC/APSC/NADSC/M(46)9, 11.6.1946; DIAC/APSC/M6mo(46)38, 14.6.1946; AOFAA DG AP
c.232 p.47 u. GFCC DGAA c.l 10 p.2.
17 DIAC/APSC/NADSC/M(46) 10 u. 11, 25.6. u. 2.7.1946; DIAC/APSC/NADSC/P(46) 1-Rdvise,
29.6.1946; DIAC/APSC/NADSC/M6mo(46)7, 6.7.1946; AOFAA DG AP c.232 p.47 u. MAE Y
1944—49 d.532/44-91.
18 CCFA/CAB: Note an Martin in Berlin, 19.7.1946; AOFAA DG AP c.232 p.47.
19 Ab Juni 1946 bis Februar 1948 fanden in unregelmäßigen Abständen gemeinsame Konferenzen der
GFCC und des GMZFO alternierend in Berlin und in Baden-Baden statt; AOFAA GFCC DGAA c.l02
u. DGAPc.3306p.117.
20 Note, 19.7.1946 (Anm. 18).
21 DIAC/APSC/Memo(46)60 u. 61, 16. u. 27.8.1946; DIAC/APSC/M(46)22, 23, 24 u. 25, 27.7., 7.8.,
22.8. u. 5.9.1946; AOFAA GFCC DGAA c.109 p.7, c.l 10 p.2 u. MAE Y 1944-49 d.531/132 u. 158f.
22 CORC/P(46)301, 13.9.1946; CORC/M(46)50 u. 51, 24. u. 27.9.1946; AOFAA DGAP c.232 p.47.