201
nalvorschläge. Erst Mitte September nahmen 13 Untersuchungsausschüsse - nach
dem einzelne Mitglieder auf Anordnung der Militärregierung ausgewechselt worden
waren - ihre Arbeit auf. Nur die Bereinigungskommission Koblenz war bereits kon
stituiert, für die beiden anderen lag noch keine Zustimmung der Bezirksdelegierten
vor. Ende September 1946 konnte Becker die Arbeitsaufnahme aller Organe
melden 126 . Materielle Probleme erschwerten den Arbeitsbeginn: Der Vorsitzende der
Bereinigungskommission Koblenz, Kahlenberg, beschwerte sich bei Roynette, daß
weder Räume noch Schreibmaschinen zur Verfügung stünden 127 . Bis Ende Oktober
1946 waren im Regierungsbezirk Montabaur die Arbeiten der Ausschüsse beendet,
während im Bezirk Koblenz nur in vier Kreisen und in Trier die Hälfte der Aus
schüsse die Überprüfung der wichtigsten Firmen abgeschlossen und die Akten den
Bereinigungskommissionen übergeben hatten 128 .
Die Entnazifizierung juristischer Personen
Die Militärregierung hatte inzwischen ihre Direktive vom 18. März 1946 durch die
Einführung eines neuen Fragebogens und die Ausweitung der Entnazifizierungsmaß
nahmen ergänzt. Seit Frühjahr 1946 hatte die Militärregierung in Baden-Baden einen
Fragebogen für die Entnazifizierung im Wirtschaftsbereich (Typ "W") entwickelt.
Mit 22 Fragen wurde versucht, der speziellen Situation im "Dritten Reich" gerecht zu
werden: Neben den Fragen zur Person, beruflichen Laufbahn und Parteizugehörig
keit wurde nach Posten und Ämtern im Rahmen der NS-Wirtschaft gefragt: Be
triebsobmann, Sachbearbeiter für UK-Stellungen, Abwehrbeauftragter, Wehrwirt
schaftsführer. Neben einer etwaigen Verantwortlichkeit für die Behandlung von
Fremdarbeitern interessierten vor allem die berufliche Karriere und die Einkünfte der
letzten Jahre. In Rheinland-Hessen-Nassau wurde dieser Fragebogen ab Herbst 1946
eingesetzt 129 .
DGAP c.233 p.56. Siehe auch die Landräteberichte aus Wittlich, St. Goar u. Simmem: AOFAA RP
c. l 104 u. c.982; LHA KO 441/45359/249-251 u. 860/377/11-21.
126 Hierzu: Rapport, 6.8.1946 (Anm. 5); GMRP/EPU 1029: Roynette an Secretaire General Landron,
16.9.1946; GMRP/EPU 1091: De Vassoigne an Laffon, 20.9.1946; AOFAA RP c.901 p.5, c.920 p.24
d. 229 u. DGAP c.233 p.56.
127 Das Oberpräsidium hatte keine geeigneten Räume finden können. Nachdem Roynette erfahren hatte,
daß ein entlassener hoher Beamter, der mit Genehmigung der Militärregierung als einfacher Ange
stellter Weiterarbeiten durfte, drei Räume des Oberpräsidiums als Wohnräume benutzte, forderte er de
Vassoigne auf, für Abhilfe zu sorgen; Kahlenberg an Roynette, 28.11.1946; GMRP/EPU: Roynette an
de Vassoigne, 4.12.1946; AOFAA RP c.901 p.5 u. p.7.
128 GMRP/EPU 2241: Roynette an Amal, o.D. (November 1946); AOFAA RP c.920 p.24 d.229. Der Vor
sitzende des Ausschusses St. Goar hatte die Langsamkeit mit der Unterschiedlichkeit der Fälle begrün
det, die oft eine persönliche Vorladung des Betroffenen notwendig gemacht habe; Berichte an den
Kreisdelegierten, 29.8. u. 29.10.1946; AOFAA RP c.982.
129 CCFA/CAB/C 5360: Laffon an Hettier de Boislambert, 2.8.1946. In welchem Umfang dieser Fragebo
gen eingesetzt wurde, konnte nicht festgestellt werden. Er wurde aber noch im Juni 1947 an die Be
triebe verteilt; IHK Rheinhessen an Landeskommissar Junglas, 21.6.1947; AOFAA RP c.901 p.4 u.
IHK LU 33.