Full text: Entnazifizierung in Rheinland-Pfalz und im Saarland unter französischer Besatzung von 1945 bis 1952

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Amal bereiste daraufhin Anfang Juli vier Tage lang das Saarland. Sein Eindruck vom 
Stand der Entnazifizierung in der Privatwirtschaft war schlecht: Die Einrichtung der 
Dreierausschüsse habe sich aufgrund vielfältiger Schwierigkeiten verzögert, so daß 
bisher nur 16 Säuberungsausschüsse gebildet worden seien. Diese würden erst jetzt 
ihre Arbeit aufnehmen 134 . Die Ursache lag darin, daß die Militärregierung dem wirt 
schaftlichen Wiederaufbau unbedingten Vorrang eingeräumt hatte. So erklärte 
Grandval auf einer Pressekonferenz zur Frage der Entnazifizierung: En ce qui con- 
cerne l'epuration economique, il a fallu que nous attendions pour faire du bon tra- 
vail que l'economie elle-meme soit organisee 135 . 
Der Bericht Amais veranlaßte Laffon zur nochmaligen, verschärften Kritik: Die 
saarländische Entnazifizierung sei durch eine lenteur anormale im Verwaltungs- und 
Wirtschaftsbereich gekennzeichnet. Er wiederholte Grandval den Inhalt seiner seit 
August 1945 erlassenen Direktiven, pour mieux souligner l'anomalie de lafaiblesse 
des resultats actuels. Immer wieder habe er auf die besondere Bedeutung einer ent 
schlossenen Entnazifizierungspolitik (une epuration tres serieuse) im Saarland hin 
gewiesen: La denazification doit etre plus poussee encore dans cette Province que 
dans les autres Provinces de la Zone 136 . 
Einen Tag später, am 3. August 1946, erklärte Laffon, daß der Zeitpunkt gekommen 
sei, den Betroffenenkreis in der Privatwirtschaft auszuweiten. Die anfängliche Be 
schränkung der Entnazifizierung auf das Führungspersonal in großen Firmen solle 
aufgehoben werden 137 . Die Militärregierung gab diese Direktive zwei Wochen später 
an Neureuter weiter. Künftig sollten auch folgende Personengruppen überprüft wer 
den: 
- in Industrie, Kleinhandel und Handwerk die gesamte Belegschaft, Direktoren und 
Aktionäre; 
- in der Landwirtschaft das leitende Personal, Arbeitgeber, Eigentümer, Verwalter, 
Aktionäre und das Meisterpersonal der landwirtschaftlichen Unternehmen, die 
mehr als fünf Beschäftigte oder eine Ausdehnung von mindestens 20ha hatten 138 . 
Oberregierungsrat Herbert schlug der Militärregierung eine neue Aufgabenverteilung 
der einzelnen Epurationsorgane vor. Die bestehenden Ausschüsse seien für die Be 
dürfnisse der Großindustrie gebildet worden und kämen für die Entnazifizierung der 
kleineren industriellen und landwirtschaftlichen Betriebe nicht in Frage. Die Zustän 
digkeit der bisherigen Ausschüsse sollte auf die kaufmännischen und gewerblichen 
Betriebe mit mindestens zehn Beschäftigten ausgedehnt und für die übrigen Betriebe 
134 Amal, 9.-12.7.1946 (Anm. 6). Einige Mitglieder der Dreierausschüsse konnten aufgrund ihrer politi 
schen Belastung nicht in den Säuberungsausschüssen mitarbeiten. Siehe auch die Kritik in der KP- 
Zeitung "Neue Zeit”: Nr. 17/46 (19.9.1946), S. 1. 
135 Grandval, 8.3.1947 (Abschrift des Redetextes); AP GG d.7-U. Der Entnazifizierungsoffizier Baumont 
hatte bereits im Oktober 1945 erkannt, daß Grandval nicht beabsichtige, das Saarland durch die Entna 
zifizierung zu einem sozialen oder wirtschaftlichen Experimentierfeld werden zu lassen; 
CCFA/DGEF/CAB: Baumont, 22.10.1945; AOFAA DGAP c.232 p.48. 
136 CCFA/CAB/C 5354: Laffon an Grandval, 2.8.1946; AOFAA DGAP c.232 p.48. 
137 CCFA/CAB/C 5403: Laffon an Grandval, 3.8.1946; AOFAA DGAP c.232 p.48. 
138 gmSA/DAA/IC-EPU 596: Grandval an Neureuter, 19.8.1946; Reg.präs./Wirtschaft: Neureuter, 
23.8.1946; LA SB RP 13/401 u. LRA St. Ingbert 32.
	        
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