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nung der Militärregierung mußten ab März 1946 alle Betroffenen einen neuen politi
schen Fragebogen ausfüllen, der um zwei Fragen erweitert worden war: Gefragt
wurde jetzt zusätzlich nach der Zugehörigkeit zum Abwehrdienst und der Mit
gliedschaft in einer Einkaufsgesellschaft in den besetzten Gebieten von 1939 bis
1945 »23.
Verschiedene Bereiche der Privatwirtschaft wurden von den Epurationsorganen der
öffentlichen Verwaltung entnazifiziert. Die Entscheidungen für die Industrie- und
Handelskammer in Saarbrücken, die Pfalzwerke in Homburg und die Saargruben la
gen daher bereits vor denen der übrigen Firmen vor 123 124 . Ende März 1946 teilte die
Militärregierung Neureuter die Sanktionsliste für das Personal der Pfalzwerke mit:
Drei Personen, darunter der Betriebschef und der Generaldirektor, sollten ohne Pen
sion entlassen werden; zudem wurde das Vermögen des letzteren beschlagnahmt.
Weitere Beschäftigte wurden vom Angestellten zum Arbeiter zurückgestuft oder er
hielten einen befristeten Beförderungsstop. Bemühungen von Vertretern der Parteien,
der Gewerkschaft und der Verwaltung, den Verbleib der Entlassenen als einfache
Fachkraft durchzusetzen, hatten keinen Erfolg. Zwei der Betroffenen wurden nach
ihrer Entlassung ausgewiesen 125 . Die Sanktionsliste der Beschäftigten der Saargruben
war Anfang März Neureuter übergeben worden: Von 1.312 Führungspersonen waren
243 zurückgestuft oder versetzt, 163 das Gehalt gekürzt, 215 entlassen und elf ver
haftet worden; die freigewordenen Stellen wurden unter anderem von französischen
Ingenieuren besetzt 126 . Der Untersuchungsausschuß wurde aufgelöst und an seiner
Stelle ein Dauer-Säuberungsausschuß eingesetzt, der am 3. Oktober 1946 seine Ar
beit aufnahm 127 .
Grandval teilte Neureuter Ende Februar die Namen der Firmen mit, die er bevorzugt
durch die Ausschüsse überprüft wissen wollte. Es handelte sich dabei um folgende
zwölf Werke:
- Brebacher Hochöfen
- Burbacher Hütte
- Dillinger-Hüttenwerke
- Drahtzug werke Hadir in St. Ingbert
- Ehrhardt und Sehmer Maschinenfabrik
- Maschinenfabrik Otto Kaiser in St. Ingbert
123 Reg.präs./Wirtschaft: Herbert, 11.3.1946, mit Bezug auf die Anordnung der Militärregierung
(GMSA/DAA/IC-EPU 12, 5.3.1946); LA SB LRA St. Ingbert 32.
124 Epurationsbescheide der Handels- und Handwerkskammer Saarbrücken: ABl-Saar Nr. 4/47
(22.1.1947), S. 15. Zur Stellung der Saargruben: GMSA/DAA/IC-EPU 597: Grandval an Neureuter,
19.8.1946; LA SB RP 13/400.
125 GMSA/DAA/IC-EPU 37: Grandval an Neureuter, 31.3.1946; LA SB RP 1 l/400f. Vorsprache der Her
ren Heinrich Wacker, Johannes Hoffmann, Richard Kim, Bürgermeister Müller aus Homburg u. Ober
regierungsrat Herbert; Vermerk Neureuters, 17.8.1946; LA SB RP 62/1 f.
126 Die Zahlenangaben stammen aus der Zeitschrift: "La Revue de la Zone frangaise" Nr. 5 (März 1946),
S. 7. Siehe auch: GMSA/DAA/IC-EPU 459: Grandval an Neureuter, 29.7.1946; CCFA/CAB:
"Epuration du personnel allemand", März 1946; LA SB RP 13/556 u. AOFAA DG AP c.233 p.52 d.2.
127 Grandval, 29.7.1946; ebd.; GMSA/DAA/IC-EPU 732: Grandval an Neureuter, 3.10.1946; LA SB RP
13/66. Im März 1947 wurden gegen weitere 193 Beschäftigte Sanktionen verhängt; GMSA/DAA/IC-
EPU 1725: Grandval an Müller, 11.3.1947; LA SB VK 202.