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sen, danach arbeitete er bei der Direction des Personnes Deplaces. Von Juli 1946 bis
Juli 1947 war Flecher Chef des Service Epuration bei der Delegation Superieure de
Bade in Freiburg 4 .
Infolge der Strukturreform der Militärregierung wurde im April 1948 ein Secretariat
General unter Roger Gromand eingerichtet, dem die verschiedenen Divisionen, unter
anderem die Division des Affaires Administratives, Culturelles et Sociales, unter
standen. Dieser 4. Section wurde der Service Epuration im Herbst des Jahres 1948
angegliedert 5 . Ihr Leiter Emile Toumie, Jurist und ehemaliger Beamter des Pariser
Innenministeriums, machte von seinem Mitspracherecht bei der Entnazifizierung re
gen Gebrauch. Bis August 1948 leitete Flecher den Service Epuration, danach über
nahm der Leiter der Section des Cultes, Charles Schiehle, auch diese Aufgabe.
Schiehle war 1913 im elsässischen Turckheim geboren und dort als Industrieller tätig
gewesen. 1941 aus deutscher Kriegsgefangenschaft zurückgekehrt, arbeitete er in
seiner alten Position weiter, bis er 1942 in eine deutsche Firma in Kirchheim-Teck
überwechselte. Nach Kriegsende war Schiehle als Prefet Delegue Special in einer
Sondermission des Präfekten von Strasbourg in Karlsruhe tätig gewesen, bis er im
Oktober 1945 bei der Direktion de l'Interieur et des Cultes angestellt wurde 6 .
In den Ländern wurden die Entnazifizierungsfragen zunächst einzelnen Offizieren
auf Landes-, Bezirks- und Kreisebene an vertraut. Am 31. Dezember 1945 gab Laffon
die Anweisung zur Bildung eines Service Epuration bei jeder Delegation Superieure;
er sollte sowohl für die Verwaltungs- als auch die Wirtschaftsentnazifizierung zu
ständig sein. Laffon empfahl den Ländergouvemeuren, seinem Beispiel zu folgen
und den Service Epuration institutionell aus den Dienststellen der Militärregierung
herauszunehmen und direkt dem Kabinett anzugliedem 7 .
Neben den Entnazifizierungsdirektiven dienten Inspektionsreisen, monatliche Entna
zifizierungsberichte und Konferenzen der Entnazifizierungsoffiziere der Klärung
strittiger Fragen und dem Ziel einer einheitlichen Entnazifizierung. Diese Konferen
zen fanden in unregelmäßigen Abständen in Baden-Baden statt. Die erste am
22. Februar 1946 galt der Frage des EntnazifizierungsVerfahrens bei Geistlichen 8 .
Am 4. April 1946 trafen sich die Leiter des Service Epuration der Länder wieder bei
4 Siehe auch: Grohnert, S. 70ff.
5 CCFA: Koenig, 12. u. 19.4.1948; AOFAA DG AP c.232 p.46.
6 Wechselhaft wie diese Personen- und Verwaltungsgeschichte waren auch die Kürzel, unter denen die
Entnazifizierungsdirektiven aus Baden-Baden erschienen: Ganz am Anfang DGEF/CAB, danach bis
Ende 1947 CCFA/CAB, ab 1948 zuerst CCFA/DGAA/INT/DENAZ, schließlich
CCFA/CCSG/AACS/INT/DENAZ. Die verschiedenen Sigel der Leiter des Service Epuration lauteten:
"AC" (Curial), "PA" (Amal), "AR" (Radenac), "PF" (Flacher) und "CS" (Schiehle).
7 CCFA/CAB/C 4146: Laffon an die D616gu6s Supdrieurs, 31.12.1945. Siehe auch: CCFA/CAB:
"Compte-rendu de la r^union des officiers de denazification”, 4.4.1946; AOFAA RP c.901 p.4. Für die
Einrichtung der Service Epuration mußten aus anderen Titeln der Militärregierung Gelder abgezogen
werden, da das Gesamtbudget der GMZFO solche Stellen nicht vorgesehen hatte: Un tel Service n'a
jamais ete prevu dans tes effectifs budgetaires; CCFA: Direction Personnel, 16.11,1946; AOFAA
DGAP c.232 p.49.
8 CCFA/DGAA: "Compte-rendu de la r^union", 22.2.1946; GMRH/EPU: De Vassoigne an Hettier de
Boislambert, 9.3.1946; AOFAA RP Consul Mayence p.30 d.3014 u. RP c.901 p.9. Siehe das Kapitel
C.7.