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stufte Sanktionsmaßnahmen und die Mitarbeit deutscher Organe erlaubten es, den
Nationalsozialismus effektiver zu bekämpfen (de traiter le probleme plus ä fand). In
einigen Fällen seien sogar härtere Sanktionen als in der US-Zone vorgesehen. Aus
diesen Gründen sahen die Entnazifizierungsoffiziere Baumont und Amal keine Ver
anlassung, das französische System zugunsten einer einheitlichen alliierten Regelung
aufzugeben: II ne serait certainement pas opportun d'adopter une technique de dena-
zification unique pour toutes les zones. Les inconvenients qui pourraient resulter
d'une divergence de methode peuvent etre largement corriges par des echanges de
vues et de renseignements 27 .
Laffon wies Koeltz auf die Vorzüge des französischen Modells hin 28 . Koeltz sprach
sich aber gegen die Einlegung eines französischen Vetos aus 29 . Nachdem bereits im
DIAC über die KR 24 abgestimmt worden sei, könnte sie nach Zustimmung des
CORC bald in Kraft treten: II me parait extremement difficile, en cette matiere, de
prendre une position conduisant ä une attitude semblable ä celle prise ä l'egard des
Administrations Centrales. Er warf Laffon vor, diese Situation selbst verschuldet zu
haben. Ohne eine kontinuierliche Unterrichtung über die französische Besatzungspo
litik sei es für ihn unmöglich, die französischen Interessen in den verschiedenen
Gremien des Kontrollrates durchzusetzen. Trotzdem versprach Koeltz, in der näch
sten CORC-Sitzung entsprechend den Wünschen Laffons zu intervenieren. Beruhi
gend wies er auf den Direktiven-Charakter des Entwurfes und seinen interpretierba
ren Inhalt hin. Laffon beharrte jedoch auf seinem Standpunkt und forderte am
21. November Koeltz auf, die französische Zustimmung zum Entwurf zurückzuzie
hen 30 .
Inzwischen hatte der Leiter des Service Epuration in Baden-Baden, Curial, in einem
Bericht für Laffon die Nachteile der KR 24 im Vergleich zum bestehenden Verfah
ren zusammengestellt: Die Bildung deutscher Entnazifizierungsorgane sei von der
Bevölkerung begrüßt worden. Ihre Auflösung würde auf Unverständnis stoßen und
die Deutschen in ihrer negativen Meinung über die französische Politik bestärken.
Das verschärfte Kriterium für die automatische Entlassung (NSDAP-Beitritt vor dem
1. Mai 1937 31 ) würde ein sprunghaftes Ansteigen der Entlassungen nach sich ziehen.
Dies und die Vorschriften für die vorläufige Weiterbeschäftigung gering belasteter
Nationalsozialisten würden dazu führen, daß nicht mehr genügend Ersatzpersonal
vorhanden sein werde. Insgesamt zeichne sich der Direktivenentwurf durch eine re
27 CCFA/DGEF/CAB: Rapport G6n6ral, 31.10.1945; AOFAA c.232 p.49.
28 Laffon, 10.11.1945 (Anm. 26).
29 Auch Präfekt Hontebeyrie warnte vor den Folgen eines Vetos: Du point de vue de la politique gene
rale, il y aurait un grave inconvenient ä revenir sur la decision du Sous-Comite et ä prendre une Posi
tion qui donnerait l'impression que la France est pour le probleme de la denazification opposee ä la
politique suivie de commun accord par les autres alliees; zitiert nach dem Bericht Curials:
CCFA/CAB: Curial an Laffon, 22.11.1945; AOFAA DGAP c.232 p.47.
30 GFCC/DIAC/D1V/INT 315: Koeltz an Laffon, 17.11.1945; CCFA/CAB/C 3153: Laffon an Koeltz ("ä
l’attention Colonel Puel"), 21.11.1945; AOFAA DGAP c.232 p.47.
31 Der genaue Textentwurf der KR 24 lautete: Tout membre du NSDAP qui s'est rallie au parti ou a ete
accepte comme membre avant le ler Mai 1937, ou qui de quelque aut re fagon a eu une participation
plus que nominale aux activites du NSDAP\ D1AC/P(45)62, 2.11.1945; AOFAA DGAP c.232 p.47.