mit der die Franzosen im April 1946 einige grundlegen
de soziale Ungerechtigkeiten im deutschen Soziallei
stungssystem zu beseitigen versuchten und unter ande
rem die in der deutschen Geschichte einzige regional
gegliederte Einheitskrankenkasse auf dem Gebiet der
heutigen Bundesrepublik errichteten. Die soziale
Selbstverwaltung wurde 1947/48 in der französischen
Zone auf Drängen der Militärregierung mit einer rela
tiv starken Arbeitnehmervertretung wiederhergestellt,
während Sozialwahlen in den Ländern der britischen
und amerikanischen Zone bis 1953 blockiert blieben,
ln der Kriegsopferversorgung lagen die Leistungen im
Südwesten nicht nur über dem Niveau der in die Dar
stellung einbezogenen anderen Zonen, sondern teilwei
se noch über dem Niveau des Bundesversorgungsgeset
zes von 1950; dabei erhielten die Kriegsopferverbände,
deren Verbandsgeschichte gleichfalls zonenübergrei-
fend untersucht wird, einen relativ großen, wenngleich
nach Ländern unterschiedlichen Einfluß. Konzeptio
nell knüpfte das Versorgungssystem der Bundesrepu
blik an die Lösungen der französischen Zone an. Man
che Strukturmaßnahmen, welche die Franzosen bereits
1945/46 genehmigten oder selbst durchsetzten, schei
terten in der Bizone noch 1949 am Veto der Alliierten.
Insgesamt hatte die deutsche staatliche und
außerstaatliche Politik in der Besatzungszeit größere
Wirkungsmöglichkeiten, als die deutschen Verwaltun
gen es darstellten; selbst Einsprüche der Militärregie-
rung gegen Landtagsentscheidungen erfolgten z. T. un
ter deutschem Einfluß.
Einige Ziele der Reformen im Südwesten wurden nach
der Gründung der Bundesrepublik auch dann, wenn die
Maßnahmen selbst wieder zurückgenommen wurden,
auf anderem Wege erreicht, vor allem in der Annähe
rung der Lebensbedingungen von Arbeitern und Ange
stellten; hier war der Südwesten den übrigen Teilen der
Bundesrepublik um einige Jahre voraus. Andere Pro
bleme, um deren Lösung die Besatzungsmacht sich
1945 —1949 bemühte, sind — etwa im Gesundheitswe
sen — bis heute noch nicht befriedigend bewältigt.
In ihren Inhalten und Zielen unterschied die französi
sche Deutschlandpolitik nach 1945 sich damit grundle
gend von der Politik nach dem I. Weltkrieg und stellte
trotz aller Härten bereits in den ersten Nachkriegsjah
ren auch wesentliche Weichen für einen Wandel im
gegenseitigen Verhältnis der beiden Länder, der im öf
fentlichen Bewußtsein erst erheblich später deutlich
wurde.