Full text: Sozialpolitik im deutschen Südwesten zwischen Tradition und Neuordnung 1945-1953

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weitere Weichen für die wirtschaftspolitischen Kontroversen und Probleme der 
Nachkriegsjahre. 
Detailliertere Untersuchungen des Funktionierens des Bewirtschaftungsapparates 
im „III. Reich“, 22 * die auch auf mikroökonomischer Ebene vorgenommen werden 
müßten, sind bislang rar. Deutlich ist jedoch, daß das zentralverwaltungswirtschaft 
liche System zumindest unzureichend funktioniert hat, soweit es sich überhaupt 
durchsetzte. Über die Gründe dafür herrscht bisher keine Einigkeit. Die neuere 
geschichtswissenschaftliche Diskussion neigt dazu, wesentliche Ursachen in den 
internen politischen Gegensätzen des nationalsozialistischen Herrschaftsapparates, 
in der mangelnden fachlichen Kompetenz der verantwortlichen Politiker und in der 
Unterschätzung der Kriegsbelastungen angesichts der zunächst verfolgten Blitz 
kriegstrategie zu sehen. 21 Daß die Wirtschaftsplanung bis zur Zentralisierung in der 
Hand Speers ab 1942 nur eine „Teilplanung“ (Petzina) war, erscheint damit auch 
durch das Verhältnis von Industrie und Staat im „III. Reich“ bedingt und durch die 
nationalsozialistische Absicht, sich von einer „Vollplanung“ marxistischer Art abzu 
setzen. 24 25 Andere Autoren neigen zu einer positiveren Einschätzung der Leistungsfä 
higkeit des Systems selbst und führen die Schwierigkeiten trotz aller bürokratischer 
Reibungsverluste in erster Linie auf die zunehmenden Probleme im Zeichen von 
Luftkrieg, Zerstörungen und kurzfristig wechselnden militärischen Erfordernissen 
zurück. 25 
Neoliberale Nationalökonomen wie Walter Eucken 26 haben nach dem Krieg - als die 
Debatte um die Zentralverwaltungswirtschaft unmittelbare politische Aktualität er 
hielt - die Ursache für das unzureichende Funktionieren der deutschen Kriegswirt 
schaft in der Struktur des zentralverwaltungswirtschaftlichen Apparates selbst gese 
hen. Angesichts der von deutscher .Seite nach 1945 besonders scharf kritisierten 
Charakteristika des grundsätzlich weitergeführten, jetzt aber von den Besatzungs 
mächten geleiteten Bewirtschaftungssystems erscheinen einige Elemente dieser Ana 
lysen ergiebig für die Untersuchung der im Zusammenhang der vorliegenden Arbeit 
zu lösenden sachgeschichtlichen Probleme. So sah Eucken in der zentralen Lenkung 
eine Grundbedingung für die Aufrechterhaltung der Produktion in einem solchen 
22 Überblick aus der Nachkriegsperspektive: Balabkins, Germany, S. 45 ff. Vgl. auch 
Boelcke, Die deutsche Wirtschaft, bes. S. 253 ff.; Welter, Falsch und richtig planen. 
21 Vgl. dazu u. a. Milward, Die deutsche Kriegswirtschaft; ders., Arbeitspolitik und Produkti 
vität in der deutschen Kriegswirtschaft unter vergleichendem Aspekt, in: Forstmeier u. 
Volkmann (Hg.), Kriegswirtschaft, S. 73-91; ders., Der Zweite Weltkrieg; Petzina, Autar 
kiepolitik. 
24 So Petzina, Autarkiepolitik, S. 198. 
25 So bei aller Kritik an der Bürokratie die Grundtendenz von Boelcke, Die deutsche Wirt 
schaft, z. B. S. 321. 
26 Eucken, Grundlagen, bes. S. 126 ff., 398 f. Gegenüber der Auflage Jena 1 1941 (S. 95 ff., 305) 
ist die Nachkriegsfassung z. T. leicht gekürzt, z. T. präzisiert und verschärft, wenn auch die 
Grundlinie gleich bleibt; u, a. vereinfachte Eucken 1947 seine Morphologie der „zentralge 
leiteten Wirtschaft“. Zur Rezeption vor 1945: Krause, Wirtschaftstheorie, S. 196 ff. Zur 
Tätigkeit während des Krieges: Blumenberg-Lampe, Das wirtschaftspolitische Programm.
	        
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