Full text: Sozialpolitik im deutschen Südwesten zwischen Tradition und Neuordnung 1945-1953

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genau gegeneinander abzugrenzen, doch wiederum waren Weichen in diesem Be 
reich 1945 längst gestellt. Die Störung der individuellen Handelsbeziehungen zwi 
schen den Exporteuren in den einzelnen Ländern und ihre Monopolisierung durch 
staatliche Kontrollorgane, welche zudem mit einem erheblichen bürokratischen 
Reibungsverlust arbeiteten, sowie die gezielte Auflösung der „multilateralen Han 
delsbeziehungen des alten Weltmarktes ... in ein Gewirr von bilateralen Pendelbe 
ziehungen“, um eine Formulierung von Willi Boelcke aufzugreifen, 7 waren feste 
Bestandteile der Schachtschen Politik. Es ist anzunehmen, daß die Wiederanknüp 
fung freier Kontakte nach dem Krieg auch ohne die Einwirkung der Besatzungs 
mächte erhebliche Übergangsprobleme mit sich gebracht hätte. 
Die regionale Struktur des deutschen Außenhandels veränderte sich während des 
„III. Reiches“ gleichfalls in einem für die Nachkriegs-Versorgungslage ungünsti 
gen Sinn. Von 1933/35 bis etwa 1940 sank - bei Unterschieden im einzelnen - der 
Anteil des deutschen Handels mit Westeuropa und den USA, während er mit 
Südosteuropa, der Türkei, Vorderasien, Lateinamerika und Nordeuropa anstieg;® 
damit wurde der Handel mit solchen Ländern intensiviert, die in der Nachkriegs 
zeit teilweise schon aus politischen Gründen nicht mehr oder nur schwer erreich 
bar waren. 1940 trat in dieser Entwicklung ein Umschwung ein, der die Nach 
kriegssituation jedoch noch mehr belastete. An die Stelle der genannten Länder 
traten in der relativen Bedeutung für das Reich nunmehr wieder die Länder West 
europas.’ 
Tabelle 2 Deutsche Handelsbilanzen 1936-1944 nach Ländergruppen 
(in Millionen Reichsmark, + = Exportüberschuß, - = Importüberschuß) 
1936 
1940 
1941 
1942 
1943 
1944 
Fünf besetzte westliche Länder' 
+ 
487 
-409 
-387 
- 1 413 
_ 
1 399 
- 
1 409 
Fünf neutrale Länder 2 
-1- 
97 
+ 129 
- 71 
- 122 
-1- 
119 
+ 
279 
Sieben alliierte oder 
befreundete Länder* * 
+ 
59 
+ 235 
+ 586 
+ 811 
+ 
1 376 
+ 
917 
Andere Länder 
- 
93 
- 99 
-212 
- 408 
+ 
234 
+ 
153 
Gesamtbilanz 
+ 
550 
- 144 
- 84 
- 1 132 
+ 
330 
- 
60 
1 Frankreich, Belgien, Niederlande, Norwegen, Dänemark 
J Schweden, Schweiz, Spanien, Portugal, Türkei 
1 Italien, Finnland, Slowakei, Ungarn, Rumänien, Bulgarien, Kroatien 
Quelle : Milward, Der Zweite Weltkrieg, S. 415. 
7 Boelcke, Die deutsche Wirtschaft, S. 103. 
* Übersicht 1929-1938 bei Erbe, Wirtschaftspolitik, S. 76. Vgl. dazu Barkai, S. 135 ff. u. 183; 
Stolper, Häuser u. Borchardt, S. 169; Kube, Außenpolitik; Statistik nach Ländern 
1928-1938 in: Statistisches Handbuch von Deutschland 1928-1944, S. 410 ff. 
* Für den Nahrungsmittelsektor im Überblick Volkmann, Landwirtschaft; mit Schwerpunkt 
auf Frankreich: Kistenmacher, Auswirkungen. Zur Wirtschaftspolitik in den besetzten Ge 
bieten s. unter anderem zu Frankreich: Milward, The New Order; Münz, Auswirkungen; 
CfcPEDE, Agriculture; Arnoult, Les finances; Baudin, Esquisse de 1‘economie fransaise; Le
	        
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