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ungsorganisationen zusammenfanden, vor allem im Roten Kreuz und in der Arbei
terwohlfahrt.“ Wie weit dies für die Entwicklung in den anderen Zonen 1945 gleich
falls charakteristisch war, wäre genauer zu überprüfen. In der französischen Zone
profitierten die Kriegsopfer auf diese Weise davon, daß die Militärregierung den
Aufbau der Gewerkschaften in den meisten Regionen förderte und ihnen größere
Handlungsspielräume als anderen Organisationen zugestand. Für die Zusammenset
zung der früheren Führungsgremien bedeutete dies allerdings auch, daß SPD-Mit-
glieder zumindest in Baden und in Rheinland-Pfalz besonders stark darin vertreten
waren. Die tatsächliche organisatorische Entwicklung läßt sich, wie dies auch für
Parteien und Gewerkschaften gilt, durch die Angabe der offiziellen Gründungsdaten
daher nur begrenzt erfassen; organisatorische Infrastrukturen bestanden bereits vor
den ersten Zulassungsanträgen und Genehmigungen. 21 * * 24 Überregionale Kontakte gab
es in der Frühzeät jedoch noch kaum, und wie sich sowohl aus dem spärlichen
Schriftverkehr wie aus Gesprächen mit Gründungsmitgliedern der einzelnen Ver
bände ergab, entwickelten sie sich stärker erst 1948. Nach den verfügbaren Quellen
war dafür offenbar nicht nur die Militärregierung verantwortlich, sondern auch
unter den Kriegsopfern selbst, die mit der Regelung ihrer Probleme auf der regiona
len bzw. Landesebene vollauf beschäftigt waren, bestand sichtlich zunächst kein
besonderes Interesse an einer intensiven überregionalen Zusammenarbeit; entspre
chende Forderungen waren für die Zeit vor 1948 nicht aufzufinden. Auf Verbands
ebene ergibt sich damit ein ähnliches Bild wie in weiten Bereichen der staatlichen
Verwaltung.
In Rheinland-Pfalz haben sich, soweit feststellbar, am frühesten die Ortsgruppen
in Trier und in Neuwied gegen Ende 1946 offiziell konstituiert. 25 Zumindest in Trier
waren die federführenden Funktionäre ehemalige Reichsbund-Mitglieder. Ende
21 Mitteilungen von Alfons Prönnecke, Vorsitzender des VdK Südbaden, Müllheim 31.8. 1983;
Edgar Schleh, Gründungsmitglied des VdK Südbaden, Freiburg 6. 9. 1983; Walter Dahlhei-
mer, Gründungsmitglied des VdK in Trier, Juli 1983; 25 Jahre VdK in Baden-Württemberg,
S. 19; Festschrift zur 25jährigen Jubiläumsfeier des VdK-Bezirk Südbaden (1972), S. 1 ff.
14 Ein genaues Bild von dem chronologischen Ablauf der Gründungsvorgänge in den einzelnen
Ländern und Zonen ist auch insofern schwer zu gewinnen, als die in den Quellen angegebe
nen Daten sich oft auf unterschiedliche Etappen beziehen oder auch unklar bleibt, was sie
bezeichnen: erste deutsche, oft private oder offiziöse Zusammenkünfte; Genehmigungsan
trag an die Militärregierung; Zulassung durch die Militärregierung; Übermittlung des Zulas
sungsschreibens durch die deutsche Verwaltung; offizielle Gründungsversammlung; erste
Mitgliedervollversammlung.
25 Gründung des Ortsverbandes Trier am 14. 10. 1946, Zulassung kurz darauf; vgl. VdK-Kreis-
verband Trier-Saarburg, 10jährige Gründungsfeier und Kreisdelegiertenkonferenz,
13.-14. 10. 1956, Trier 1956, S. 31 ff. sowie Mitteilungen von Walter Dahlheimer. Die Vor
gänge in Trier sind insofern etwas unklar, als der Kreisverband zum 20jährigen Jubiläum die
Gründungsveranstaltung auf den 14. 10. 1947, also ein Jahr später datierte: VdK Deutsch
land (Hg.), 20 Jahre Kreisverband Trier-Saarburg, Trier 1967. (Beide Schriften in Archiv
VdK Trier.) Nach Mitteilung von Karl Dietrich, 1984 Vorsitzender des Kreisverbandes, war
der Aufbau in der Zwischenzeit durch Konflikte mit der Militärregierung wieder unterbro
chen worden. Gründung der Neuwieder Gruppe, kurz nach der Genehmigung, am
10. 11. 1946; vgl. Vom Wesen und Wirken des VdK, S. 84. Aufgrund der schwierigen Quel
lenlage ist nicht auszuschließen, daß auch andere Ortsgruppen bereits so früh entstanden.