Full text: Sozialpolitik im deutschen Südwesten zwischen Tradition und Neuordnung 1945-1953

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ungsorganisationen zusammenfanden, vor allem im Roten Kreuz und in der Arbei 
terwohlfahrt.“ Wie weit dies für die Entwicklung in den anderen Zonen 1945 gleich 
falls charakteristisch war, wäre genauer zu überprüfen. In der französischen Zone 
profitierten die Kriegsopfer auf diese Weise davon, daß die Militärregierung den 
Aufbau der Gewerkschaften in den meisten Regionen förderte und ihnen größere 
Handlungsspielräume als anderen Organisationen zugestand. Für die Zusammenset 
zung der früheren Führungsgremien bedeutete dies allerdings auch, daß SPD-Mit- 
glieder zumindest in Baden und in Rheinland-Pfalz besonders stark darin vertreten 
waren. Die tatsächliche organisatorische Entwicklung läßt sich, wie dies auch für 
Parteien und Gewerkschaften gilt, durch die Angabe der offiziellen Gründungsdaten 
daher nur begrenzt erfassen; organisatorische Infrastrukturen bestanden bereits vor 
den ersten Zulassungsanträgen und Genehmigungen. 21 * * 24 Überregionale Kontakte gab 
es in der Frühzeät jedoch noch kaum, und wie sich sowohl aus dem spärlichen 
Schriftverkehr wie aus Gesprächen mit Gründungsmitgliedern der einzelnen Ver 
bände ergab, entwickelten sie sich stärker erst 1948. Nach den verfügbaren Quellen 
war dafür offenbar nicht nur die Militärregierung verantwortlich, sondern auch 
unter den Kriegsopfern selbst, die mit der Regelung ihrer Probleme auf der regiona 
len bzw. Landesebene vollauf beschäftigt waren, bestand sichtlich zunächst kein 
besonderes Interesse an einer intensiven überregionalen Zusammenarbeit; entspre 
chende Forderungen waren für die Zeit vor 1948 nicht aufzufinden. Auf Verbands 
ebene ergibt sich damit ein ähnliches Bild wie in weiten Bereichen der staatlichen 
Verwaltung. 
In Rheinland-Pfalz haben sich, soweit feststellbar, am frühesten die Ortsgruppen 
in Trier und in Neuwied gegen Ende 1946 offiziell konstituiert. 25 Zumindest in Trier 
waren die federführenden Funktionäre ehemalige Reichsbund-Mitglieder. Ende 
21 Mitteilungen von Alfons Prönnecke, Vorsitzender des VdK Südbaden, Müllheim 31.8. 1983; 
Edgar Schleh, Gründungsmitglied des VdK Südbaden, Freiburg 6. 9. 1983; Walter Dahlhei- 
mer, Gründungsmitglied des VdK in Trier, Juli 1983; 25 Jahre VdK in Baden-Württemberg, 
S. 19; Festschrift zur 25jährigen Jubiläumsfeier des VdK-Bezirk Südbaden (1972), S. 1 ff. 
14 Ein genaues Bild von dem chronologischen Ablauf der Gründungsvorgänge in den einzelnen 
Ländern und Zonen ist auch insofern schwer zu gewinnen, als die in den Quellen angegebe 
nen Daten sich oft auf unterschiedliche Etappen beziehen oder auch unklar bleibt, was sie 
bezeichnen: erste deutsche, oft private oder offiziöse Zusammenkünfte; Genehmigungsan 
trag an die Militärregierung; Zulassung durch die Militärregierung; Übermittlung des Zulas 
sungsschreibens durch die deutsche Verwaltung; offizielle Gründungsversammlung; erste 
Mitgliedervollversammlung. 
25 Gründung des Ortsverbandes Trier am 14. 10. 1946, Zulassung kurz darauf; vgl. VdK-Kreis- 
verband Trier-Saarburg, 10jährige Gründungsfeier und Kreisdelegiertenkonferenz, 
13.-14. 10. 1956, Trier 1956, S. 31 ff. sowie Mitteilungen von Walter Dahlheimer. Die Vor 
gänge in Trier sind insofern etwas unklar, als der Kreisverband zum 20jährigen Jubiläum die 
Gründungsveranstaltung auf den 14. 10. 1947, also ein Jahr später datierte: VdK Deutsch 
land (Hg.), 20 Jahre Kreisverband Trier-Saarburg, Trier 1967. (Beide Schriften in Archiv 
VdK Trier.) Nach Mitteilung von Karl Dietrich, 1984 Vorsitzender des Kreisverbandes, war 
der Aufbau in der Zwischenzeit durch Konflikte mit der Militärregierung wieder unterbro 
chen worden. Gründung der Neuwieder Gruppe, kurz nach der Genehmigung, am 
10. 11. 1946; vgl. Vom Wesen und Wirken des VdK, S. 84. Aufgrund der schwierigen Quel 
lenlage ist nicht auszuschließen, daß auch andere Ortsgruppen bereits so früh entstanden.
	        
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