Full text: Sozialpolitik im deutschen Südwesten zwischen Tradition und Neuordnung 1945-1953

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war die inneramerikanische Meinungsbildung über die Kriegsopferfrage, die auch 
den Kontrollrat noch nicht beschäftigt hatte, offenbar noch nicht so weit gediehen, 
daß ein Verband von „Kriegs“-Opfern untragbar erschien, doch wären die Vorgänge 
um die frühe amerikanische Verbandspolitik an den OMGUS-Akten genauer zu 
überprüfen. 18 Auf das Problem aufmerksam wurde die Landes-Militärregierung of 
fenbar erst, als der Verband am 28. Februar 1946 den Antrag auf seine Zulassung 
auch für Nordbaden stellte. Dort hatte sich inzwischen in Heidelberg eine regionale 
Fachgruppe Kriegsopferbetreuung des Allgemeinen Deutschen Gewerkschaftsbundes ge 
bildet, die einen Anschluß wünschte. Solche gewerkschaftlichen Ursprünge von 
Kriegsopferorganisationen waren für die Situation 1945/46 charakteristisch; es wird 
darauf zurückzukommen sein. Nachdem Kriegsteilnehmerverbände durch den Kon 
trollrat Ende November 1945 ausdrücklich erneut verboten worden waren, 19 * sahen 
sich die Antragsteller als Reaktion unerwarteterweise nicht mit einer weiteren Ge 
nehmigung, sondern der Auflösungsverfügung für die bereits bestehende Organisa 
tion konfrontiert, in der die Amerikaner jetzt einen Veteranenverband sahen/ 0 Die 
Auflösung erfolgte, doch wurde wenig später ein in der personellen Zusammenset 
zung des Vorstandes kaum veränderter, dagegen auf ganz Württemberg-Baden aus 
gedehnter Verband der Körperbeschädigten, Arbeitsinvaliden und deren Hinterbliebe 
nen - Selbsthilfeorganisation zugelassen, der am 21. Juli 1946 seine konstituierende 
Sitzung abhielt. Mit der neuen Bezeichnung und der Ausdehnung auf Zivilbeschä 
digte folgte der Verband den alliierten Richtlinien und vermied den Anstrich eines 
„Veteranenverbandes“. Zu der 1945/46 noch funktionierenden Versorgungsverwal 
tung unterhielt er sofort enge Beziehungen: der Gründungsvorsitzende von 1945, 
Karl Schmid, wurde Direktor des Hauptversorgungsamtes Stuttgart und wechselte 
nach dessen Auflösung in die Kriegsopferabteilung der Landesversicherungsanstalt. 
Seit April 1947 erschien eine Landesausgabe der Verbandszeitschrift Fackel (1949 
Auflage 20 000 Exemplare), und Mitte 1947 wurde das Sozialwerk des VdK auf 
Landesebene gegründet. Ende 1950 hatte der Landesverband 113 000 Mitglieder. In 
Bayern wurde ein paralleler Landesverband Ende 1946 zugelassen, 21 * 23 der sich rasch 
zur stärksten Föderation innerhalb des VdK entwickelte, mit 334 000 Mitgliedern 
Ende 1950; sein Gründungsmitglied Karl Weishäupl ist 1987 Präsident des VdK. 
Der Landesverband gibt unter anderem seit 1948 eine von der Verbandszeitschrift 
getrennte eigene Monatszeitschrift Wille und Weg heraus (1958 Auflage 442 000 
Exemplare)/ 2 
In der französischen Zone war die Kontrolle der sich neu formierenden Kriegs 
opferverbände schärfer als in der amerikanischen Zone. Sie bewirkte, daß die 
Kriegsopfer sich, wie in Nordbaden, zunächst im Rahmen anderer sozialer Betreu- 
Zur OMGUS-Kriegsopferpolitik vgl. unten S. 441 ff. 
19 Vgl. oben S. 401. 
25 Jahre VdK Baden-Württemberg, S. 11. 
Verband der Körperbehinderten, Arbeitsinvaliden und der Hinterbliebenen (sic) in Bayern e. V., 
zugelassen am 29. II. 1946. Vgl. Donner, S. 21; Vom Wesen und Wirken des VdK Deutsch 
lands, S. 75 ff. 
23 Vgl. Donner, S. 64.
	        
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