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Pluralismus, wobei besonders in der Gründungszeit auch die lokalen politischen
Gegebenheiten zum Ausdruck kamen, so bei der starken Stellung der SPD im frühen
badischen VdK.
Dementsprechend fanden sich in den frühen Organisationen Mitglieder verschiede
ner Weimarer Verbände zusammen. 1949, als sich der zunächst nur im Süden und
Westen zugelassene VdK auch auf Schleswig-Holstein und Niedersachsen und der
1946 nur im Norden autorisierte Reichsbuijd auch in die amerikanische und franzö
sische Zone auszudehnen begannen, blieben diese Mitglieder in der Regel bei ihrem
neuen Verband. Die Ausdehnung beider großer Verbände auf die ganze Bundes
republik wurde unter anderem durch die Migration der Flüchtlinge und Vertriebe
nen gefördert; Flüchtlinge, die nach 1946 in Schleswig-Holstein oder Niedersachsen
in den Reichsbund eingetreten waren, blieben meist auch darin, wenn sie nach 1949
in ein anderes Bundesland umsiedelten. Doch hat die vor 1949 entwickelte regionale
Implantation der beiden großen Verbände sich bis heute schwerpunktmäßig gehal
ten.
Fortgewirkt haben die Entwicklungen der ersten Nachkriegsjahre schließlich in der
Organisationsstruktur der beiden großen Verbände: Im VdK, 1948/50 aus den Lan
desverbänden der amerikanischen und französischen Zone entstanden, haben die
regionalen Verbände nach wie vor ein erhebliches Gewicht, während der Reichs
bund, 1946 für die gesamte britische Zone zugelassen, seine damals entwickelte
zentralistische Struktur mit starkem Gewicht des Bundesvorstandes beibehalten hat
und sich, im Gegensatz zur stärker ehrenamtlichen Arbeit im VdK, 11 in größerem
Maße auf hauptamtliche Mitarbeiter stützt. 12 Alle seit 1947 eingeleiteten Versuche,
beide Verbände zu vereinigen, sind ähnlich wie seinerzeit schon die Einigungsversu
che während der Weimarer Republik fehlgeschlagen. Für die Struktur der bundes
deutschen Kriegsopferverbände - insbesondere für VdK und Reichsbund, die zu
sammen die absolute Mehrheit der Kriegsopfer repräsentieren - sind die ersten
Nachkriegsjahre damit von grundlegender Bedeutung geworden.
Ergänzend zu den skizzierten Rahmenbedingungen, die für alle großen Verbände
gelten, sei im folgenden, mit Schwerpunkt auf der Entwicklung in der französischen
VdK-Funktionären in Bayern untersucht. Vgl. auch die den Parteienproporz berücksichti
gende gegenwärtige Zusammensetzung der Führungsgremien des VdK, wie sie Verbandsmit
glieder dem Verf. im Gespräch geschildert haben, sowie eine Übersicht über die Zugehörig
keit von Ministem und Abgeordneten zum VdK in: Hans-Ulrich Geffrath, Der VdK
Deutschland - Fakten und Zahlen, Manuskript Bonn März 1982, freundlich mitgeteilt von
der Hauptgeschäftsstelle des VdK am 1.12. 1983; die relative Verteilung nach Parteien
entspricht demnach ungefähr der politischen Repräsentationsstärke der Parteien in den
Parlamenten. Auf die Frage nach der Zugehörigkeit von Bundestagsabgeordneten zum
Reichsbund seit 1949 hat dessen Geschäftsführung (Schreiben an den Verf. vom 30. 9. 1983)
geantwortet, darüber keine Angaben machen zu können.
1978 verfügte der VdK seinem Geschäftsbericht zufolge über 101 795 ehrenamtliche Vor
standsmitglieder und Mitarbeiter und über 941 hauptamtliche Mitarbeiter; Aufgabe und
Leistung, S. 121.
Die Informationen zur gegenwärtigen Struktur und Arbeitsweise der Verbände beruhen
neben der im folgenden genannten Literatur auf den Mitteilungen zahlreicher Verbands
funktionäre.