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cherten Mitglieder. 1 * Angesichts einer entsprechenden Relation für die Bizone von
rund 31 % im Jahresdurchschnitt 1948 12 erscheint die Zahl niedrig; sie deutet damit
daraufhin, daß die Ersatzkassen im Südwesten nicht nur bei den Pflichtversicherten,
sondern auch im Bereich der freiwillig Versicherten überdurchschnittlich viele Mit
glieder an die Einheitskasse verloren. Quantitativ läßt sich dies wieder nur als
Tendenz fassen, da die Bizonen-Zahlen wegen der unterschiedlichen Pflichtversi
cherungsgrenzen nicht direkt vergleichbar und mögliche durch die regionale Struk
tur bedingte Fehlerquoten nicht bekannt sind.
Weitere Hinweise gibt aber die Situation nach der Wiederzulassung. Von 1949 bis
1950 nahm die Mitgliederzahl der acht Angestelltenersatzkassen im Bundesgebiet
um rund 272 000 Personen (18,2%) zu, die der sieben Arbeiterersatzkassen um rund
10 000 Personen (14,8%); angesichts eines Gesamtzuwachses sämtlicher sozialer
Krankenkassen von rund 601 000 Mitgliedern (4%) im gleichen Zeitraum sowie der
Ortskrankenkassen von 14 270 Mitgliedern (0,1%) liegen diese Zuwachsraten sehr
hoch. 13 Sie sind mit Sicherheit zu wesentlichem Teil auf die Entwicklung in der
französischen Zone zurückzuführen, in der vermutlich der größte Teil der zur Versi
cherung in den Ersatzkassen berechtigten Versicherten die Ortskrankenkassen wie
der verließ.
Die Auswirkung der Mitgliederstruktur war einer der wesentlichen Streitpunkte im
Kampf um die Sonderkassen. Dabei war das wichtigste Argument das höhere Bei
tragsaufkommen der Angestellten. Vertreter der Ersatzkassen führten ins Feld, daß
die Angestellten kein besseres Risiko darstellten, da die Kassen in der Regel für mehr
Familienmitglieder aufzukommen hätten als bei Arbeitern, bei denen auch Frauen
und Kinder häufiger arbeiteten und damit selbst versichert seien. Die Verfechter der
Einheitskassen verwiesen unter anderem auf die längere Gehaltsfortzahlung für
Angestellte, aufgrund derer in den ersten sechs Wochen der Krankheit das Kranken-
31 Berechnet nach VdO-Rundschreiben 8/1949. Aus Unterlagen der Militärregierung gehen die
Zahlen für vier Ersatzkassen im Raum Rheinland-Pfalz im Frühjahr 1948 hervor, vom
Landesausschuß Koblenz des Verbandes der Angestellten-Krankenkassen am 11. 3. 1948
zusammengestellt (AdO Colmar RLP C. 899/3-20-3):
Mitglieder
Zusatzversicherte
Deutsche Angestellten-Krankenkasse
Berufskrankenkasse der Behörden-
und Büroangestellten
Barmer Ersatzkasse
Kaufmännische Krankenkasse Halle
6518
750
14 760
2217
5 092
24 245
5 092
29 337
Relativ ergeben sie einen ähnlichen Trend wie die Zonen-Zahlen: rund 18 % (incl. Zusatz
versicherte: 22%) der freiwilligen AOK-Mitglieder zu diesem Zeitpunkt. Nach der
Währungsreform stieg die Versichertenzahl an und damit die Berechnungsbasis.
32 Berechnet nach: Die soziale Krankenversicherung im Jahre 1948, Tabelle 1 a.
33 Die soziale Krankenversicherung im Jahre 1950, S. 8. In Ortskrankenkassen ohne Rentner,
daher von Tabelle 10 abweichend.