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Wicklungen und Entscheidungen nachgeht. 53 Dabei verbinden sich zunehmend die
älteren Traditionen der Arbeiterbewegungs-Geschichtsschreibung mit neueren sozi
alpolitischen Interessen. 54
Auf diese beiden Schwerpunkte aufbauend, entwickelt sich drittens verstärkt der
übernationale Vergleich von Sozialleistungssystemen. Im deutsch-britischen Ver
gleich sind diese Arbeiten bislang am weitesten gediehen. 55 Wichtige Anstöße gingen
dabei von dem Münchner Max-Planck-Institut für ausländisches und internationa
les Sozialrecht unter Hans Zacher aus, das zunächst vor allem Wissenschaftler
unterschiedlicher Nationen zu parallelen Beiträgen einlud, mit seiner Berliner Jubi
läumstagung 1981 aber auch zum eigentlichen Vergleich vorstoßen konnte. 56 Ebenso
anregend wirkte die Mannheimer Gruppe um Peter Flora und Wolfgang Zapf. 57
Wenngleich der Nachdruck älterer Standardwerke zur deutschen Sozialversicherung
und Sozialpolitik das Defizit auf vielen sozialpolitischen Gebieten widerspiegelt, 58
liegen auch zum 20. Jahrhundert neuere Arbeiten vor. Perspektiven für die Geschich
te des „III. Reiches“ zeigen u. a. Karl Teppe, Marie-Luise Recker, Florian Tennstedt
und Michael Kater auf, 59 und auch die langfristigen Entwicklungslinien werden
schärfer herausgearbeitet. 60
53 Dies gilt u. a. für die Arbeiten von Florian Tennstedt, von denen besonders viele Anregun
gen ausgingen. Siehe v. a. Tennstedt, Sozialgeschichte der Sozialversicherung; übergrei
fend ders., Sozialgeschichte der Sozialpolitik; mit umfassenden Quellenmaterialien und
detaillierten biographischen Informationen: ders., Geschichte der Selbstverwaltung. Unter
neueren Arbeiten zum Kaiserreich z. B. Saul sowie Ullmann, unter älteren Arbeiten
Höffner, Sozialpolitik im deutschen Bergbau; mit umfangreichem Material zur langfristi
gen Entwicklung: Zöllner, Öffentliche Sozialleistungen. Zur Entwicklung eines Teilgebie
tes bis 1945 umfassend Geyer, Reichsknappschaft.
54 Vgl. dazu Tennstedt, Vom Proleten zum Industriearbeiter; unter spezielleren Arbeiten
besonders anregend z. B. Frevert, Arbeiterkrankheit. In marxistisch-leninistischer Per
spektive vgl. die ältere Überblicksdarstellung von Peschke; zum „III. Reich“: Mason,
Arbeiterklasse.
35 Siehe besonders Ritter, Sozialversicherung in Deutschland und England; ders., Entste
hung; ders., Soziale Sicherheit; Mommsen u. Mock (Hg.).
36 Unter den Publikationen, auf die in der Sachdarstellung genauer zurückzukommen sein
wird und die im einzelnen zahlreiche den beiden ersten Schwerpunkten zuzurechnende,
hier nicht eigens zitierte Beiträge enthalten, siehe insbesondere: Zacfier, (Hg.), Methodi
sche Probleme; ders. (Hg.), Sozialrechtsvergleich; ders. (Hg.), Bedingungen; Köhler u.
Zacher (Hg.), Ein Jahrhundert Sozialversicherung; Dies. (Hg.), Beiträge, darin in histori
scher Vergleichsperspektive insbesondere die Beiträge von Gerhard A. Ritter, Gaston V.
Rimlinger, Urs Ch. Nef sowie zur Nachkriegszeit Hans Günter Hockerts, Entwicklung.
37 Vgl. unten Anm. 70 sowie Alber.
38 So das während des Krieges erarbeitete Werk von Preller, Sozialpolitik in der Weimarer
Republik (1949), und Kleeis (1928).
38 Teppe; Recker; Tennstedt, Winterhilfswerk; Kudlien (Hg.); Kater, Medizin, mit weite
rer Literatur zur Ärzteproblematik; Vorländer, NS-Volkswohlfahrt. Das mittlerweile klas
sische Werk von Mason, Arbeiterklasse, sowie die überarbeitete Einzelausgabe der Einlei
tung: Sozialpolitik, bezieht sich mehr auf die Lebensbedingungen der Arbeiterschaft als auf
die Sozialpolitik im traditionellen Sinn. Vgl. hierzu auch Mai, Betriebszellen-Organisation.
Materialreich nach wie vor die zeitgenössische Darstellung: Syrup u. Neuloh; auf ihre
Problematik wird zurückzukommen sein.
60 Vgl. Hf.ntschel, System; Stolleis, Hundert Jahre; ders., Quellen; Hockerts,
Sicherung im Alter.